Kurz vor der Wahl des neuen Parteichefs hat der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, für seinen Wunschkandidaten Friedrich Merz geworben. "Friedrich Merz würde der Demokratie guttun", sagte Kuban im "Frühstart" von ntv. "Weil die Auseinandersetzung und Polarisierung mal wieder ein bisschen in der politischen Mitte läuft - und wir das Ganze nicht den Rändern überlassen.
Die Volksparteien würden mit einem CDU-Vorsitzenden Merz unterscheidbarer, sagte der Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation. "Er würde dafür sorgen, dass die Ränder kleiner würden."
Beim heute Abend beginnenden CDU-Parteitag kandidieren Merz sowie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen für den Parteivorsitz. Die Wahl findet am morgigen Samstag statt.
Kuban rechnet nicht damit, dass Röttgen eine Chance auf den Parteivorsitz hat: "Es wird am Ende ein Herzschlagfinale zwischen Friedrich Merz und Armin Laschet geben." Der Sieger werde nicht automatisch Kanzlerkandidat der Union, aber: "Er hat immer das erste Zugriffsrecht. Das war in der Vergangenheit so und ich bin mir sicher, dass es auch dieses Mal so sein wird."
Dennoch habe es in der Geschichte auch schon zwei CSU-Kanzlerkandidaten gegeben. "Wir sind jetzt in einer Zeit, wo man vielleicht auch mal raus muss aus alten Denkmustern. Aus meiner Sicht sollte am Ende der aussichtsreichste Kandidat für die Union kandidieren." Wer das sei, entscheide die CDU gemeinsam mit der CSU. Kuban hatte zuletzt auch Gesundheitsminister Jens Spahn als möglichen Kanzlerkandidaten ins Spiel gebracht. Spahn unterstützt allerdings Laschets Kandidatur.
Kuban wirft seiner Partei "Trickserei" vor
Bei einer Abstimmung innerhalb der Jungen Union hatte sich im Herbst Merz mit absoluter Mehrheit durchgesetzt. Seitdem wirbt die Nachwuchstruppe für den Sauerländer. Nicht begeistert allerdings war Kuban im Oktober von Merz‘ Kritik am angeblichen "Establishment" in der CDU, das ihn als Vorsitzenden verhindern und auf Betreiben von Laschet den Parteitag hinauszögern wolle. "Ich persönlich fand nicht jede Aussage klug", sagte Kuban heute. Dennoch sei es "Trickserei" gewesen, den Parteitag in den Januar zu verschieben. Heute gebe es keine andere rechtliche Lage als im Dezember, schon damals sei eine digitale Vorsitzwahl möglich gewesen.
Den digitalen Parteitag hält Kuban nicht für einen Nachteil für den vermeintlich stärksten Redner Merz. "Am Ende ist es für alle drei dieselbe Herausforderung. Und sie wollen alle drei Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden. Also von daher müssen sie auch diese meistern."
Auf dem Parteitag 2018 in Hamburg hatte Annegret Kramp-Karrenbauer die Stimmung mit einer furiosen Rede zu ihren Gunsten gedreht, Friedrich Merz verstolperte überraschend seinen Auftritt. Auch dieses Mal könnten die Reden einen Unterschied machen, meint Kuban - obwohl sie nur digital stattfinden. "Man kann auch zu Hause vor dem Bildschirm begeistern."
"Es muss Licht am Ende des Tunnels geben"
Für die Corona-Maßnahmen forderte Kuban angesichts zunehmender Resignation in der Bevölkerung eine Lockerungs-Perspektive. "Es muss Licht am Ende des Tunnels geben. Man kann sich nicht von Lockdown zu Lockdown zu Lockdown hangeln."
Die Infektionszahlen seien zwar hoch und die Mutation des Virus eine Herausforderung. Das Signal aber müsse sein, für weitere zwei oder drei Wochen Konsequenz einzufordern, für danach aber auch klarzumachen, wie es weiterginge. "Wenn die Über-70-Jährigen geimpft sind, dann werden die Todeszahlen ganz andere sein - und dann werden wir eine ganz andere Debatte in Deutschland bekommen", so Kuban. Es brauche jetzt eine Ansage, wann der Zeitpunkt komme, um die Maßnahmen zu lockern. "Wir müssen sehr genau aufpassen, dass wir die Menschen am Ende mitnehmen."
Quelle: ntv.de, psc
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