Ukrainische Lobbyisten arbeiteten jahrelang an Sanktionen gegen Nord Stream 2 – WSJ

  30 November 2020    Gelesen: 518
Ukrainische Lobbyisten arbeiteten jahrelang an Sanktionen gegen Nord Stream 2 – WSJ

Neue US-Sanktionen gegen die Gasleitung Nord Stream 2 könnten laut der Zeitung „The Wall Street Journal“ einen Sieg für ukrainische Lobbyisten bedeuten, die sich jahrelang in Washington dafür einsetzten, die russische Pipeline zu ruinieren.

Konkret geht es um Wadim Glamasdin, den Berater des Vorstandsvorsitzenden des ukrainischen staatlichen Energiekonzerns Naftogaz, und den Chef des Zentrums für Energieforschung, Alexander Chartschenko.  Vier Jahre lang sollen sie nach Angaben von „WSJ“ hinter den Kulissen in Washington daran gearbeitet haben, die Umsetzung des russischen Gasprojekts zu verhindern. 

Bereits 2016 sollen Glamasdin, der damals in der ukrainischen Regierung einen Posten inne hatte, und Chartschenko Schreiben an den damaligen US-Außenminister, Rex Tillerson, und den Finanzminister, Steven Mnuchin, gerichtet haben, die jedoch unbeantwortet geblieben seien.

Dann soll ein Bekannter von Galamasdin in Washington ihn mit Daniel Vajdich in Verbindung gesetzt haben, einem Lobbyisten, der damals im Komitee für internationale Beziehungen im US-Senat tätig war. Vajdich habe vorgeschlagen, die Herangehensweise zu ändern. Er soll eigenen Worten zufolge 2014 dabei geholfen haben, Sanktionen gegen Moskau zu erarbeiten. Diese Strafmaßnahmen zwangen ExxonMobil zum Ausstieg aus Projekten mit dem russischen Ölkonzern Rosneft. Im Endeffekt hat Rosneft den Zugang zu wichtigen Technologien verloren, die Umsetzung des Projekts wurde eingestellt. Dasselbe Modell habe Vajdich nun auch gegen Nord Stream 2 eingesetzt. 

Laut „WSJ“ haben Glamasdin und Chartschenko 2018 analytische Unternehmen einbezogen, um Schwachstellen am Projekt zu suchen, was ihnen angeblich auch gelang. 

Wie die Zeitung weiter erläutert, hat ein Moskauer Experte gesagt, dass Russland über keine Schiffe verfüge, die Rohre mit einem notwendigen Durchmesser in der erforderlichen Tiefe verlegen könnten. Dänemark verbietet seinen Schiffen aus Sicherheitsgründen in einigen Gebieten des Baltischen Meeres vor Anker zu gehen, weil dort noch Minen aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges sein könnten. Der russische Energieriese Gazprom schloss darüber hinaus ein Abkommen mit dem schweizerischen Unternehmen Allseas Group SA, das Rohre verlegen kann, ohne vor Anker zu gehen.

Dann wandten sich Glamasdin und seine Kollegen an den Kongress und stellten mit Hilfe von Vajdich Kontakt zum Senator Ted Cruz her. Dieser half dabei, in die Erarbeitung von Restriktionen seine Kollegin und Russlandkritikerin Jeanne Shaheen einzubeziehen. 2019 erarbeiteten sie einen Gesetzentwurf über die Sanktionen gegen die Unternehmen, die zur Umsetzung des Projekts Nord Stream 2 beitragen. Allseas, das das wichtigste Ziel des Gesetzes war, stieg darauf beinahe sofort aus dem Projekt aus. 

Hintergrund
Die USA und einige europäische Staaten stemmen sich aktiv gegen Nord Stream 2. Washington will eigenes, deutlich teureres Flüssiggas nach Europa verkaufen. Vorigen Monat erweiterten die Vereinigten Staaten die Sanktionen gegen das russische Gasprojekt. Nun sind alle Unternehmen betroffen, die Dienstleistungen für Schiffe anbieten, die am Bau der Pipeline beteiligt sind. 

Im November unterzog die Bundesregierung in Berlin die extraterritorialen US-Sanktionen gegen Nord Stream 2 einer harten Kritik. Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Oliver Hermes, hat den US-Sanktionsdruck als „unzulässigen Eingriff ins Völkerrecht“ bezeichnet.

sputniknews


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