FFP2-Masken muss man richtig nutzen

  27 Januar 2021    Gelesen: 573
  FFP2-Masken muss man richtig nutzen

Obwohl sie nur in Bayern Vorschrift sind, tragen jetzt in ganz Deutschland viele Menschen beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln FFP2-Masken. Das ist eigentlich gut, denn sie schützen auch die Träger. Doch das gilt nur, wenn man sie richtig nutzt und wichtige Regeln einhält.

Seit Montag muss man deutschlandweit beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln eine medizinische Maske tragen. Außer in Bayern, wo sie vorgeschrieben sind, müssen dies keine FFP2-Masken sein, auch sogenannte OP-Masken sind erlaubt. Doch viele Menschen bevorzugen sie, da sie auch die Träger vor einer Covid-19-Ansteckung schützen. Allerdings muss man dafür FFP2-Masken korrekt verwenden - und schon ein schneller Check im Supermarkt oder der U-Bahn zeigt, dass dies sehr oft nicht der Fall ist. ntv.de erklärt, worauf schon beim Kauf zu achten ist, wie man solche Masken richtig trägt und wie man ansonsten mit ihnen umgehen sollte.

Worauf beim Kauf zu achten ist

Zunächst gilt es, beim Kauf von FFP2-Masken keine der vielen Fälschungen oder minderwertige Ware angedreht zu bekommen. Hundertprozentig kann dies nur ein Labor feststellen, aber es gibt Merkmale, anhand derer man das Risiko, einem Betrug aufzusitzen, minimieren kann.

FFP ist eine englische Abkürzung für Face Filtering Piece und steht im Deutschen für partikelfilternde Halbmasken. Die 2 steht für die Filterklasse. Eine FFP2-Maske muss nach EU-Norm mindestens 94 Prozent der in Aerosole und Partikel zurückhalten. Um dies zu garantieren, ist vorgeschrieben, dass eine Maske von einer zugelassenen Stelle geprüft wird. In Deutschland sind das die DEKRA, das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Der Hersteller muss das Zertifikat auf Verlangen vorlegen können.

CE-Nummer wichtigstes Merkmal

Eine zertifizierte Maske erhält in Deutschland eine CE-Nummer, die einer zugelassenen Prüfstelle zugeordnet ist. Beim IFA ist dies beispielsweise die CE 0121. Um festzustellen, ob eine gekaufte Maske die Nummer einer offiziellen EU-Prüfstelle trägt, kann man eine Webseite der EU-Kommission aufrufen, die sie auflistet.

Zusätzlich zur CE-Nummer muss auf Verpackung und Maske die europäische Norm aufgedruckt sein, wonach sie zertifiziert wurde. In diesem Fall ist dies die EN 149:2001+A1:2009. Ergänzt werden die Angaben durch Produktname und/oder Produktnummer sowie den Namen oder das Warenzeichen des Herstellers. Vertrauenswürdige Masken haben auch eine deutsche Gebrauchsanleitung auf oder in der Verpackung.

Gelegentlich steht zusätzlich auch die Bezeichnung K95 oder N95 auf der Maske. Sie wurde dann nach chinesischen oder US-Normen zertifiziert. Trägt sie zusätzlich die nötigen europäischen FFP2-Kennzeichnungen, wurde sie mehrfach geprüft und alles ist in Ordnung.

Egal ob zertifiziert oder nicht: FFP2-Masken mit Ventil sind ein No-Go. Sie filtern die Luft beim Ausatmen nicht, wodurch die Schutzwirkung für Menschen in der Umgebung nahezu null ist.

Vorsicht bei CPA-Ware!

Theoretisch gibt es auch Masken, die den FFP2-Standard erfüllen, auch wenn sie nicht zertifiziert sind. Denn weil Schutzausrüstung zu Beginn der Pandemie Mangelware war, durften bis 30. September Masken auf den Markt gebracht werden, die lediglich einen Schnelltest einer zugelassenen Stelle durchlaufen hatten. Sie tragen selbst beziehungsweise die kleinste Verpackungseinheit die Bezeichnung Corona-Pandemie-Atemschutzmaske oder einfach nur CPA-Maske. Der Verkäufer muss das entsprechende Zertifikat vorweisen können.

Die DEKRA schätzt, dass rund 4 Milliarden CPA-Masken nach Deutschland geliefert wurden. Und sie dürfen weiter verkauft werden, solange sie nicht das Ende des Ablaufdatums (ein Jahr ab Prüfdatum) überschritten haben. Dabei kann es sich auch um K95- oder N95-Masken ohne EU-Zertifizierung handeln.

Das ZDF-Magazin WISO kaufte stichprobenartig solche Masken ein und ließ sie von der DEKRA prüfen. Heraus kam, dass sie oft nicht die nötige Schutzleistung erbringen. Eine in einer Apotheke gekaufte Maske filterte sogar nur 37 Prozent der Aerosole heraus.

Korrekter Umgang mit der Maske

Wenn man eine FFP2-Maske so nutzt, wie es die meisten Menschen mit Alltagsmasken tun, schützen sie nur bedingt oder erhöhen für den Träger sogar das Risiko, zu erkranken. Dazu gehört beispielsweise, die Maske bis zum Einkauf in der Gesäß- oder Jackentasche aufzubewahren, kurz vor Ladeneingang aufzusetzen und beim Verlassen wieder in die Tasche zu stecken.

Zwar sind Supermärkte und öffentliche Verkehrsmittel nicht mit einem Risikobereich eines Krankenhauses vergleichbar. Aber wenn man die Hygiene missachtet, besteht trotzdem die Gefahr, sich über an der Maske anhaftende Bakterien oder Viren zu infizieren - und dabei gilt es nicht nur auf Covid-19 zu achten.

Vor allem aber muss sie absolut dicht sitzen, um zuverlässig zu schützen. Dass das alles andere als selbstverständlich ist, sieht man, wenn man aktuell Supermarkt-Kunden beobachtet, von denen viele die Masken nicht korrekt tragen.

Für Laien oft nur ein besserer Mund-Nasen-Schutz

FFP2-Masken kommen eigentlich im Arbeitsschutz zum Einsatz, und Arbeitgeber müssen ihr Personal entsprechend schulen. Um einen dichten Sitz zu garantieren, kommt teilweise der sogenannte FIT-Test zum Einsatz. Dabei tragen Anwender eine Maske unter einer Haube, die denen von Schutzanzügen in Hochsicherheitslabors ähneln. In die Haube wird ein Geruchsstoff eingeleitet. Riecht ihn die Testperson nicht, sitzt die Maske dicht.

Weil bei Nicht-Profis ein dichter Sitz nicht vorausgesetzt werden kann, schreibt das RKI in seinen aktualisierten FAQ: "Bei der Anwendung durch Laien ist ein Eigenschutz über den Effekt eines korrekt getragenen Mund-Nasen-Schutzes hinaus nicht zwangsläufig gegeben."

So sitzt die FFP2-Maske richtig:

Folgende Regeln sollte man einhalten, um sich mit FFP2-Masken möglichst effektiv selbst zu schützen:
- Vor dem Auspacken der Maske Hände mindestens 20 Sekunden gründlich waschen oder desinfizieren.
- Trotz sauberer Hände niemals ins Maskeninnere fassen, möglichst nur die Bänder berühren.
- Maske vollständig entfalten und Nasenbügel vorformen.
- Mit einer Hand die Maske platzieren, dabei am Kinn beginnen. Mit der anderen Hand die Haltebänder über den Kopf ziehen. Das obere Band kommt über die Ohren, das untere unter die Ohren in den Nacken.
- Die Bänder dürfen nicht verdreht sein, sondern sollten flach anliegen.
- Sitz der Maske oben und unten anpassen, gegebenenfalls verstellbare Bänder anziehen.
- Sehr wichtig: Der Nasenbügel muss der Nasenform angepasst werden, hier sitzen Masken besonders oft schlecht. Ein Finger drückt den Bügel auf die Nasen, Daumen und Zeigefinger der anderen Hand formen ihn um den Nasenrücken herum.
- Wenn die Maske richtig sitzt, bläst sie sich beim Ausatmen auf und zieht sich beim Einatmen zusammen. Tut sie dies nicht oder spürt man an einer Stelle einen Luftzug, muss man nachjustieren.
- Auch beim Abnehmen nur die Haltebänder anfassen.

Haarige Probleme

Da es essenziell ist, dass FFP2-Masken dicht abschließen, sind sie nicht mit Bärten vereinbar, die dort sprießen, wo ihr Gewebe mit der Haut abschließt. Dies gilt auch schon für Drei-Tage-Bärte. Aber auch Frauen können ein haariges Problem haben. Das RKI weist darauf hin, dass Masken möglicherweise im Wangenbereich nicht dicht sitzen, wenn die Haare offen getragen werden und über Hals und Nacken fallen.

Dies wird zwar nicht kontrolliert und man erhält auch mit schlecht sitzenden FFP2-Masken Zutritt zum Supermarkt und in öffentliche Verkehrsmittel. Aber dann kann man sich das Geld sparen und genauso gut viel günstigere OP-Masken tragen.

Begrenzte Tragedauer

Weil FFP2-Masken dicht abschließen und stärker filtern, erschweren sie spürbar das Atmen. Das RKI empfiehlt für den beruflichen Einsatz daher eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung, um mögliche Risiken abzuschätzen. "In Untersuchungen mit Gesundheitspersonal wurden Nebenwirkungen wie zum Beispiel Atembeschwerden oder Gesichtsdermatitis infolge des abschließenden Dichtsitzes beschrieben", schreibt die Behörde.

Welche Auswirkungen bei Risikogruppen oder Kindern zu befürchten sind, sei bisher nicht untersucht worden, so das RKI. Hersteller warnen in der Gebrauchsanweisung oft, ihr Produkt dürfe von Personen mit Atemproblemen oder eingeschränkter Lungenkapazität nicht verwendet werden.

Aber auch bei gesunden Menschen ist die Tragedauer begrenzt. Laut RKI empfehlen Hersteller in der Regel nach spätestens 75 Minuten mindestens 30 Minuten zu pausieren. Insgesamt sind FFP2-Masken auf ungefähr acht Stunden Tragedauer ausgelegt. Dies hängt auch von weiteren Gegebenheiten ab, eine feuchte Maske muss beispielsweise unabhängig von der Dauer sofort gewechselt werden.

Maske nur bedingt wiederverwendbar

Grundsätzlich ist im beruflichen Einsatz eine FFP2-Maske für den einmaligen Gebrauch bestimmt. Privat wäre es aber Verschwendung, sie nach einem Einkauf zu entsorgen. Dies sieht offensichtlich auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) so. Es hat daher ein entsprechendes Forschungsprojekt an der Fachhochschule Münster und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unterstützt.

Die Untersuchungen haben ergeben, dass nach sieben Tagen an der Luft die mögliche Menge von Coronaviren auf der Maske auf "ein verträgliches Maß" verringert wird. In einem Info-Flyer wird ein Verfahren beschrieben, wie man mit sieben Stück pro Person in täglicher Abfolge Masken so lange nutzen kann, bis sie insgesamt jeweils fünfmal in Gebrauch waren.

Noch besser wird Sars-CoV-2 der Garaus in einem Backofen gemacht, der konstant 80 Grad halten kann, so das Forschungsergebnis. Wie man auf diese Weise eine Maske fünfmal wiederverwenden kann, wird in dem Flyer ebenfalls genau beschrieben.

Egal, ob man eine FFP2-Maske einmal oder mehrfach verwendet, und egal, wie korrekt man sie glaubt, zu handhaben: Sie darf nicht zu einem trügerischen Gefühl der Sicherheit führen, man muss nach wie vor die Hygieneregeln einhalten.

Quelle: ntv.de


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