Wer auf Sergio Ramos zuläuft, dem muss eine Sache immer klar sein: Eine romantische Begegnung wird das nicht. Zumindest für all jene nicht, die Romantik eher dem Bereich Zärtlichkeit zuordnen. Aber nun ja, wer auf Sergio Ramos zuläuft, der will in der Regel etwas anderes, als Liebe. Der will in der Regel bloß schnell vorbei und dann ein Tor schießen. Möglich ist das selbstverständlich. Praktische Belege dafür gibt es eine Menge. Noch viel mehr praktische Belege gibt es allerdings dafür, dass alle fußballerischen Versuche, den Abwehr-Giganten (nicht von der Körpergröße) zu überwinden, kläglich (manchmal schmerzhaft) scheitern.
Weil Sergio Ramos eben der ist, der er ist, hat er verdammt viele Titel eingefahren. 26 sind es bislang. Als Kapitän und aggressiver Anführer der "Königlichen" und der spanischen Nationalmannschaft, der "La Furia Roja". Dafür war indes auch eine sportliche Transformation notwendig. Vom einst gelegentlich zu wilden und zu leichtsinnigen Rechtsverteidiger zu einem souveränen Zenturio im Abwehrzentrum. Die Transformation fand allerdings nicht bloß auf dem Feld statt, auch optisch hat der 34-Jährige an seiner kolossalen Aura des unerschütterlichen Anführers gearbeitet.
Für mutmaßlich jede Top-Mannschaft in Europa ist der Gedanke an eine Verpflichtung von Ramos wohl systemrelevant. Erst recht in dieser Saison, weil der Vertrag des Spaniers bei Real im Sommer ausläuft. Zwar wollen die Madrilenen ihren Kapitän unbedingt halten und auch der Kapitän hat sportlich wohl kaum Gründe zu wechseln. Aber Angebot (von Real) und Forderung (von Ramos) liegen offenbar weit auseinander. Eine sehr erstaunliche Parallele zum FC Bayern und David Alaba. Denn auch zwischen dem Rekordmeister und dem Abwehrchef passten die Abstände zwischen Angebot und Forderung nicht.
Ein ziemlich wildes Gerücht
In München läuft weiter alles auf eine Trennung hinaus. Und womöglich wechselt Alaba sogar zu Real. Denn in Madrid wollte der Österreicher ja immer schon mal spielen. Als Abwehrchef vom Quintuple-Sieger zum Abwehrchef der Merengues, das wäre ein wahrhaft königlicher Aufstieg. Und Ramos, ja, der Ramos, der könnte das Führungs- und Verteidigungsvakuum in München beheben. Nicht zwingend als die Lösung für eine fußballerische Ewigkeit, wohl aber als Top-Lösung für ein, zwei, womöglich drei Jahre. Ein Transfer des 34-Jährigen wäre ein verdammter Coup. Und über den wird gerade in Spanien diskutiert.
Das extrem beliebte Fußball-Medium "El Chiringuito de Jugones" (auf Sensationen aus, aber gut vernetzt) ließ mitteilen, dass sich die Bosse aus München bei ihren beiden spanischen Spielern Marc Roca und Javi Martinez erkundigt hätten, wie denn die Lage bei Ramos derzeit so ist. Tja, und wie ist sie? Laut "Marca" angespannt. Real-Boss Florentino Pérez soll Ramos demnach rund zwölf Millionen Euro für ein weiteres Jahr angeboten haben. Doch der Verteidiger will offenbar eine Zusammenarbeit für mindestens zwei Jahre. In München wiederum dürfte die Laufzeit weniger Problem sein als das Geld. Denn für zwölf Millionen Euro hätten sie wohl auch Alaba halten können. Und der hat immerhin die Vorzüge deutlich jünger zu sein, sechs Jahre nämlich, und den so geschätzten Wert der ewigen Heimeligkeit in München.
Gute Erfahrungen mit Spaniern
Aber es ist natürlich auch so: Mit Spaniern haben sie in München tatsächlich bislang sehr wenig falsch gemacht. Javi Martinez verbiss sich in der Triple-Spielzeit 2013 leidenschaftlich und erfolgreich in die noch so dicken Wadln seiner Gegner. Thiago leitete das Spiel jahrelang wunderschön an, gelegentlich etwas zu lässig, aber meistens großartig. Juan Bernat kam zwar in der Rückschau bei Uli Hoeneß nicht gut an, war aber eine zuverlässige Kadergröße. Ein herausragender Kaderschmied war Josep Guardiola, der dem Klub eine selten gesehene Grandézza verlieh. Und dann war da noch Xabi Alonso, ähnlich alt wie Ramos, als er nach München kam, ähnlich beeindruckend als Typ. Aber ganz anders in der Führung, elegant, souverän. Über Pepe Reina (der war, beziehungsweise ist Torwart) und Álvaro Odriozola gibt es derweil weniger Nachhaltiges zu berichten. Aber gut, muss auch mal sein.
Ramos in München, das wäre also was. Unzweifelhaft charmant. Auf mehreren Ebenen. Sportlich muss das nie zurücksteckende Raubein nichts mehr nachweisen. Seine Klasse ist unbestritten. Übrigens auch als Torjäger: In 668 Spielen für Real erzielte er 100 Treffer (viele Elfmeter) und bereitete 40 vor. Überragend. Ebenso wie seine Führungsstärke. Und diese könnte ganz besonders wichtig werden, wenn neben Alaba (sehr wahrscheinlich) auch Jérôme Boateng (Vertrag läuft aus, Verhandlungen sollen geführt werden) den Klub verließe. Denn dann würde der Umbau der bayrischen Abwehr doch sehr gewaltig ausfallen, zumal mögliche Zweifel der Klubbosse an Niklas Süle medial tüchtig stabil gehalten werden.
Bliebe aus dem aktuellen Kader noch Lucas Hernández, der nach wie vor nicht endgültig befreite und etablierte Rekordmann, für den sie einst rund 80 Millionen Euro zahlten - mehr als für jeden anderen Spieler, der den Weg nach München fand. Ramos als Anleiter für Hernández, Ramos als Führungskraft für potenzielle Neuzugänge wie den spektakulären Leipziger Abwehr-Büffel Dayot Upamecano, wie Pau Torres vom FC Villarreal, wie seinen Real-Kollegen Éder Militao oder Omar Richards vom englischen Zweiligisten FC Reading, das wäre was. Ist nur sehr wahrscheinlich viel zu teuer. Schade.
Quelle: ntv.de
Tags: