Walter-Borjans geht Impfstoffhersteller an

  01 Februar 2021    Gelesen: 710
Walter-Borjans geht Impfstoffhersteller an

Die halbleeren Versprechungen der Impfstoffproduzenten ärgern SPD-Chef Walter-Borjans. Die Hersteller hätten eine "Gesamtverantwortung für die Gesellschaft", so der Sozialdemokrat. Zudem fordert er die Offenlegung der Lieferverträge zwischen den Firmen und der EU.

Vor dem heute stattfindenen "Impfgipfel" hat SPD-Chef Norbert Walter-Borjans die Hersteller von Corona-Impfstoffen scharf kritisiert. "Ich bin schockiert über den Mangel an Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein bei einigen Herstellern. Es geht hier nicht um Schokolade, sondern um ein Produkt, an dem Existenzen und der Zusammenhalt der Gesellschaft hängen, sagte Walter-Borjans dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Trotz aller Anerkennung für die rasche Entwicklung der Vakzine sind mehrere Hersteller von Covid-19-Impfstoffen zuletzt in die Kritik geraten. So sorgten etwa das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer für Ärger mit der kurzfristigen Ankündigung, wegen Werksumbauten vorübergehend weniger Impfstoff zu liefern - auch wenn dadurch eine größere Produktion möglich werden soll.

Der britisch-schwedische Hersteller Astrazeneca hatte vor gut einer Woche überraschend mitgeteilt, im ersten Quartal statt 80 Millionen nur 31 Millionen Dosen Impfstoff an die EU-Staaten zu liefern. Die Empörung war groß, am Sonntag sagte Astrazeneca dann zu, immerhin neun Millionen Dosen mehr zu liefern, also insgesamt 40 Millionen Dosen, wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mitteilte.

"Das Agieren der Impfstoffhersteller irritiert mich zutiefst. Was sind das für Manager, die mitten in einer gesellschaftlichen Notsituation ohne mit der Wimper zu zucken gegebene Zusagen wieder zurücknehmen?", so Walter-Borjans. "Die Unternehmen haben eine Gesamtverantwortung für die Gesellschaft - besonders, wenn sie mit Millionen Euro aus Steuermitteln gefördert worden sind." Er erwarte, dass sie dieser Verantwortung gerecht würden. Gleichzeitig müssten alle Lieferverträge zwischen den Unternehmen und der EU veröffentlicht werden, forderte der SPD-Chef.

"Um zu bewerten, ob Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Fehler zu verantworten hat, müssen alle Verträge mit Herstellern auf den Tisch." Dass Brüssel die Verträge bislang nur zögerlich und mit vielen Schwärzungen veröffentliche, mache misstrauisch. Es stehe fest, dass der Etatansatz für die Impfstoffbeschaffung insgesamt zu niedrig gewesen sei.

n-tv


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