Corona-Helfer dürfen Luxusurlaub machen

  15 November 2020    Gelesen: 730
Corona-Helfer dürfen Luxusurlaub machen

Villenbesitzer auf Ibiza verschenken eine Woche Urlaub in ihren Domizilen an Corona-Helfer - aus Dankbarkeit für deren Einsatz in der Pandemie. Bis zu 4000 Helfer samt Familien sollen per Los in den Genuss eines Luxusurlaubs kommen. Noch kann man sich bewerben.

Von der Terrasse der "Villa Wave" auf Ibiza mit ihren hellgrauen Polstermöbeln geht der Blick über mit Palmen bewachsene Hügel bis zum Mittelmeer. Direkt vor der Terrasse glitzert ein türkisblauer Pool im Sonnenlicht. Darunter befindet sich der Fitnessbereich. In der oberen Etage der Villa gibt es einen Massage- und einen Yoga-Raum. Abends können die Gäste sich draußen im Grillbereich treffen oder am Kamin im Wohnzimmer. Zimmerreinigung ist inklusive. Morgens wird vom Personal Frühstück serviert, einen eigenen Concierge gibt es auch. Die Corona-Pandemie und ihre schweren Folgen für die Gesellschaft lassen sich hier auf Ibiza mit Sicherheit leicht ausblenden.

Normalerweise kostet ein Aufenthalt in dieser Unterkunft 90.000 Euro pro Woche. Nicht jedoch für einen Corona-Helfer mitsamt seiner Familie - sie dürfen im kommenden Jahr eine Woche umsonst dort wohnen. Denn der Besitzer spendet seine Villa für die Aktion "Together for healthcare heroes" (zu Deutsch: "Gemeinsam für Helden des Gesundheitssystems").

Alles begann im März 2020. Die erste Welle der Corona-Pandemie in Deutschland belastete das Gesundheitssystem. Ärzte und Pflegepersonal standen an vorderster Front und kümmerten sich um die Kranken. Denise Klischan, Mitbegründerin der Initiative, erinnert sich noch genau: "Man steht da und merkt, da gibt es einen Teil unserer Gesellschaft, ein paar Leute, die Opfer bringen in ihrem Arbeitsalltag. Und da kam der Wunsch auf: Mensch, wir wollen denen eigentlich gerne was schenken, was ihnen richtig guttut und wo sie ihre Seele baumeln lassen können."

Es entstand der Plan, bis zu 4000 Corona-Helfern samt ihren Familien im kommenden Jahr einen Urlaub zu schenken, inklusive Flug und luxuriöser Unterkunft. Die Ferienwohnungen, Villen und Hotelzimmer werden dabei von den jeweiligen Besitzern gespendet. Neben dem Eigentümer der "Villa Wave" macht zum Beispiel auch das Hotel "7Pines Kempinski" mit oder die deutschen Eigentümer der "Villa Es Vedra", die fünf Schlafzimmer und einen Panoramablick auf die benachbarte Insel Es Vedra bietet.

Noch haben die Initiatoren nicht so viele Unterkünfte zusammen, wie sie gerne hätten: Rund 100 Eigentümer machen bislang mit. Auch wenn einige ihr Haus für mehrere Wochen zur Verfügung stellen, reicht das noch lange nicht für die angedachten 4000 Urlaube. Denise Klischan und ihre Mitstreiter hoffen aber, dass sich auch Hauseigentümer aus anderen Ländern noch anschließen, wenn die Aktion in den kommenden Wochen bekannter wird. "Das kann auch ein Hotel oder ein Haus in den Alpen, in München oder Paris sein - wir freuen uns über alles. Es muss auch nicht unbedingt eine Luxusvilla sein, Hauptsache man fühlt sich dort wohl. Wir möchten einfach, dass jeder Gewinner irgendwo richtig schön Urlaub macht. Das ist die Grundidee der Initiative."

Vom Pfleger bis zur Reinigungskraft
Während die Organisatoren noch fleißig um Unterkünfte werben, ist parallel schon die Bewerbungsphase für die Corona-Helfer angelaufen. Über die Webseite kann sich jeder bewerben, der im Gesundheitswesen tätig ist und in den vergangenen Monaten oder aktuell mit der Corona-Pandemie zu tun hatte. Das muss nicht zwingend als Ärztin oder Pfleger sein, stellt die Initiative klar: Es kann auch die Reinigungskraft im Krankenhaus sein oder der Mitarbeiter in der Altenheimkantine. Anfang kommenden Jahres werden die gesponserten Urlaube dann verlost. Corona-Helfer aus 13 Ländern können sich bewerben, für jedes Land wird es ein Kontingent an Reisen geben - also auch für Deutschland. Wie viele Urlaube an deutsche Helfer verlost werden, hängt unter anderem von der Zahl der eingegangenen Bewerbungen ab.

Natürlich haben die Organisatoren auch berücksichtigt, dass die Pandemie bis nächstes Frühjahr vermutlich noch nicht vorbei ist: "Wir behalten die Lage im Blick und notfalls verschieben wir die Reisen", versichert Mitbegründerin Klischan. "Niemand muss ein Risiko eingehen und niemand soll auf seinen Urlaub verzichten müssen."

n-tv


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