Es ist das letzte Lebenszeichen von den 227 Passagieren und zwölf Crewmitgliedern an Bord. Nur eine Minute und 36 Sekunden später verschwindet MH370 plötzlich von den Radarschirmen. Doch das Flugzeug ist, wie man später herausfindet, weitere sieben Stunden lang in der Luft allerdings auf einem abrupt geänderten Kurs. Das ungeklärte Schicksal des Passagierflugzeugs zählt zu den großen Rätseln unserer Zeit, denn bis heute gibt es nur kleine Hinweise auf das im Indischen Ozean vermutete Wrack der Boeing 777. Seit zwei Jahren fahnden Flugzeuge, Schiffe und U-Boote nach Wrackteilen und Opfern. Neue mögliche Wrackteile sorgen für Hoffnung bei der Suche.
Wie viele Wrackteile wurden bisher entdeckt?
Der einzige Hinweis auf einen Absturz ergab sich Ende Juli 2015, als auf der französischen Insel La Réunion eine Flügelklappe und eine Reisetasche angeschwemmt wurden. Das Trümmerteil konnte wenige Tage später der Boeing 777 zugeordnet werden. Ein am vorvergangenen Wochenende in Mosambik angespültes Flugzeugtrümmerteil wurde nach Australien gebracht, um festzustellen, ob es zu der verschwundenen Boeing gehört. Das ein Meter lange Stück soll dort von australischen, malaysischen und internationalen Spezialisten untersucht werden. Kenner spekulierten nach den Bildern, dass es sich um ein Teil der Höhenflosse handeln könnte. Dieselbe Person die schon im Juli 2015 das bestätigte Wrackteil entdeckt hatte, wurde dort erneut fündig. Die Behörden prüfen das Fundstück, das der Jogger als mögliches Wrackteil zur Gendarmerie gebracht hat. Das Objekt sei etwa 20 mal 40 Zentimeter groß und das Material habe eine bienenwabenartige Struktur, wie schon die im vergangenen Jahr gefundene Klappe.
Kann ein Wrackteil einwandfrei einem Flugzeug zugeordnet werden?
Eigentlich nicht. Doch auf dem Fundstück von Mosambik sind Zahlen, Buchstaben und eine Schraube zu sehen. Die Anordnung und Kennung dürfte Rückschluss auf den Hersteller ermöglichen. Wenn es sich um eine Boeing 777 handelt, liegt es nahe, dass das Teil zu MH370 gehört. Es gibt keine anderen Boeing-777-Wracks im Indischen Ozean.
Wie kann ein Flugzeug verschwinden - wo man doch heute jedes Handy orten kann?
Tatsächlich hält jedes Verkehrsflugzeug über einen Funksender, den Transponder, ständig Kontakt mit dem Bodenradar und übermittelt neben der Kennung der Maschine seine Position, Flughöhe und Geschwindigkeit. Doch dieser Transponder wurde offenbar von der Crew kurz nach dem letzten Funkspruch abgeschaltet, dazu genügt ein Tastendruck. Daneben senden Flieger über das Aircraft Communications Adressing und Reporting System (ACARS) Daten aus. Doch weil Malaysia Airlines den Dienst eines Satellitenbetreibers nicht abonniert hatte, kam es nicht zu einem Austausch, sondern nur zu kurzen Verbindungsanfragen, digitale Handshakes, die keine weiteren Angaben enthielten. Anhand dieser Handshakes konnte ein Radius ermittelt werden, in dem sich das Flugzeug zum Zeitpunkt des Kontakts aufgehalten haben muss. Leider umfasst dieses Gebiet praktisch den gesamten Indischen Ozean.
Was weiß man bisher über die Ursache des Verschwindens der Maschine?
Herzlich wenig. Ohne größere Wrackteile und vor allem die Blackbox wird es auch keine neuen Erkenntnisse geben. Der Kurs der Maschine wurde jedenfalls absichtlich geändert ohne einen entsprechenden Funkspruch abzusetzen, auch einen Notruf gab es nicht. Satellitendaten legen nahe, dass das Flugzeug damals kurz vor Vietnam abrupt vom Kurs abwich, stundenlang Richtung Süden flog und im südlichen Indischen Ozean abstürzte. Was an Bord passierte, liegt völlig im Dunkeln.
Es kursieren zahlreiche Spekulationen. Wollte sich einer der beiden Piloten umbringen?
Tatsächlich hatte der Kapitän von MH370 auf seinem Flugsimulator die Landung auf einer kleinen Insel geübt. Das ist für Piloten aber nicht ungewöhnlich.
Entführten Terroristen die Maschine?
In der Tat befanden sich unter den Passagieren zwei Iraner mit gestohlenen Pässen, doch das waren nur illegale Einwanderer. Die Piloten haben zudem keinen Panik-Knopf gedrückt.
Wurde die Maschine versehentlich abgeschossen und es wird vertuscht?
Da müssten sehr viele Geheimdienste unter einer Decke stecken und gemeinsam dicht halten.
Lösten im Frachtraum gelagerte Lithiumbatterien einen Brand aus?
Die Maschine änderte zwar kurz nach dem Verschwinden vom Radar ihren Kurs und flog eine scharfe Kurve nach Westen – aber mit welchem Ziel? Bei einem Feuer hätte man wenigstens einen SOS-Ruf empfangen müssen.
Wo wird nach dem Wrack gesucht?
Spezialisten suchen mehr als 2000 Kilometer westlich der australischen Stadt Perth nach dem Wrack. Das Wasser ist dort bis zu 6000 Meter tief, mit Bergen und mehr als 1000 Meter tiefen Gräben. Das Suchgebiet mit 120.000 Quadratkilometern ist so groß wie Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen zusammen. Sie haben nichts gefunden.
Warum wird ausgerechnet dort gesucht?
Experten haben das Suchgebiet nach Auswertung von Satellitendaten markiert. Wenn das Wrack dort abgestürzt ist, wo Experten vermuten, wäre das Trümmerstück mehr als 6000 Kilometer Richtung Westen getrieben, um bis nach Mosambik zu gelangen. Das ist unter Berücksichtigung der Strömung im Indischen Ozean plausibel, sagen Experten. Zwischen der zu Frankreich gehörenden Insel La Réunion und Mosambik liegen 2000 Kilometer Luftlinie und die Insel Madagaskar.
Gibt es denn überhaupt noch Hoffnung, das Rätsel von MH370 zu lösen?
Im Dezember wurde eine neue "Prioritätszone" für die Suche ausgerufen. "44.000 Quadratkilometer müssen in dieser neuen Prioritätszone noch abgesucht werden", sagte der Minister für Infrastruktur, Warren Truss damals. "Wir sind optimistisch, dass die Suche zur Ortung des Wracks führt." Im Juni soll die Suche endgültig eingestellt werden. Dann bliebe für immer ungeklärt, was in den mysteriösen letzten sieben Stunden an Bord der Boeing 777 geschah.
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