Einflussreiche Kirchenmänner schützten Ex-Kardinal McCarrick

  10 November 2020    Gelesen: 464
Einflussreiche Kirchenmänner schützten Ex-Kardinal McCarrick

Theodore McCarrick machte jahrzehntelang Karriere in der katholischen Kirche – obwohl es Missbrauchsvorwürfe gegen ihn gab. Nun hat der Vatikan den skandalträchtigen Fall untersucht.

Der Vatikan hat in einer Aufarbeitung zum Missbrauchsskandal um den früheren US-Kardinal Theodore McCarrick einen seit Langem erwarteten Bericht vorgelegt. Dieser habe auf sich warten lassen, da es für die im Raum stehenden Anschuldigungen an sicheren Beweisen mangelte, hieß es.

In dem nun in Rom vorgelegten Report heißt es, Papst Franziskus habe schnell reagiert, als er von Vorwürfen von 2017 erfahren habe, die ein minderjähriges Opfer betrafen. Sie hätten sich auf Vorfälle in den Siebzigerjahren bezogen.

McCarrick hatte demnach trotz dieser Vorwürfe Karriere in der katholischen Kirche gemacht. Ihm sei es gelungen, hochrangige Kirchenmänner für sich zu gewinnen – sodass die glaubwürdigen Belege für seine Missbrauchstaten erst 2017 bekannt geworden seien.

In dem 400 Seiten umfassenden Bericht ist die Rede davon, dass der frühere Papst Johannes Paul II. über zahlreiche Vorwürfe gegen den lange einflussreichen McCarrick informiert war. Einige US-Bischöfe hätten jedoch "inkorrekte und unvollständige" Informationen an den Heiligen Stuhl gegeben.

Welche Rolle spielte Johannes Paul II.?
Johannes Paul II. habe die Vorwürfe gegen McCarrick den Untersuchungen zufolge für unbegründet gehalten. Recherchen der "Washington Post" legen nahe, dass sich der Ex-Kardinal das Schweigen des Papstes damals mit Spenden von fast 300.000 Dollar erkauft haben könnte. Im jetzt veröffentlichten Bericht des Vatikans heißt es mehrfach, Gerüchte und Vorwürfe seien nicht belegt worden.

Papst Franziskus hatte den emeritierten Erzbischof von Washington 2019 aus dem Priesteramt entlassen. Der heute 90-jährige McCarrick sei in einer Untersuchung der Glaubenskongregation des Vatikans des sexuellen Fehlverhaltens im Umgang mit Minderjährigen und Erwachsenen schuldig befunden worden, hieß es damals.Im Juli 2018 hatte der Papst bereits den Rücktritt McCarricks aus dem Kardinalsstand akzeptiert. Dieser hatte Medienberichten zufolge mehrfach ein Fehlverhalten bestritten. In dem Skandal war auch Franziskus selbst in die Kritik geraten. Es gab Vorwürfe, der Pontifex habe Anschuldigungen gegen McCarrick zu lange ignoriert und Sanktionen gegen diesen gar rückgängig gemacht.In den USA werden Hunderte katholische Priester des sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt. Allein im Bundesstaat Pennsylvania hatten sich mehr als 300

Priester über Jahrzehnte hinweg an mehr als tausend Kindern vergangen, die Dunkelziffer könnte sehr viel höher liegen.
Neben Vertrauensverlust und Kirchenaustritten drohen der Kirche inzwischen auch spürbare finanzielle Verluste: In den Vereinigten Staaten häuften sich zuletzt die Schadensersatzklagen – und die geforderten Millionen übersteigen bei Weitem die Entschädigungssummen, die etwa in Deutschland an die Opfer sexuellen Missbrauchs gezahlt werden.

spiegel


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