Massenhafte Festnahmen in Belarus

  28 März 2021    Gelesen: 576
Massenhafte Festnahmen in Belarus

In den Wintermonaten ist es still geworden um die Oppositionsbewegung in Belarus. Führende Köpfe sind im Exil und für diejenigen, die dageblieben sind, ist offener Protest riskant. Heute sollte es eine erste größere Demonstration geben, doch die Sicherheheitskräfte setzten erfolgreich auf Abschreckung.

Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot hat es in Belarus vereinzelt neue Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko gegeben. Dabei gingen Sicherheitskräfte bei Festnahmen teilweise brutal vor, wie Fotos und Videos in sozialen Netzwerken zeigen. Das Menschenrechtszentrum Wesna listete bis zum Abend die Namen von mehr als 170 Festgenommenen auf.

In einem Video ist zu sehen, wie schwarz gekleidete Einsatzkräfte einen Mann auf einer Wiese zu Boden drückten und Frauen dazwischen gehen. In Aufrufen waren die Proteste zuvor als erste größere Aktionen der Opposition in diesem Jahr angekündigt worden. Die Demonstration wurde jedoch durch ein massives Polizeiaufgebot verhindert. Die Opposition rief deshalb zu kleinen dezentralen Aktionen auf.

Später hieß es, es seien wahllos Passanten etwa an Bushaltestellen festgenommen worden. Darunter seien mehrere Medienvertreter gewesen, teilte der Journalistenverband mit. Betroffen war auch ein Korrespondent der Deutschen Welle (DW). Nicholas Connolly sei am Nachmittag bei Dreharbeiten verhaftet und rund fünf Stunden festgehalten worden, teilte die Deutsche Welle am Abend mit. Es sei bereits die zweite Festnahme Connollys innerhalb einer Woche gewesen.

Auch Hupen verboten

Über den Winter hatte es keine größeren Protestaktionen mehr gegeben - auch aus Angst vor Polizeigewalt. Erst am Donnerstag gingen zum sogenannten Tag der Freiheit erstmals wieder Hunderte Menschen gegen Lukaschenko auf die Straße. Die Behörden sprachen von mehr als 200 Festnahmen. Ermittelt wurde demnach auch gegen Autofahrer, die aus Solidarität mit den Demonstranten auf der Straße gehupt hatten.

Nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidentenwahl am 9. August hatten Hunderttausende Menschen den Rücktritt Lukaschenkos und Neuwahlen gefordert. Die Polizei ging brutal gegen Demonstranten vor und nahm Zehntausende fest. Der als "letzter Diktator Europas" kritisierte Staatschef hatte sich nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklären lassen.

Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Lukaschenko kann sich auf Russland als Verbündeten stützen. Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die von der Opposition als wahre Siegerin der Präsidentenwahl angesehen wird, warb am Samstag erneut für Verhandlungen mit der autoritären Führung unter internationaler Vermittlung. So könne ein "friedlicher Ausweg aus der Krise in Belarus" gefunden werden, schrieb sie bei Telegram. Mehr als 750.000 Menschen hätten bereits auf einer eigens eingerichteten Online-Plattform für den Beginn solcher Verhandlungen gestimmt.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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