Sie wollen wieder an die Uni

  19 März 2021    Gelesen: 595
Sie wollen wieder an die Uni

Offene Briefe, Tweets, eine symbolische Versteigerung: Vor der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am Montag protestieren in mehreren Unistädten Studierende. Sie wollen verhindern, wieder einmal vergessen zu werden.

Die Immatrikulation an der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin ist für viele der Anfang von etwas ganz Großem. Das Hauptgebäude Unter den Linden, das Karl-Marx-Zitat in der Eingangshalle, die vielen Nobelpreisträger, die vielen Möglichkeiten. In der Coronapandemie schrumpft das alles zusammen, auf ein kleines WG-Zimmer, einen kleinen Computerbildschirm. Wie an den meisten Hochschulen in Deutschland sind Präsenzveranstaltungen an der HU weitestgehend ausgesetzt, die Bibliotheken geschlossen, viele Studierende haben ihre Uni seit Monaten nicht von innen gesehen, manche noch nie.

An diesem Montag im März, genau eine Woche vor der nächsten Bund-Länder-Runde, haben sich einige von ihnen zumindest draußen vor dem verschlossenen Tor versammelt. Sie stehen mit Abstand, tragen FFP2-Masken, halten Banner und Plakate. »Wir werden langsam zu Zoombies«, steht darauf. Oder: »Zu verkaufen! Was ist euch unsere Bildung wert?«

Eingeladen hat die Initiative »Nicht Nur Online«, in der sich Studierende aller Berliner Hochschulen organisieren. Sie will heute das HU-Hauptgebäude versteigern – die Räume würden ja sowieso nicht mehr gebraucht, nicht für die Lehre zumindest. Es ist ein symbolischer Akt, eine etwas absurd klingende Idee, hinter der aber viel Verzweiflung steckt: »Wir verstehen, dass man in der Verantwortung allen gegenüber Verzicht zeigen muss und sind bereit, das mitzutragen. Aber wir verstehen nicht, warum es kein Konzept gibt, warum mit uns nicht gesprochen wird und wir in der öffentlichen Debatte so wenig gesehen werden«, sagt Student Johannes Hofmann, 30, ins Mikrofon. Die etwa 100 Zuhörer:innen klatschen.

Seit Beginn der Pandemie gibt es immer wieder Protestaktionen von Studierenden. Ging es am Anfang vor allem um erst ausbleibende, dann unzureichende Finanzhilfen, werden inzwischen die großen Fragen gestellt: Wie lang will man Studierenden das Lernen auf Distanz noch zumuten? Wieso gibt es keine Teststrategie für Unis, keinen Öffnungsplan, keine Perspektive? Und warum werden Studierende immer wieder vergessen?

spiegel


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