BMW iX - ein echt ökologisches E-SUV?

  17 März 2021    Gelesen: 1053
  BMW iX - ein echt ökologisches E-SUV?

Einige Menschen glauben: Wer batteriebetrieben fährt, ist per se ökologisch unterwegs. Mitnichten ist das so. Wer Klimaschutz global denkt, weiß das. Für eine echte ökologische Fortbewegung bedarf es bei Weitem mehr als eines E-Motors und eines Akkus. BMW will mit dem kommenden iX zeigen, wie es geht.

Elektroautos und teilektrisierte Autos in Form von Plug-in-Hybriden verkaufen sich momentan in Deutschland ganz hervorragend. Dass das nicht allein dem Umstand geschuldet ist, dass die Interessenten die grüne Welle vor sich herschieben, sondern dass auch monetäre Hintergründe wie die Umweltprämie und Steuererleichterungen eine entscheidende Rolle bei der Anschaffung spielen, soll hier gar nicht weiter ausgewalzt werden. Hinzu kommt, dass sich so ein Plug-in-Hybrid auch ganz famos ohne die Batterie extra zu laden über die Langstrecke bewegen lässt. Allein dieser Umstand ist dem viel beschworenen Klimaschutz nur wenig zuträglich.

Gleiches gilt für die Herstellung der Batterien. Egal, ob für Plug-in-Hybride oder reine Elektroautos. Noch haben die Menschen - und das nicht zu Unrecht - Bilder von Kindern vor Augen, die die benötigten Rohstoffe in Afrika aus der Erde kratzen. Auch die Aufnahmen aus Lithium-Abbaugebieten tragen nicht dazu bei, an einen globalen Umweltschutz zu glauben. Umso wichtiger wird es, dass die Hersteller bei der Propagierung ihrer Elektrifizierungspläne glaubhaft machen können, dass sie nicht nur den allenthalben von der Politik verordneten regionalen Klimaschutz in Europa im Kalkül haben, sondern weit, sehr weit darüber hinaus agieren. Denn es bringt beim besten Willen nichts, wenn in Europa nur noch emissionsfreie Autos fahren, während der Rest der Welt brennt.

Energie aus 100 Prozent Ökostrom?

Im Zuge des von BMW noch in diesem Jahr zu erwartenden Elektro-SAV iX versichern die Bayern, dass bei ihnen die Rohstoffgewinnung für die Akkumulatoren kontrolliert abläuft, die Fertigung mit 100 Prozent Öko-Strom vonstattengeht und in den Fahrzeugen ein hoher Anteil an Natur und Recycling-Materialien verbaut wird. So erklärt BMW, "dass die für die Hochvoltspeicher benötigten Aufkommen an Kobalt und Lithium aus kontrollierten Quellen in Australien und Marokko stammen".

Für die Fertigung der Batteriezellen selbst wird, ebenso wie für die Fahrzeug-Produktion im BMW-Werk in Dingolfingen, zu 100 Prozent Öko-Strom aus zertifizierten Quellen verwendet, so die Bayern. Aber ist das überhaupt möglich? "Ein eigenes Netz für Ökostrom gibt es nicht", erklärt das Umweltbundesamt. "Daher ist es unmöglich, Ökostrom getrennt von konventionellem Strom zu liefern. Strom wird über ein Stromnetz transportiert, an das alle Stromerzeugungsanlagen und alle Stromverbraucher angeschlossen sind - egal ob Windrad oder Kohlekraftwerk, egal ob Ökostromkunde oder Kunde mit konventionellem Tarif", heißt es weiter.

Nun, wie dem auch sei, seit Februar 2021 bezieht BMW nach eigenen Aussagen das Aluminium, das für die Produktion des iX benötigt wird, aus einem Herstellungsprozess, der vorrangig Strom aus Solarenergieanlagen nutzt. Im Innenraum werden FSC-zertifiziertes Holz (Zertifikat für Holz und Papier aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft), mit Olivenbaumblätter-Extrakt gegerbtes Leder und andere natürliche Materialien verwendet. Als Rohmaterial für die Bodenverkleidungen und die Fußmatten dienen unter anderem recycelte Fischernetze. Anders als beim Strom kann BMW an dieser Stelle natürlich direkt eingreifen und so sollte die Aussage des Chefeinkäufers Andreas Wendt nicht nur als ein Lippenbekenntnis gesehen werden: "Wir geben die Verantwortung nicht einfach an das Netzwerk ab, sondern übernehmen gemeinsam mit unseren direkten Lieferanten Verantwortung. Dabei schaffen wir Prozesse, um eine bessere Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu erreichen", so Wendt.

Echt nachhaltiger Antrieb

Auch beim Antriebsmotor des iX verspricht BMW mehr Nachhaltigkeit. Die Konstruktionsweise des E-Motors soll sogar den Einsatz von sogenannten seltenen Erden, wie sie vorzugsweise aus China importiert werden, überflüssig machen. Dafür nutzt BMW das Prinzip einer stromerregten Synchronmaschine. Anstelle von fest installierten Permanentmagneten wird die Anregung des Rotors in den Motoren hier durch die Zufuhr von elektrischer Energie ausgelöst. Damit entfällt der Einsatz der kritischen Rohstoffe für die Fertigung. Der Nachteil dieser Bauart ist, dass zusätzlich Strom für die Erregung des Motors aufgebracht werden muss und dass die Konstruktion recht kostenintensiv ist. Dafür profitieren Elektroautos, die mit einem solchen Motor ausgestattet sind, von einem hohen Drehmoment, das in jedem Fahrzustand spontan abrufbar ist. Der BMW iX sollte also mit einer konstanten Leistungsentfaltung bei den Fahrern punkten können.

Nur um das zu untermauern: Im BMW iX xDrive50 entwickelt das aus jeweils einem Motor an der Vorder- und an der Hinterachse bestehende Antriebssystem eine Gesamtleistung von mehr als 500 PS und ermöglicht eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als 5,0 Sekunden. Das mehr als 240 kW beziehungsweise 300 PS starke Antriebssystem des BMW iX xDrive40 sorgt dafür, dass der Spurt aus dem Stand auf 100 km/h in wenig mehr als 6,0 Sekunden absolviert werden kann. Aber noch etwas anderes zeichnet den E-Antrieb aus: Elektromotor, Getriebe und Leistungselektronik sind in einem gemeinsamen Gehäuse angeordnet.

Erstmalig wurde diese Technik übrigens beim iX3 verbaut und erwies sich seinerzeit bei einer ersten Testfahrt von ntv.de als recht imposanter Antrieb mit drei Leistungscharakteristiken. Aber die Bauart kommt nicht nur dem Fahrspaß zugute, sondern verspricht auch einen für E-Auto-Fahrer immens wichtigen Vorteil beim Verbrauch. Für den iX spricht BMW von weniger als 21 kWh je 100 Kilometer beim 50er. Der kleinere iX 40 soll gar mit einem Verbrauch von unter 20 kWh über die gleiche Distanz kommen. Ob das der Realität entspricht, wird auf diesen Seiten zu lesen sein.

Klimaschutz hat seinen Preis

Neben dem Verbrauch geht es bei einem E-Auto aber auch immer um die Reichweite. Die soll beim iX aufgrund der um 20 Prozent gesteigerten Energiedichte des Lithium-Ionen-Speichers bei maximal 600 Kilometern liegen. Das gilt aber nur für den mindestens 98.000 Euro teuren xDrive50, der mit einer Batterie unterwegs ist, deren Brutto-Energiegehalt mehr als 100 kWh beträgt. Die für den 77.300 Euro teuren BMW iX xDrive40 konzipierte Speichereinheit weist einen Brutto-Energiegehalt von mehr als 70 kWh auf und soll immer noch für 400 Kilometer reichen.

Sind die Distanzen überwunden, kann die Batterie des iX50 mit einer Leistung von bis zu 200 kW aufgeladen werden. Die maximale Ladeleistung des iX40 beträgt 150 kW. So lässt sich innerhalb von zehn Minuten genügend Energie einspeisen, um die Reichweite um mehr als 120 Kilometer beziehungsweise um mehr als 90 Kilometer zu erhöhen. Bei beiden Modellvarianten kann der Ladezustand des Akkus in weniger als 40 Minuten von 10 auf 80 Prozent seiner Gesamtkapazität gesteigert werden.

Nun sind 40 Minuten immer noch eine lange Zeit, aber wer die hat und das oben erwähnte erkleckliche Sümmchen zur Anschaffung eines dieser Fahrzeuge, der könnte mit einem solchen iX und angesichts der beschriebenen ökologischen Vorgaben beim Bau des Fahrzeugs tatsächlich mit einem vorzugsweise grünem Gewissen reisen.

Quelle: ntv.de


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