Die Küstenwache habe vergeblich versucht, das Schiff aufzuhalten, teilte die Polizei mit. Die Chinesen hätten weder auf Aufrufe per Funk in spanischer und englischer Sprache geantwortet, heißt es von argentinischer Seite, noch hätten sie auf nicht näher genannte "akustische und optische Signale" der Argentinier reagiert. Selbst Warnschüsse vor den Bug - ein seit jeher unmissverständliches Signal zum Beidrehen - führte den Angaben zufolge nicht zur gewünschten Kontaktaufnahme.
Das chinesische Fischereischiff sei dagegen mehrfach auf Kollisionskurs gegangen, berichtet die Küstenwache. Dabei hätte die Besatzung Menschenleben auf beiden Seiten gefährdet. Daraufhin habe die Küstenwache die Anweisung bekommen, das Feuer zu eröffnen, um das Schiff zu stoppen.
Nach Angaben der Polizei wurde die "Lu Yan Yuan Yu 010" bei dem Vorfall so schwer beschädigt, dass sie sank. Die Besatzung des Schiffes habe wohlbehalten gerettet werden können, erklärte die argentinischen Polizei. Vier Besatzungsmitglieder konnten von der Küstenwache aufgenommen werden. Darunter soll sich auch der Kapitän der "Lu Yan Yuan Yu 010" befinden. Ihm droht nun ein Strafverfahren in Argentinien.
Die vier Chinesen sollten auf Anweisung eines Bundesrichters in den argentinischen Hafen Puerto Madryn gebracht werden. Puerto Madryn liegt an der Ostküste Argentiens rund 1000 Kilometer südlich der Hauptstadt Buenos Aires. Eine nicht genannte Zahl weiterer Fischer wurde von einem chinesischen Fischereiboot, das den Vorfall beobachtete, aus dem Wasser gezogen.
Diplomatisch heikler Vorfall
Von dem Vorfall existiert Medienberichten zufolge ein Video, das die argentinische Küstenwache auf ihrer Internetseite veröffentlichte. In den Aufnahmen ist unter anderem zu sehen, wie das chinesische Schiff - ein rund zehn Meter breites hochseetaugliches Schiff - auf offenem Meer zum Beidrehen aufgefordert wird.
Übersehen oder überhört können die Chinesen die Signale der Argentinier nicht haben: Die Küstenwache war bei besten Wetterbedingungen mit mindestens einem Küstenwachschiff und einem Seeaufklärungsflugzeug vor Ort im Einsatz. Die niedrig fliegende Maschine kreuzte mehrfach den Kurs des chinesischen Schiffes - und muss dabei auch auf der Brücke des Trawlers eindeutig zu erkennen gewesen sein.
Streit um Fischereirechte und Hoheitsgewässer sind nicht neu: Chinesische Trawler dringen auf der Suche nach Fischgründen in immer entferntere Gebiete vor. Unklar ist noch, ob die chinesischen Fischer im offiziellen Auftrag unterwegs waren. Zu befürchten steht, dass der Zwischenfall die Beziehungen zwischen China und Argentinien schwer belasten könnte. Reaktionen aus China stehen noch aus.
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