So kommen Sie besonders billig zu einem Neuwagen

  15 März 2016    Gelesen: 1010
So kommen Sie besonders billig zu einem Neuwagen
Autohändler locken mit günstigen Finanzierungskrediten. Dabei verstecken sich hinter den Angeboten oft ungeahnte Kosten. Und die treffen vor allem Verbraucher, die nicht wissen, was sie wollen.
Auf dem Automarkt können sich Schnäppchenjäger vor Angeboten kaum retten. Der Kauf eines Neuwagens ist momentan keine leichte Entscheidung. Autohändler lassen sich einiges einfallen, um Privatkunden mit konkurrenzlos günstigen Krediten für den neuen Wagen zu überzeugen.

Rund 75 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen in Deutschland werden über Leasing- und Finanzierungsmodelle möglich gemacht. Das geht aus der neuen Automobilbankstudie 2016 des Arbeitskreises Autobanken (AKA) und des Marktforschungsinstituts Puls unter 1400 Autokäufern hervor.

Kein Wunder also, dass viele Autofahrer einen Neuwagen auf Kredit oder per Leasing kaufen. Während die Markenhändler oft auf konzerneigene Finanzinstitute zurückgreifen können, arbeiten freie Händler in der Regel mit verschiedenen Kreditinstituten zusammen.

Barzahlungen können nicht immer beglichen werden. Eine Finanzierung ist deshalb oft sinnvoll. Grundsätzlich können sich Verbraucher bei der Autofinanzierung zwischen drei Möglichkeiten entscheiden: dem Ratenkredit, der Drei-Wege-Finanzierung oder per Leasing. Doch nicht jedes Modell ist auf den individuellen Wunsch der Autokäufer zugeschnitten.

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Leasing vor allem für Unternehmen interessant

"Welche Variante sich lohnt, hängt vor allem von den eigenen Wünschen ab", sagt Beate Bextermöller von der Stiftung Warentest in Berlin. Die Verbraucherorganisation vergleicht regelmäßig die angebotenen Konditionen der Autobanken. Leasing ist vor allem für Unternehmen interessant, weil sie von steuerlichen Vorteilen profitieren. Für Privatkäufer interessanter sind die beiden anderen Finanzierungswege.

"Die erste Frage ist immer: Will ich das Auto auf jeden Fall besitzen, oder will ich diese Entscheidung später treffen", erklärt Bextermöller. Wenn das Auto auch in den Besitz des Käufers übergehen soll, ist ein Ratenkredit oder eine Barzahlung nötig.

Wer sich nicht sicher ist, ob er den Wagen am Ende behalten will, für den lohnt sich die Drei-Wege-Finanzierung. Denn hier wird nur ein Teil des Kaufpreises finanziert. "Am Ende der Laufzeit kann der Kunde entscheiden, ob er die – oft hohe – Schlussrate zahlt, den Kredit weiter bedient oder den Wagen zurückgibt."

Damit keine finanziellen Schwierigkeiten entstehen, sollte vorher kalkuliert werden, wie viel das Auto inklusive der monatlichen laufenden Ausgaben kosten darf, rät die Stiftung Warentest. Viele Autohändler sind in der Kreditberatung weniger sachkundig. Es lohnt sich also, die Konditionen der unterschiedlichen Finanzierungsmodelle in aller Ruhe zu überprüfen.

Helfen können hier die kostenfreien Internetrechner, unter anderem von Stiftung Warentest, check24.de oder verivox.de. Auch die Verbraucherzentralen können hier beratend zur Seite stehen, rät Jens Günther von der Verbraucherzentrale Sachsen.

Kratzer werden richtig teuer

Früher wurden Fahrzeuge hauptsächlich von Firmen geleast. Mittlerweile greifen auch viele Privatpersonen zum Leasing-Angebot, um für eine geringe monatliche Belastung einen Neuwagen zu bekommen.

Anders als der herkömmliche Autokauf sind diese Angebote mit der Miete eines Neuwagens über eine festgesetzte Zeit gleichzusetzen. "Faktisch finanziert der Autokäufer hier nicht den Kaufpreis, sondern nur den Wertverlust des Fahrzeugs, also die Differenz zwischen Neupreis und zukünftigem Gebrauchtwagenwert", sagt Marius Rechenbach vom AKA.

Anders als bei anderen Finanzierungsformen ist der Leasing-Kunde fest an die abgeschlossene Laufzeit gebunden. Eine vorzeitige Kündigung wird dann teuer, denn das Leasingunternehmen hat in jedem Fall Anspruch auf den ausgehandelten Geldbetrag.

Nach der im Vertrag vereinbarten Zeit wird der Wagen an den Leasing-Geber zurückgegeben. Oder der Kunde entscheidet sich dafür, den Wagen zu einem vorher festgelegten Restwert doch vollständig zu übernehmen.

Aber Vorsicht, beim Leasing sind oft ungeahnte Kosten versteckt, die es in sich haben. Wer die vorgegebene Kilometerbegrenzung nicht beachtet, das Auto nicht pflegt oder den einen oder anderen Kratzer am Auto selbst verschuldet, für den kann es am Ende teuer werden, warnt der ADAC.

Manche Leasing-Geber sind kulant, andere nicht

Oft werden kleine Kratzer im Lack oder ein Fleck auf dem Sitz zum Gegenstand der Diskussion, sagt Verbraucherschutzexperte Günther. Ist es eine normale Abnutzungserscheinung, muss der Leasing-Geber damit zurechtkommen. Im Falle der übermäßigen Verwendung muss allerdings der Kunde für den Wertverlust aufkommen.

Böse Überraschungen gibt es auch bei einem höheren als dem vertraglich vereinbarten Kilometerstand. Denn das Auto stehen zu lassen, sobald die vereinbarte Strecke abgefahren ist, ist sicherlich keine kostensparende Alternative.

Häufig greifen Privatkunden bei überschrittenen Kilometern tief in die Tasche. Der ADAC schätzt, dass bei einem Mittelklassefahrzeug pro Kilometer zusätzlich zehn bis 15 Cent fällig werden. Auch hier gilt: Wer sich vorher informiert, spart am besten.

Leasing-Unternehmen bieten häufig Kilometerpakete an, die zusätzlich zum vereinbarten Leasing-Vertrag gebucht werden können. Es muss aber nicht immer zum teuren Ende kommen. Einige Leasing-Geber gewähren in der Regel auch eine Kulanz, die je nach Bank beispielsweise mehrere Tausend Kilometer umfassen können, so Rechenbach.

Restwert möglichst realistisch kalkulieren

Auch das sogenannte Restwert-Leasing birgt Gefahren. Hierbei verkauft die Leasing-Bank das Auto nach Vertragsende zu einem bestimmten Restwert meist an Dritte, manchmal aber auch an den bisherigen Kunden. Erzielt die Bank dabei nicht den gewünschten Preis, muss in manchen Verträgen der bisherige Nutzer des Wagens die Differenz bezahlen.

Der ADAC rät dazu, den Restwert möglichst realistisch zu kalkulieren. Andernfalls drohen hohe Kosten nach der Laufzeit.

Vor solchen Verträgen warnen Experten grundsätzlich, weil der Marktwert von Faktoren abhängt, die der Kunde nicht beeinflussen kann. Beispielsweise sorgte die Abwrackprämie für erhebliche Marktwertschwankungen bei den neuen Autos im Vergleich zu drei Jahre lang geleasten Fahrzeugen. Manchmal wirkt sich auch ein Überangebot auf den Preis aus.

Hatte das Auto während der Leasing-Zeit einen Unfall, kann der Leasing-Geber auch bei sach- und fachgerechter Reparatur am Ende des Vertrags eine Wertminderung geltend machen, sagt Christian Janeczek von der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV). Dagegen kann man sich zusätzlich versichern, bei einigen Unternehmen sei eine solche Versicherung auch Bestandteil des Vertrags.

Die Verbraucherzentrale Sachsen rät Privatleuten von einem Leasing-Vertrag ab. Die steuerlichen Vorteile, die Leasing-Angebote versprechen, würden ohnehin nur für Gewerbetreibende gelten. Übliche Finanzierungen würden sich für Verbraucher mehr lohnen, so Finanzexperte Günther.

Kleingedrucktes beachten

Das klassische Finanzierungsmodell bei Autokäufen bleibt die Ratenzahlung. Allein in Deutschland wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2014 rund 7,4 Millionen neue Ratenkreditverträge abgeschlossen.

"Ein Ratenkredit ist besonders für solche Kunden geeignet, die bereits bei Vertragsabschluss sicher wissen, dass sie den Neuwagen ihr Eigentum nennen möchten", sagt der Bankenexperte vom AKA. Ratenkredite gibt es bei den Autobanken des Herstellers und auch bei herstellerunabhängigen Banken. Laut Stiftung Warentest sind Privatkäufer bei Autobanken aber am besten beraten.

Beim Ratenkredit tilgt der Autokäufer nach einer Anzahlung das Darlehen über eine fest vereinbarte Laufzeit. Außerdem bestimmen der Anzahlungsbetrag und der Fahrzeugpreis die Höhe der Monatsrate. "Beim Ratenkredit fällt die Monatsrate in aller Regel deutlich höher aus als beispielsweise beim Leasing oder der Drei-Wege-Finanzierung", so Rechenbach. Der ADAC rät zu einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren. Länger sollte die Finanzierung nicht dauern.

Versicherung kann Kreditkosten um das Dreifache erhöhen

Trotzdem ist auch beim Darlehen mit Ratenzahlung Vorsicht geboten. Denn häufig schließen Autokäufer mit dem Ratenkredit im Kleingedruckten eine teure Restschuldversicherung ab. Mit der Police sichern sich die Käufer für Todesfälle, Krankheiten oder Arbeitslosigkeiten ab. Damit erhöhen sich die Kreditkosten fast um das Dreifache.

Häufig ist die zusätzliche Versicherung aber gar nicht notwendig, sagt Verbraucherschutzexperte Günther aus Sachsen. Wer über alternative Sicherheiten, zum Beispiel eine Lebensversicherung, verfügt, benötigt das teure Zusatzpaket nicht.

Hinzu kommt, dass ein Blick in die Versicherungsbedingungen oft Aufschluss darüber gibt, welche Vorerkrankungen aus der Versicherung ausgeschlossen werden. Für viele Nutzer erübrigt sich der Abschluss der Versicherung dann schon. Auch rät der Münchner Automobilclub bei Kosten, die mehr als zehn Prozent der Kreditsumme betragen, von der Unterschrift ab.

Außerdem warnt die Verbraucherzentrale vor teuren Bearbeitungsgebühren. Diese seien zwar grundsätzlich nicht mehr zulässig, werden aber durch einige Banken in neuer Form erhoben, beispielsweise als Individualbeitrag. Ebenso seien Zusatzverträge über Debitcards, Kreditkarten oder weitere Versicherungen oft unnötig.

Schlussrate wird richtig teuer

Wer beim Autokauf noch unentschlossen ist, ob er das Fahrzeug auf bestimmte Zeit mieten will oder langfristig kaufen möchte, der sollte zur Drei-Wege-Finanzierung greifen. Das Finanzierungsmodell "verbindet die Vorteile des Leasings mit der Möglichkeit, Eigentum zu erwerben, und passt sich den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen flexibel an", erläutert Finanzexperte Rechenbach.

Die Flexibilität sei der große Vorteil für die Kunden, sagt auch der Verbraucherschutzexperte. Der Kaufinteressent zahlt zunächst eine festgelegte Anzahl von niedrigen monatlichen Raten. Auch der Anzahlungsbetrag kann flexibel gestaltet werden.

Teuer wird erst die Schlussrate, die dem Zeitwert des Fahrzeugs bei normalem Verschleiß am Ende der Kreditlaufzeit entsprechen soll. Dafür liegt die Monatsrate laut AKA fast 50 Prozent unter der klassischer Finanzierungen. Der Kunde bleibt in seiner Entscheidung völlig flexibel. Während der Laufzeit kann er entscheiden, ob er den vollen Betrag zahlt und damit das Auto kauft, ob er den Restbetrag in eine Anschlussfinanzierung umwandelt oder das Auto ähnlich wie beim Leasing an den Händler zurückgibt, sofern dieser vorher eine individuelle Rückkaufvereinbarung mit ihm getroffen hat.

Weitere Kosten nicht vergessen

Die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest warnt aber vor hohen Kosten bei der Schlussrate. Die Drei-Wege-Finanzierung ist nur dann die günstigste Form, wenn nach der vereinbarten Laufzeit der Abschlussbetrag in bar bezahlt werden kann. Bei einer Weiterfinanzierung seien Zusatzkosten und die Zinsen womöglich nicht mehr so niedrig wie bisher.

Grundsätzlich gilt, bei der Berechnung der monatlichen Rate realistisch zu bleiben. Außerdem ist es mit der Finanzierungsrate nicht getan, denn auch die laufenden Kosten für das Auto wie Versicherung oder Wartung müssen bezahlt werden. Der Tipp von Warentest-Expertin Bextermöller: Wer etwa zehn bis 15 Prozent seines Nettoeinkommens für eine Autofinanzierung einkalkuliert, kann durchaus ein passendes Modell finden, ohne sich gleich zu übernehmen.

Quelle : welt.de

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