Joshua müht sich zum Monster-Knockout

  13 Dezember 2020    Gelesen: 570
  Joshua müht sich zum Monster-Knockout

Erst ein mächtiger Aufwärtshaken und dann noch eine harte Gerade: Anthony Joshua schlägt Kubrat Pulew in Runde neun k.o. und verteidigt seine WM-Titel. Aber restlos überzeugen kann der Engländer nicht, immer wieder boxt er gegen den Bulgaren zu abwartend.

Gut 30 Sekunden vor Ende der neunten Runde trümmert Anthony Joshua seinem Gegner Kubrat Pulew einen mächtigen Aufwärtshaken an dessen starkes Kinn. Nicht zum ersten, dafür aber nun zum letzten Mal. Der bulgarische Schwergewichtsboxer geht zu Boden. Es ist der Moment, der dieses WM-Duell eigentlich beendet. Eigentlich, denn der Ringrichter gibt den Kampf tatsächlich noch einmal frei. Pulew wankt, bekommt seine Fäuste kaum mehr hoch und fängt sich schließlich noch eine, die finale Gerade. So beeindruckend sich Pulew gewehrt hatte, so einfach fällt er Sekunden vor der Ringglocke auf die Bretter.



Ein unrühmliches, ein unverantwortliches Ende eines "spannenden Kampfs", findet unser RTL/ntv-Boxexperte Andreas von Thien. "Nach dem gewaltigen Aufwärtshaken hätte der Kampf abgebrochen werden müssen. Da erwarte ich von einem Ringrichter einfach mehr Achtsamkeit. Dass Pulew diesen letzten Fangschuss noch kassiert, das ist furchtbar. Das muss man nicht machen. Das kann ganz böse enden." Nun, Pulew stand am Ende schwer gezeichnet auf, immerhin.

Joshua, der große Favorit in diesem Kampf, verteidigt damit seine WM-Titel der Verbände WBA, WBO und IBF. Er feiert im 25. Profikampf den 24. Sieg und darf Pulew kassierte im 30. Profikampf seine zweite Niederlage und darf nun auf einen Vereinigungskampf gegen WBC-Champion und Landsmann Tyson Fury hoffen. Pulew dagegen kassierte im 30. Profikampf seine zweite Niederlage und hat wohl seine letzte Chance auf einen WM-Titel verpasst. Zuvor hatte der 39-Jährige lediglich 2014 gegen Wladimir Klitschko verloren.

Mehr Mühe und Arbeit als gedacht

Joshua hatte in den Tagen vor dem Duell ein Knockout angekündigt, er brauchte ihn auch dringend für die eigene Vermarktung. Denn nachdem er zuletzt im Duell mit Andy Ruiz jr. selbst k.o. gegangen war, verkam der Rückkampf zum maximalen Langweiler. Stattdessen landete Joshuas Rivale Fury ein spektakuläres Comeback. Mit seiner rotzigen und stets pöbelnden Art ist Fury näher an den Fans als der bisweilen steril daher kommende Joshua.

Aber war das nun der Kampf, den es gebraucht. Hat Joshua nicht nur geliefert, sondern auch überzeugt? Unseren Experten nur bedingt: "AJ (Anmerk. d. Red.: Anthony Joshua) wollte unbedingt ein Statement setzen, das hat er dann in Runde neun gemacht. Aber insgesamt musste er doch mehr arbeiten als ihm lieb war. Auch weil Pulew einfach eine große Leistung angeboten hat. Was er gegen diesen Athleten weggesteckt hat, Wahnsinn!"

Aber der 39-Jährige hat nicht nur kassiert, er hat auch wirklich gut geboxt. "Sein Trainer Ulli Wegner hat mir vor dem Kampf erzählt, dass Pulew einfach Boxen will, den linken Haken bringen und die Führhand nutzen. Das hat er gut umgesetzt", analysiert von Thien. Mindestens zwei Runden hat unser Experte für den Außenseiter notiert. Das es am Ende aber nicht zur Überraschung gereicht hat, dass lag an diesem "Riesenhammer, den Joshua da hat." Dieser wahnsinnige Aufwärtshaken. Sonst aber sah von Thien bei Joshua noch reichlich Potenzial: "Er ist mir manchmal zu lethargisch, zu abwartend, er gerät dann zu sehr in die Defensive." Pulew konnte das nicht ausnutzen.

Aber womöglich Fury? "Wenn ich das heute bewerten müsste, dann würde mein Pendel klar zu Fury ausschlagen", sagt unser Experte. "Er ist noch viel variabler als Pulew, er ist größer, er ist härter, ein echter Streetfighter, ein Schlitzohr sondergleichen." Ob der Fight der beiden Engländer im kommenden Jahr aber wirklich zustande kommt, ist offen. Zuletzt hatte Joshuas Lager Fury immer wieder vorgeworfen, sich vor dem Duell zu drücken.

Quelle: ntv.de


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