Kinder lernen auch im zweiten Lockdown viel zu wenig

  20 April 2021    Gelesen: 1264
Kinder lernen auch im zweiten Lockdown viel zu wenig

Fernsehen, Smartphone und Computerspiele statt Schulaufgaben: Auch im zweiten Lockdown lernen Kinder drei Stunden weniger für die Schule als vor der Pandemie, wie aus einer Ifo-Befragung hervorgeht.

Schülerinnen und Schüler haben im Corona-Shutdown Anfang dieses Jahres im Schnitt nur 4,3 Stunden am Tag mit Schulaufgaben verbracht. Das ist zwar eine knappe Dreiviertelstunde mehr als während der ersten Schulschließungen im Frühjahr vergangenen Jahres. Aber immer noch drei Stunden weniger als an einem üblichen Schultag vor Corona. Das geht aus einer Befragung des Ifo-Instituts mit 2122 Eltern hervor.

»Besonders bedenklich ist, dass 23 Prozent der Kinder sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäftigt haben«, sagt der Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann. »Die Coronakrise ist eine extreme Belastung für die Lernentwicklung und die soziale Situation vieler Kinder.«
Die Ergebnisse im Einzelnen:

Mehr als viereinhalb Stunden verbringen die Schülerinnen und Schüler am Tag mit Fernsehen, Computerspielen und dem Handy (4,6 Stunden). Und sind damit deutlich mehr als mit dem Lernen beschäftigt.

Mehr als ein Viertel der Schülerinnen und Schüler (26 Prozent) hatten täglich gemeinsamen Unterricht zum Beispiel per Video.
Mehr als ein Drittel (39 Prozent) hat nur maximal einmal in der Woche gemeinsamen Unterricht mit Klassenkameraden.
Mehr als die Hälfte der Eltern (56 Prozent) denkt, dass ihr Kind pro Stunde zu Hause weniger lernt als im regulären Unterricht in der Schule, 22 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt.

Ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler (21 Prozent) nahmen seit den ersten Schließungen an Maßnahmen wie Förder- oder Nachhilfeunterricht oder Ferienkursen teil.

Leistungsschwächere Schülerinnen und Kinder, die nicht aus Akademikerfamilien kommen, haben der Studie zufolge zu Hause deutlich weniger effektiv und konzentriert gelernt. Die große Mehrzahl der Schulkinder hat demnach zu Hause Zugang zu Computer und Internet. Für die Hälfte der Kinder aber war die Situation während der Schulschließungen eine große psychische Belastung – deutlich mehr als während der ersten Schließungen (38 Prozent).

Ein knappes Drittel der Befragten (31 Prozent der Eltern) berichtet, ihr Kind habe während der Corona-Pandemie wegen Bewegungsmangel an Körpergewicht zugenommen. Für 76 Prozent der Kinder war es eine große Belastung, nicht wie gewohnt Freunde treffen zu können.

Allerdings gibt es auch positive Aspekte: Die Mehrheit der Eltern gibt an, dass ihr Kind durch die Schulschließungen gelernt hat, sich eigenständig Unterrichtsstoff zu erarbeiten (56 Prozent) und mit digitalen Techniken besser umzugehen (66 Prozent).

spiegel


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