Deutschland hat wegen der Corona-Krise sein eigentlich bereits aufgegebenes Klimaziel für 2020 doch noch geschafft. Die Treibhausgas-Emissionen gingen im vergangenen Jahr um 40,8 Prozent im Vergleich zu 1990 zurück, wie das Umweltbundesamt auf Basis vorläufiger Daten bekannt gab. Dies ist ein Rückgang gegenüber 1990 um 8,7 Prozent. Gut ein Drittel davon wird auf die Wirtschaftskrise infolge der Corona-Epidemie zurückgeführt. Insgesamt emittierte Deutschland vergangenes Jahr knapp 739 Millionen Tonnen Treibhausgase.
Während der Energiesektor seine Emissionen wegen der Abschaltung von Kohlekraftwerken um fast 15 Prozent reduzieren konnte, gingen sie im Gebäudesektor nur um knapp 3 Prozent zurück. Das bedeutet unter dem Regime des neuen Klimagesetzes, dass der Bereich von Bauminister Horst Seehofer seine Vorgaben verfehlt hat. Sofern ein Expertenrat dies bestätigt, muss der CSU-Politiker laut Gesetz noch vor der Bundestagswahl ein Sofortprogramm vorlegen, um wieder auf Kurs zu kommen.
Ohne die Folgen der Corona-Krise wäre das Klimaziel 2020 insgesamt vermutlich knapp verfehlt worden, sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA). Vor allem im Bereich des Verkehrs habe es Corona-Effekte gegeben, weil etwa weniger lange Strecken durch Pkw zurückgelegt wurden. Das Sektorziel wurde hier erreicht.
Weniger Kohle, weniger Emissionen
"Ich möchte betonen, dass es zum Ausruhen im Klimaschutz keinen Grund gibt, im Gegenteil", sagte Schulze in Berlin. Die Daten zeigten trotz der Corona-Effekte grundsätzliche Fortschritte. "Die Stromnachfrage ist um 4 Prozent gesunken", sagte Schulze. Dieser Corona-Effekt allein erkläre aber nicht die C02-Absenkung um 16 Prozent in der Energiewirtschaft. Da spiele vor allem der eingeleitete Ausstieg aus der Kohleverstromung mit rein.
"Im Verkehrssektor sehen wir einen Corona-Effekt", sagte Schulze mit Blick auf die deutlich geringeren Verkehrsbewegungen in Deutschland und einer Emissionssenkung im Pkw-Verkehr um 11 Prozent. "Es wird darauf ankommen, diesen Effekt in die Post-Corona-Zeit mitzunehmen", zum Beispiel durch die Fortführung von Homeoffice und Videokonferenzen anstelle von persönlichen Treffen. "Zwei Millionen Tonnen von den 19 Millionen Tonnen Reduktion sind zurückführen auf die Erneuerung und Modernisierung der Fahrzeugflotte", sagte UBA-Präsident Messner.
Um das Erreichen des Klimaziels für 2030 sicherzustellen, hatte die Bundesregierung ein Klimagesetz mit jährlichen Emissionsvorgaben für jeden einzelnen Sektor beschlossen. Dafür haftet der jeweilige Minister. Als besonders problematisch galt eigentlich das Ressort von Verkehrsminister Andreas Scheuer. Hier drückte der Verkehrsrückgang in der Corona-Krise die Emissionen aber deutlich.
Schulze forderte, das geplante Ausbautempo für Wind- und Sonnenstrom in diesem Jahrzehnt zu verdoppeln. An der Notwendigkeit ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen habe sich nichts geändert. Die Klima-Allianz Deutschland nannte den Rückgang der Emissionen einen Einmaleffekt der Corona-Krise. "Was wir aber brauchen, ist eine wirksame Klimapolitik - sonst werden die Emissionen wieder steigen", so Geschäftsführerin Christiane Averbeck. In einem Appell fordern zahlreiche Klima-, Umwelt-, Entwicklungs- und Sozialverbände sowie Kirchen, das deutsche Klimaziel für 2030 anzuheben.
Quelle: ntv.de, shu/rts
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