Tschechien streicht Russland von Bewerbungsliste für Ausbau des AKW Dukovany

  20 April 2021    Gelesen: 1336
Tschechien streicht Russland von Bewerbungsliste für Ausbau des AKW Dukovany

Tschechien hat die russische Kernenergiegesellschaft Rosatom von der Liste der Bewerber um den Ausbau des Atomkraftwerks Dukovany im Südosten des Landes gestrichen. Das habe das Kabinett in Prag am Montag entschieden, teilte Tschechiens Vizeregierungschef und Industrieminister Karel Havlíček nach einer Regierungssitzung mit.

„Die Regierung war sich darin einig, nur drei Bewerber zur Beteiligung an der Ausschreibung für die neuen Reaktoren in Dukovany einzuladen: Westinghouse (USA), EdF (Frankreich) und KHNP (Südkorea). Die russische Firma Rosatom wird angesichts neuer bekannter Informationen aus dem Wettbewerb ausgeschlossen“, sagte Havlíček.

Der Sieger soll spätestens 2024 bekannt gegeben werden. Der Bau soll 2029 beginnen und 2036 abgeschlossen werden. Die Kosten sind mit rund sechs Milliarden Euro pro Reaktorblock veranschlagt.

Prag und Moskau weisen gegenseitig Diplomaten aus
Regierungschef Andrej Babiš hatte am vergangenen Samstag mitgeteilt, dass russische Geheimdienste von den tschechischen Behörden verdächtigt würden, hinter der Explosion im Munitionsdepot Vrbětice im Jahr 2014 zu stecken. Am Wochenende wies Tschechien 18 russische Diplomaten aus, die für den russischen Auslandsgeheimdienst SWR und für den militärischen Nachrichtendienst GRU gearbeitet haben sollen.

Russland reagierte mit der Ausweisung von 20 Mitarbeitern der tschechischen Botschaft. Das Außenministerium in Moskau dementierte eine Beteiligung russischer Geheimdienste an der Explosion im Munitionsdepot Vrbětice. Die Anschuldigungen Tschechiens seien „absurd und haben weder Hand noch Fuß“, hieß es in Moskau.

In dem Munitionslager in Vrbětice in Tschechien war es im Oktober und Dezember 2014 zu mehreren Explosionen gekommen. Dabei kamen zwei Beschäftigte einer Rüstungsfirma ums Leben, zudem entstand hoher Sachschaden.

Das Atomkraftwerk Dukovany war zwischen 1985 und 1987 in Betrieb genommen worden. Das AKW besteht aus vier Reaktorblöcken mit einer Gesamtleistung von 1792 Megawatt. Eigentümer und Betreiber des Kernkraftwerkes ist der Energiekonzern ČEZ. Aktuell wird davon ausgegangen, dass ČEZ die Finanzierung der neuen Reaktoren übernehmen wird. Es sollen zwei Blöcke gebaut werden, die die vier alten ersetzen.

snanews


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