Sturm "Eta" markiert Hurrikan-Rekord

  04 November 2020    Gelesen: 471
Sturm "Eta" markiert Hurrikan-Rekord

Das Jahr 2020 ist eine Sturm-Saison der Rekorde. Nun hat "Eta" eine 15 Jahre alte Marke geknackt, dabei ist die Zeit für Tropenstürme noch nicht um. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle.

Als die Meteorologen des National Hurricane Center (NHC) am vergangenen Mittwoch erstmals über ein Tiefdruckgebiet in der Karibik berichteten, ahnten sie offenbar noch nicht, was Nicaragua bevorstand. Zu der Zeit waren die Experten noch damit beschäftigt, Hurrikan "Zeta" zu beobachten, der in den Südstaaten der USA sein Unwesen trieb. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus dem Tief ein gefährlicher Sturm entwickeln könnte, noch niedrig.

Doch das änderte sich schnell. Innerhalb von einigen Tagen entstand ein so mächtiges Tiefdruckgebiet, dass es in die ohnehin schon umfangreiche Chronik der diesjährigen Atlantischen Sturmsaision einging: "Eta" erreichte am 2. November Hurrikanstärke. Er stieß mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde auf Land und wurde in der fünfstufigen Hurrikan-Skala in Kategorie vier eingeteilt. Zwar schwächte sich der Sturm später bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 175 Kilometern pro Stunde um zwei Stufen ab. Aber in Nicaragua richtete "Eta" dennoch schwere Schäden an. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben.

Für die Meteorologen ist der Hurrikan ein weiterer Beleg für die ungewöhnliche Sturmsaison in diesem Jahr. Bisher hat sie etwa 120 Menschenleben gekostet. "Eta" hat den Rekord für die stürmischste Saison aus dem Jahr 2005 eingestellt. Er ist der 28. Tropensturm im Atlantik in der laufenden Saison und der zwölfte Hurrikan. 2005 fegten zwar 15 Hurrikans über die Region. Aber die Saison ist noch lange nicht vorbei.

Offiziell läuft die Hurrikan-Phase von Anfang Juni bis Ende November. 2005 bildete sich der letzte große Sturm des Jahres aber erst am 29. Dezember. Dass dieses Jahr die heftigste Sturmsaison seit Beginn der Aufzeichungen sein wird, ist sehr wahrscheinlich. Schon "Zeta" hatte Rekorde aufgestelllt. Noch nie waren so viele namentlich benannte Stürme auf das Festland der Vereinigten Staaten geprallt wie in diesem Jahr.

Der Klimawandel begünstigt die Bildung von Stürmen, da er die Erwärmung der Meere vorantreibt. Experten erwarten künftig eine Zunahme von heftigen Stürmen. Schwache Stürme werden dagegen seltener. Es wurde sogar diskutiert, ob die fünf Kategorien für Hurrikane noch ausreichen und ob nicht höhere eingeführt werden müssen. Neben der höheren Intensität bewegen sich die Stürme aber langsamer voran. So ist die Geschwindigkeit von Stürmen zwischen 1949 und 2019 im Schnitt um zehn Prozent gesunken.

Der Grund dafür liegt in der langsameren Zirkulation der tropischen Atmosphäre durch die globale Erwärmung, schreibt der Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Eine gute Nachricht ist das aber nicht, wenn Stürme teils unter der Schrittgeschwindigkeit eines Fußgängers über Land schleichen. Der Wind ist für die Schäden, den Tropenstürme anrichten, meist nicht der ausschlaggebende Faktor. Die größte Zerstörung richten Sturmfluten und Regenmengen an. Und die fallen umso größer aus, wenn sich die Stürme langsam bewegen.

Experten der Colorado State University (CSU) hatten für dieses Jahr 24 tropische Stürme bis Ende November vorhergesagt - eine zu zurückhaltende Prognose, wie sich nun zeigt. Deshalb gingen ihnen im September auch die Namen für die Stürme aus, die jährlich von der Weltorganisation der Meteorologen (WMO) vergeben werden. Die ersten 21 Wirbelstürme werden jeweils mit Namen von A bis W benannt. Dann folgt eine Art Notfall-Namensliste nach dem griechischen Alphabet.

Hurrikane entstehen aus einer Verquickung von unterschiedlichen Umweltfaktoren. Liegt ein windstilles Tiefdruckgebiet über dem Meer und ist das Wasser wärmer als 26 Grad Celsius, steigt verdunstetes Wasser auf. Daraus werden mächtige Wolkenformationen. Sie saugen das Wasser auf, es kommt zu einem Unterdruck, der einen Sturm antreibt. In der Folge strömt immer mehr Luft nach oben und wird schließlich herumgewirbelt. In diesem Jahr sind die Bedingungen für die Bildung solcher Stürme ganz besonders günstig. In Teilen des Atlantiks und im Golf von Mexiko ist die Oberflächentemperatur des Meerwassers überdurchschnittlich warm. Westlich von Florida wurden sogar schon Temperaturen von um die 30 Grad ermittelt.

spiegel


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