Trotz Milliardenverlust: Deutsche Bank zahlt 750 Mitarbeitern Millionengehälter

  12 März 2016    Gelesen: 747
Trotz Milliardenverlust: Deutsche Bank zahlt 750 Mitarbeitern Millionengehälter
Deutsche-Bank-Chef John Cryan wettert gern gegen zu hohe Boni. Doch im eigenen Haus fallen die Einschnitte eher lasch aus. Trotz eines Milliardenverlusts müssen nur wenige Banker kürzer treten.
Man nimmt John Cryan ab, dass er auf Luxus verzichten kann. Der Deutsche-Bank-Chef tritt eher unglamourös auf, fliegt mit dem Linienjet und hat den persönlichen Chauffeur für Vorstände erst mal in einen Fahrerpool umgewandelt.

Auch wenn es um sein Gehalt geht, macht der Brite Abstriche - wenn auch eher notgedrungen. Weil die Bank im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro eingefahren hat, muss der gesamte Vorstand auf Bonuszahlungen verzichten. Der Aufsichtsrat hat sie ihm gestrichen. Deshalb muss sich Cryan laut dem nun vorgelegten Geschäftsbericht für das erste halbe Jahr seiner im Juli gestarteten Amtszeit mit 1,9 Millionen Euro Grundgehalt zufriedengeben. Für ein Geldhaus mit den Ansprüchen der Deutschen Bank ist das eher läppisch.
Auch sonst gibt Cryan gerne den harten Sanierer und Kämpfer gegen zu hohe Gehälter. Es wäre inakzeptabel, wenn die Beschäftigten die Lasten nicht mittragen würden, verkündete der Bankchef bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im vergangenen Herbst. Kurz darauf legte er nach: "Ich glaube, dass die Leute im Bankensektor zu viel Geld verdienen", wetterte er bei einer Veranstaltung mit Studenten in Frankfurt. Immer wieder sickerten Meldungen an die Presse durch, wonach die Boni um "bis zu 30 Prozent gekürzt" würden. Das klang nach hartem Durchgreifen.

Im Geschäftsbericht liest sich das alles ein bisschen anders. Mal abgesehen vom zehnköpfigen Vorstand, der zwangsweise auf seine Boni verzichten muss, scheint das Geld bei der Deutschen Bank trotz Milliardenverlust noch ganz üppig zu fließen - zumindest in die Taschen der Top-Mitarbeiter.

Zwar fiel der Bonustopf für das abgelaufene Jahr mit 2,4 Milliarden Euro tatsächlich etwas kleiner aus als im Vorjahr (damals waren es 2,7 Milliarden Euro). Im Gegenzug stieg aber das Festgehalt umso stärker, sodass die Gesamtvergütung sogar leicht zulegte - auf nunmehr 10,5 Milliarden Euro. Für die Mitarbeiter ist die Verschiebung gut. Das Festgehalt fließt direkt auf ihr Konto. Die Boni dagegen werden teilweise über mehrere Jahre verzögert ausgezahlt.

Die 2000 Top-Leute bekommen gut zwei Milliarden Euro

Knapp die Hälfte der gesamten Konzernvergütung, rund 4,75 Milliarden Euro, entfiel auf die etwa 28.000 Mitarbeiter der Investmentbank - jener Sparte, die der Bank seit Jahren immer wieder horrende Kosten für Rechtsstreitigkeiten beschert. Damit sind die Personalkosten für diesen Bereich sogar noch leicht gestiegen. Selbst wenn man die ebenfalls gestiegene Zahl der Mitarbeiter berücksichtigt, ergibt sich pro Kopf gerechnet nur ein kleines Minus von etwa drei Prozent. Harte Einschnitte sehen anders aus.

Noch deutlicher wird die immer noch üppige Bezahlung, wenn man auf die rund 2000 Top-Manager aus Konzernspitze und Investmentbank schaut. Sie erhalten für 2015 gut zwei Milliarden Euro - also im Schnitt rund eine Million Euro pro Kopf. Auch hier hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr kaum etwas geändert. Die Zahl der Mitarbeiter mit Millionengehältern fiel zwar leicht von 816 auf 756. Dafür ging es in der Spitze sogar weiter nach oben: Zwei Beschäftigte kamen auf eine Jahresvergütung von mehr als zehn Millionen Euro.
Im Geschäftsbericht verteidigt die Bank die hohen Gehälter für einige Angestellte. Sie seien notwendig, um Talente zu gewinnen und zu binden. Zudem seien die Erträge der Bank solide. Der Milliardenverlust für das Geschäftsjahr 2015 gehe in erster Linie auf "Einmaleffekte" zurück und resultiere "nicht aus der Leistung der Geschäftsbereiche in 2015". Mit anderen Worten: Die Mitarbeiter haben eigentlich gute Arbeit gemacht.

Dennoch will Cryan ab kommendem Jahr etwas ändern: Die Höhe der Boni soll stärker mit dem Konzernergebnis verknüpft werden, kündigte die Bank an. Sollte es also noch mal einen ähnlichen Verlust geben, müssten auch die Top-Verdiener stärker bluten. Ob man diesen Ankündigungen glauben kann, wird wohl erst der Blick in den Geschäftsbericht 2016 zeigen.

Zusammengefasst: Trotz eines Rekordverlusts von 6,8 Milliarden Euro zahlt die Deutsche Bank für das Geschäftsjahr 2015 immer noch üppige Gehälter. Entgegen aller Spar-Rhetorik steigt die Gesamtvergütung auf 10,5 Milliarden Euro. Allein 2 Milliarden Euro davon sahnen die rund 2000 Top-Banker ab.


Quelle : spiegel.de

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