DS 9 - kann er halten, was er verspricht?

  19 Mai 2021    Gelesen: 555
  DS 9 - kann er halten, was er verspricht?

Mit dem DS 9 soll wieder ein echtes Premiumfahrzeug aus Frankreich kommen. Optisch ist der Edel-Citroën dann auch sehr gelungen. Doch letztendlich muss er sich mit den hierzulande etablierten Premiumherstellern messen lassen, denn genau deren Käuferschaft soll angesprochen werden.

Ob sich DS als Premiummarke des Stellantis-Konzerns in Zukunft durchsetzen wird, steht in den Sternen. Die Absatzzahlen für Deutschland lassen jedenfalls im Moment nicht vermuten, dass Modelle wie der DS 3 Crossback und DS 7 Crossback großen Zuspruch finden. Lediglich 644 Fahrzeuge wurden von Januar bis April in Deutschland verkauft. Nur zum Vergleich: Mercedes setzte im gleichen Zeitraum 84.325 Autos ab. Das ist schon ein deutlicher Unterschied und es ist eher nicht zu erwarten, dass der für den Spätsommer geplante DS 4, der mit den nächsten Opel Astra und Peugeot 308 eng verwandt ist, dieses Bild nachhaltig ändern wird. Dennoch gibt es ein Auto im Portfolio der Edelfranzosen, das momentan aufhorchen lässt. Die Rede ist vom Flaggschiff DS 9, der schon ab 47.550 Euro zu haben ist.

Seine dominante Stellung im Portfolio demonstriert der DS 9 mit seinem klassischen Businessformat und 4,93 Metern Länge. Dominant ist der große Kühlergrill im markentypischen Diamantdesign, flankiert von zwei schmalen Scheinwerfereinheiten. Auffällig ist hier die mittig über die Motorhaube laufende Spange, die erst kurz vor dem Kühlergrill mit einem farbigem Markenemblem endet. Die versenkbaren Türgriffe unterstützen die edle Außenoptik, auch wenn sie unter Sicherheitsgesichtspunkten nicht rühmenswert sind. Eine kleine Reminiszenz an den unvergessenen Namensgeber Citroën DS von 1955 sollen die beiden Positionsleuchten an der C-Säule sein.

Wenig außergewöhnlich ist dagegen der kuppelartige Verlauf der Dachlinie, die fast wie bei einem Fließheck in den Kofferraum mündet, und die reichliche Verwendung von Karosseriefalzen. So steht der DS 9 zwar modisch-imposant auf seinen 19 Zoll großen Rädern, erinnert in den Proportionen aber durchaus auch an den kürzeren Konzernbruder 508. Kein Wunder, beide stehen auf der EMP2-Plattform, auf der PSA auch den Opel Grandland oder den DS 7 Crossback aufbaut.

Etwas gewöhnungsbedürftig

Nach dem Einstieg finden die Passagiere vorne viel Platz, sehr gute Sitze und einen modernen, aufgeräumten Innenraum. Die wenigen, edel wirkenden Schalter um die Mittelkonsole lassen sich allerdings nur schlecht ablesen. Man muss während der Fahrt schon wissen, welche Funktion sich jeweils hinter einem der Schalter verbirgt, um vom Fahrgeschehen nicht allzu sehr abgelenkt zu sein. Wie heute bei neuen Modellen überwiegend üblich, schaut der Fahrer durchs Lenkrad auf ein 12,3 Zoll großes digitales Kombiinstrument und hat darüber hinaus mittig einen 12 Zoll großen Touchscreen zur Steuerung diverser Funktionen.

Enttäuschend ist, dass es für ein nagelneues Fahrzeug mit Premiumanspruch selbst gegen Aufpreis kein Head-up-Display gibt. Dafür gibt es für zwei Personen auf den Fondplätzen reichlich Platz, zu dritt möchte man dort aber nicht sitzen. Wie üblich bei einer fallenden Dachlinie muss man auch beim DS 9 beim Entern der zweiten Reihe den Kopf einziehen. Als Reiselimousine könnte der Franzose mit 510 Litern Kofferraumvolumen aber eine Option sein.

Enttäuschende Antriebspalette

Die Antriebspalette dürfte Interessenten allerdings enttäuschen. DS bietet als reinen Verbrenner lediglich den konzernbekannten 1,6-Liter-Benziner mit 225 PS an. Der Standardsprint geht hier mit 8,8 Sekunden ebenso in Ordnung wie die Höchstgeschwindigkeit von 236 km/h. Werden die Fahrleistungen allerdings abgefordert, muss sich der kleine Vierzylinder schon arg anstrengen. Etwas besser geht es mit dem alternativ erhältlichen Plug-in-Hybrid. Hier paart sich ein 180 PS starker Vierzylinder mit einem E-Motor, der 110 PS beisteuert. Letztlich ist das dann wieder eine Systemleistung von 225 PS.

Allerdings sorgt der E-Antrieb für gefühlt mehr Schub im unteren Drehzahlbereich. Beim Standardspurt macht das mit 8,7 Sekunden aber lediglich eine Zehntelsekunde aus. Die Höchstgeschwindigkeit wird hier mit 240 km/h angegeben. Bis zu 48 Kilometer elektrische Reichweite sollen aus der 11,9- kWh-Batterie gewonnen werden, allerdings fällt der Benzintank mit 42 Litern um 18 Liter kleiner aus als beim Benziner.

DS wird noch zwei weitere Plug-in-Hybrid-Varianten bringen. Im kommenden Jahr wird es eine Version mit 250 PS und etwas größerem Akku (15,6 kWH) für mindestens 60 Kilometer elektrische Reichweite geben. Hinzu kommt ab August die schon aus dem Peugeot 508 PSE bekannte Kombination mit zwei Elektromotoren und einer Nennleistung von 360 PS. Das dann zum stolzen Preis von 64.250 Euro.

Nur der Komfort wird es nicht richten

Eine große Stärke des DS 9 ist das komfortabel abgestimmte Fahrwerk. In der höherwertig ausgestatteten Version Rivoli (ab 51.400 Euro) ist sogar serienmäßig das kameragesteuerte aktive Federungssystem (Active Scan) enthalten, das Fahrbahn-Unebenheiten schon im Vorfeld erkennt und die Stoßdämpfer entsprechend voreinstellt. In der Basisversion Performance Line kostet es 1100 Euro Aufpreis.

Apropos Preis: Das Plug-in-Modell kommt in der Basis auf 52.810 Euro und ist damit 5260 Euro teurer als der Benziner. Da das Fahrzeug mit diesem Antrieb und in dieser Preisklasse aber derzeit über die Innovationsprämie mit 5925 Euro gefördert wird, ist es letztlich sogar 665 Euro günstiger als der reine Verbrenner. Wer diese Variante als Dienstwagen einsetzt, profitiert zudem von der 0,5-Prozent-Besteuerung. Allerdings muss dem Fahrer klar sein, dass er in der Praxis nur 35 bis 40 Kilometer rein elektrisch vorankommt und ständig nachladen muss.

Unterm Strich liegen die Stärken des DS 9 im Komfort und dem Umstand, dass der Franzose einfach anders ist als die deutschen Vertreter Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Denen wird die französische Alternative hier im Heimatland aber wohl kaum gefährlich werden. In Frankreich naturgemäß schon eher und nicht zuletzt auf dem Riesenmarkt China, wo der DS 9 ja auch produziert wird.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x


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