Rund zwei Monate waren sie geschlossen, nun öffnen am Morgen in weiteren zehn Bundesländern wieder Kindertagesstätten und Grundschulen. Der Unterricht wird entweder im sogenannten Wechselbetrieb wieder aufgenommen - also mit halben Klassen, die abwechselnd zur Schule kommen, oder es findet Vollbetrieb mit festen Gruppen statt, die sich möglichst nicht begegnen sollen. In den Kitas werden wieder alle oder mehr Kinder betreut. Die Einzelheiten regelt jedes Bundesland für sich.
Da die Länder die Öffnungen auch an regionale Ansteckungszahlen gekoppelt haben, bleiben Einrichtungen in einigen Landkreisen und Städten mit hohen Zahlen dennoch weiterhin geschlossen. Sachsen hatte schon vor einer Woche seine Kitas und Grundschulen wieder geöffnet. Niedersachsen unterrichtet Grundschüler bereits seit Januar wieder in der Schule. Am Nachmittag beraten die Gesundheitsminister der Länder in einer Schaltkonferenz darüber, ob Kita- und Grundschulpersonal in der Reihenfolge der Corona-Impfungen nach vorne rücken soll.
Dazu müsste die Corona-Impfverordnung geändert werden, damit die laut Statistischem Bundesamt rund eine Million Betroffenen aus der Gruppe drei (erhöhte Priorität) in die Gruppe zwei (hohe Priorität) aufrücken. Eine entsprechende Änderung hatte sich am Wochenende bereits abgezeichnet. Mehrere Länder und Gesundheitsminister Jens Spahn sind dafür. Das dauere eine gute Woche, bis Anfang März, sagte der Minister in der ARD. Der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) kündigte für sein Land an, dass bereits ab diesem Montag Erzieherinnen und Erzieher, Lehrer und Lehrerinnen sowie Ärzte und Ärztinnen "und alle aus dem medizinischen Bereich" geimpft werden sollten.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz befürchtet, dass Schwerkranke aus der Gruppe drei dadurch ins Hintertreffen geraten. "Wenn jetzt Berufsgruppen noch weiter nach vorn gesetzt werden sollen, wird das Leben kosten", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Auch die Gesundheitsexpertin der Unionsfraktion, Karin Maag, warnte in der "Süddeutschen Zeitung": "Wir haben gut daran getan, dass wir die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission weitgehend übernommen haben." Sonst komme man "in ganz schwierige Abwägungen".
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek verteidigte die Öffnungen gegen Kritik. "Es ist gut, dass viele Schulen in Deutschland jetzt schrittweise wieder mit dem Präsenzunterricht beginnen", sagte sie. Präsenzunterricht sei durch nichts zu ersetzen. "Kinder, besonders jüngere, brauchen einander." Angesichts steigender Infektionszahlen rief die CDU-Politikerin aber dazu auf, "alle zur Verfügung stehenden Mittel zur Prävention einer Virenübertragung zu ergreifen", um den Schulbetrieb auch in den nächsten Wochen aufrecht erhalten zu können.
Auch Familienministerin Franziska Giffey betonte, dass die Öffnungen "verantwortungsvoll" und mit Blick auf das Infektionsgeschehen erfolgen müssten. "Man kann die Kinder nicht noch viel länger zuhause lassen, weil sonst der Kinderschutz und das Kindeswohl in Gefahr sind", sagte sie und verwies auf Probleme wie Vereinsamung, Bewegungsmangel und entstehende "Bildungs- und Bindungslücken". Zudem seien viele Eltern am Ende.
Quelle: ntv.de, jug/dpa
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