Von Nazis gekapert: Passagierschiff in 280 Metern Tiefe vor Norwegen entdeckt

  29 April 2021    Gelesen: 6376
  Von Nazis gekapert:   Passagierschiff in 280 Metern Tiefe vor Norwegen entdeckt

Fast hätten die Nazis das Schiff als Trojanisches Pferd in einer Sonderoperation unter falscher Flagge eingesetzt, aber die britische Marine hatte die Mission vereitelt. Seitdem lag das Wrack über 80 Jahre lang am Meeresgrund direkt vor der Küste Norwegens. Tauchspezialisten haben es nun entdeckt und gefilmt.

Der norwegische Historiker und Publizist Alf Jacobsen nennt es beispiellos, wie die Nazi-Truppen die „DS Nord-Norge“ haben damals einsetzen wollen: Das norwegische Schiff zu kapern und auf die Weise zu nutzen, „wie es die Deutschen damals taten“, halte er für ein „einzigartiges Phänomen“ – jedenfalls sei ihm nichts Vergleichbares bekannt, sagte er dem Sender NRK.

Der 1924 gebaute Dampfer wurde ab 1936 nach einer Generalüberholung im Passagierverkehr entlang der norwegischen Küste eingesetzt – bis zum Einmarsch der Hitler-Truppen in Norwegen 1940.

Schon kurz nach der Invasion, am 8. Mai 1940, nahm die „DS Nord-Norge“ mit 300 Gebirgsjägern und Marineinfanteristen der Besatzungsmacht an Bord Kurs auf Trondheim. Die Spezialkräfte sollten die norwegische Stadt erstürmen – das von den Nazis gekaperte Passagierschiff war dabei gewissermaßen als Trojanisches Pferd vorgesehen. Hitler persönlich hatte den Einsatz als „Operation Wildente“ abgesegnet.

Unmittelbar vor der norwegischen Gemeinde Hemnesberget wurde der Dampfer von den Briten attackiert. Der Zerstörer „HMS Zulu“ und der Kreuzer „HMS Calcutta“ nahmen die gekaperte „DS Nord-Norge“ unter Beschuss: Deren Heck sank zuerst, das Bug soll Historikern zufolge noch eine Zeit lang mehrere Meter über dem Wasser in die Höhe geragt haben.

Jetzt haben norwegische Tauchspezialisten das Schiff in 280 Metern Tiefe vor Hemnesberget entdeckt, unmittelbar vor der Hafenanlage der Gemeinde. Die Erkundung des Wracks war laut dem Sender NRK eine technische Herausforderung, liegt das Wrack doch zu tief für den Einsatz von Tauchern. Deshalb haben die Spezialisten Unterwasserdrohnen eingesetzt.

Die mit der Drohne gemachten Bilder sollen demnächst veröffentlicht werden. Einheimische haben bereits erste Eindrücke gesammelt, das Schicksal der „Nord-Norge“ ist schließlich seit Jahrzehnten ein Thema: Die zahlreichen Suchaktionen der lokalen Taucher verliefen alle ohne Erfolg.

„Seit 80 Jahren hat man hier darüber gesprochen, und jetzt konnten wir das Schiff endlich sehen“, sagt Torbjorn Skjäran vom historischen Ortsverein laut NRK. „Es ist so überwältigend, dass mir die Tränen kommen. Es war etwas Besonderes, zu sehen, dass das Steuerhaus und vieles andere noch intakt ist.“

Begeistert ist auch Ina Therese Trälnes, Inhaberin einer ortsansässigen Taucherfirma: „Es ist ein bewegender Moment, fantastische Bilder. Ich bin sehr beeindruckt davon, es ist so wichtig für die Geschichte Norwegens“, sagte sie laut NRK.

snanews


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