USA: Wer ermordete Putin-Berater Michail Lessin?

  13 März 2016    Gelesen: 941
USA: Wer ermordete Putin-Berater Michail Lessin?
Vor fünf Monaten starb ein früherer Vertrauter des russischen Präsidenten Putin in einem Hotelzimmer in Washington, D.C.; nun steht fest: Er wurde ermordet.
Neue Erkenntnisse über den Tod des ehemaligen hochrangigen Kremlberaters Michail Lessin vor fünf Monaten im Dupont Circle Hotel in Washington, D.C. lösen eine Welle an Spekulationen über dessen Hintergründe aus.

Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung des Todesfalls, der in russischen Medien als die mutmaßliche Folge eines Herzanfalls dargestellt worden war, durch US-Behörden deuten immer stärker darauf hin, dass der 57-Jährige einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sein muss. US-Gerichtsmediziner gehen von Schädelverletzungen als eigentlicher Todesursache aus. Darüber hinaus sei es jedoch dem am Donnerstag veröffentlichten Untersuchungsbericht zufolge auch zu „stumpfer Gewalteinwirkung“ auf Nacken, Torso, Arme und Beine gekommen.

Ist der Mörder über das Dach ins Zimmer gekommen?

Die exakten Umstände seien noch nicht aufgeklärt, heißt es vonseiten der Mediziner. Die New York Times schreibt, Lessins Verletzungen rührten von einer heftigen Auseinandersetzung her, die noch vor seiner Rückkehr in das Hotel stattgefunden haben soll. Andere Quellen wie die türkische „Takvim“ sprechen davon, dass sich Lessin Stunden vor seinem Auffinden am 5. November 2015 im auf allen Etagen von Leibwächtern bewachten Hotel befunden haben soll, ehe diese am Vormittag, nachdem der Chef bis dahin nicht aufgetaucht war und auf Klopfen nicht reagierte, die Zimmertüre aufgebrochen haben sollen. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob jemand in der Lage gewesen sein könnte, durch das Dach in das Hotelzimmer zu gelangen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow beklagt nun, nicht in ausreichendem Maße über den Fortgang der Ermittlungen auf den üblichen Wegen informiert worden zu sein. Die russische Botschaft in Washington erklärte, erst am Donnerstag darüber in Kenntnis gesetzt worden zu sein, dass es zu einem Gewaltverbrechen gekommen sei. Die Russische Föderation bot nun an, mit eigenen Ermittlern die Untersuchung zu unterstützen.

Lessin gehörte über längere Zeit hinweg zu den einflussreichsten Figuren im Kreml. Er war jahrelang im Beraterstab des Präsidenten der Russischen Föderation, Vladimir Putin, und ihm wird nicht zuletzt die Idee zugeschrieben, Geld aus den Erlösen des Energiegeschäfts der Gazprom, die in den Staatshaushalt fließen, zur globalen Etablierung eines Medienkonglomerats zu verwenden, das eine Gegenöffentlichkeit zu den weltweit verbreiteten Netzwerken wie CNN oder BBC und zu westlichen Mainstreammedien schaffen sollte. Aus dieser Idee heraus entstand das Netzwerk Russia Today (RT), das heute weltweit in mehreren Sprachen Nachrichten unter besonderer Betonung des russischen Blickwinkels ausstrahlt.

Lessin galt als der Stratege hinter Russia Today

Michail Lessin verfügte über ein enormes Vermögen, als er mit seiner Familie in die USA zog. Unternehmen, die er kontrollierte, sollen mehrere Firmen aufgekauft und fünf luxuriöse Domizile in Los Angeles und Umgebung für einen zweistelligen Millionenbetrag erworben haben. Der Senator Roger Wicker aus Mississippi hatte in diesem Zusammenhang sogar nach einer Untersuchung wegen des Verdachts auf Geldwäsche verlangt. Lessins Sohn war an der Produktion bedeutender Hollywoodproduktionen beteiligt. Lessin selbst war von 1999 bis 2004 Minister für Presse, Telerundfunk und Mittel der Massenkommunikation, von 2004 bis 2009 am Aufbau des Netzwerks von Russia Today beteiligt, teilweise als CEO der Gazprom Media. Präsident Putin lobte Lessin nach dessen Ableben für seinen „enormen Beitrag“ zur russischen Medienentwicklung.

Bereits unmittelbar nach seinem Ableben verbreitete die britische Daily Mail Gerüchte über eine mögliche Inszenierung des FBI, das Lessins Tod vortäuschen wollte, da es ihn als Insiderquelle aus dem Kreml gewonnen hätte. Anderslautende Gerüchte sprechen von einem Zerwürfnis mit dem Oligarchen Juri Kowaltschuk, ebenfalls Medienmogul und seit 2012 Vorsitzender des Aktionärsbeirats der Bank Rossija, die unter Sanktionen der EU und der USA steht. Auf einen Bruch Lessins mit dem Kreml selbst gibt es jedoch keinerlei belastbare Hinweise.

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