Winterchaos wird am Sonntag "spektakulär"

  05 Februar 2021    Gelesen: 660
Winterchaos wird am Sonntag "spektakulär"

Seit Tagen zeichnet sich eine extreme Wetterlage über Deutschland ab, nun sind sich die Vorhersagen langsam einig, wie heftig der chaotische Wintereinbruch wird. Bei Sturm und eisigen Temperaturen drohen Teilen des Landes meterhohe Schneeverwehungen. Schnelles Tauwetter ist indes nicht in Sicht.

Dass Deutschland in den kommenden Tagen eine extreme Wetterlage und ein harter Wintereinbruch bevorstehen, darauf deuten seit Tagen alle Modelle hin. Uneins waren die Prognosen lange nur, wie heftig die Kapriolen ausfallen, nun zeichnet sich langsam ein eindeutigeres, belastbares Bild ab: Warme Saharaluft in einem aus Südwesten kommenden Tief trifft an der Luftmassengrenze mitten über Deutschland mit kalter Sibirienluft zusammen und sorgt so ab dem Wochenende für kräftigen Wind, eisige Temperaturen und teils starke Schneefälle und -verwehungen.

"Das Aufeinanderprallen von ehemaliger Sibirienluft und Saharawärme erreicht am Sonntag seinen spektakulären Höhepunkt", prognostiziert ntv-Meteorologe Christian Häckl. Bereits am Samstag verschärfen sich die Gegensätze zwischen Nordosten und Südwesten. Das von Frankreich hereinziehende Tief bringt verstärkte Niederschläge und facht gleichzeitig die kalten Winde aus Osten an. Während Bayern und das südliche Baden-Württemberg noch frühlingshafte Sonne und 15 Grad bekommen, fallen die Temperaturen im Nordosten teils auf gefühlte minus 10 Grad. An der Grenze dazwischen - etwa vom Niederrhein bis zum Erzgebirge - fallen am Samstag bereits bis zu 10 Zentimeter Schnee.

In der Nacht zum Sonntag setzen vom Niederrhein über Niedersachsen bis Sachsen-Anhalt dann teils kräftige Schneefälle ein, die sich am Sonntag weiter bis Berlin und Hamburg ausbreiten. Wie viel Schnee genau runterkommt, darin sind sich die Modelle noch nicht einig. ntv-Meteorologe Häckl rechnet mit 20 bis 50 Zentimetern Neuschnee, durch die kräftigen Winde könne es dabei zu Schneeverwehungen von "locker zwei Metern" kommen.

Und auch der Wind nimmt zu. In den Böen erwartet Häckl Windgeschwindigkeiten von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde, an den Küsten und auf den Inseln bis zu 100 km/h. Während es in der Südhälfte bei 5 bis 10 Grad weiter mild bleibt, wird es im Norden und um die Luftmassengrenze dabei ziemlich eisig. Die Thermometer fallen auf minus 7 Grad, die sich verbreitet allerdings wie minus 15 Grad anfühlen.

Starke Behinderungen in Straßen- und Bahnverkehr

Die Grenze zwischen beiden Zonen werde auf jeden Fall "extrem scharf" verlaufen, sagt Meoteorologe Dominik Jung von wetter.net, wenngleich noch unklar sei, wo genau sie verlaufen werde. Innerhalb weniger Kilometer seien dann deutliche Temperaturunterschiede zwischen Minus- und Plusgraden möglich. Im Bereich dazwischen drohe zeitweise gefährlicher Eisregen und Glatteis. Auch weiter im Norden könne es so darüber hinaus zu Stromausfällen kommen, da sich gefrierender Regen auf Bäumen und Stromleitungen festsetze, erklärt Jung Durch das Gewicht könnten Bäume auf Stromleitungen oder ganze Strommasten umstürzen.

Durch plötzliche Schneeverwehungen und umgestürzte Bäume auf Straßen und Schienen oder auch gefrorene Oberleitungen drohen bis in den Montag hinein starke Verkehrsbehinderungen. Besonders betroffen dürfte etwa der Großraum Hannover mit allen angrenzenden Autobahnen und Bahnlinien sein, sowie die Nord-Süd-Autobahnen A1 und A7, aber auch Teile von Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Die örtlichen Winterdienste bereiten sich auf einen Großeinsatz auf den Autobahnen vor. Die Autobahnmeistereien stünden mit rund hundert Räum- und Streufahrzeugen und 250 Mitarbeitern rund um die Uhr bereit, um am Wochenende die etwa 750 Kilometer Autobahn im Norden schnee- und eisfrei zu halten, sagte eine Sprecherin der Niederlassung Nord der Autobahn GmbH des Bundes. Die Niederlassung ist für die Autobahnen in Schleswig-Holstein, Hamburg und dem nördlichen Niedersachsen zuständig. Die Sprecherin appellierte an die Autofahrer, ihre Fahrweise den Witterungsverhältnissen anzupassen und Schneeräum- und Streufahrzeuge nicht zu überholen.

In den eingeschneiten Gebieten dürfte die hochwinterliche Lage mehrere Tage anhalten, wenngleich sich etwa der Sturm beruhigt. Erst Mitte der kommenden Woche, so die Berechnungen der Wettermodelle, werden sich von Südwesten mildere Temperaturen ausbreiten.

Quelle: ntv.de, mra


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