Lukaschenko reist zu Treffen mit Putin

  28 Mai 2021    Gelesen: 765
  Lukaschenko reist zu Treffen mit Putin

Der belarussische Staatschef Lukaschenko will bei einem Treffen mit Russlands Präsident Putin die großen diplomatischen Spannungen mit EU und USA besprechen. Sanktionen verkomplizieren die wirtschaftliche Lage von Belarus. Das Land bittet den Verbündeten im Kreml um Unterstützung.

Unter dem Druck der EU-Sanktionen und der wachsenden Konfrontation mit dem Westen reist der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko heute zu einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. In Sotschi am Schwarzen Meer solle es um Fragen der weiteren bilateralen Entwicklung beider Länder gehen, teilte der Kreml mit. Es ist bereits das dritte Treffen der beiden Politiker in diesem Jahr.

Lukaschenko will, wie er sagte, mit Putin über die Folgen der Sanktionen der EU und der USA sprechen, die Belarus wirtschaftlich zu schaffen machen. Schon jetzt steht Minsk mit Milliardenbeträgen bei Moskau in der Kreide. Ungeachtet der wachsenden Kosten für Russland hatte Putin zuletzt immer wieder betont, Lukaschenko weiter zu unterstützen. Belarus hängt wirtschaftlich am Tropf Russlands. Lukaschenko ist auch politisch abhängig von Moskau.

Die Konfrontation zwischen Belarus und dem Westen spitzte sich zuletzt zu, weil Lukaschenko eine Ryanair-Passagiermaschine am Sonntag auf den Boden bringen ließ, um einen seiner Gegner festnehmen zu lassen. Der Oppositionsaktivist und Blogger Roman Protassewitsch kam nach der Zwangslandung in Haft. Mit ihm festgenommen wurde auch seine Freundin Sofia Sapega, die russische Staatsbürgerin ist.

Vier Tage nach der Festnahme durfte Protassewitsch seine Anwältin Inessa Olenskaja sehen. "Alles ist gut, er ist guter Dinge, positiv und fröhlich", sagte Olenskaja der unabhängigen Nachrichtenagentur Belapan am Donnerstagabend. Aus Verschwiegenheitsgründen könne sie nicht mehr sagen.

"Akt der Luftpiraterie"

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz äußerte die Erwartung, dass Putin sich für die Freilassung von Roman Protassewitsch einsetze. "Meine Erwartung an den Kreml vor dem Treffen mit dem belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko ist klar: Moskau darf diesen ungeheuerlichen Akt der Luftpiraterie nicht ignorieren", sagte Scholz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnte indes den Westen vor einer "Dämonisierung" von Belarus.

Der belarussische Regierungschef Roman Golowtschenko forderte am Vorabend des Gesprächs von Lukaschenko und Putin Hilfe für sein Land durch Russland. "In einer solchen Situation zählen wir auf die Unterstützung eines engen Verbündeten", sagte Golowtschenko bei einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Michail Mischustin. Mischustin wiederum sicherte zu, den Luftverkehr zwischen beiden Ländern wieder ausbauen zu wollen - sofern die Corona-Situation das zulasse.

Die EU hatte entschieden, künftig keine Starts und Landungen von belarussischen Fluggesellschaften und keine Überflüge mehr zu erlauben. Mehrere europäische Länder hatten seit Anfang der Woche bereits Verbote ausgesprochen. Im Gegenzug stellte die staatliche belarussische Fluggesellschaft Belavia alle Flüge nach Deutschland und in sechs weitere EU-Länder ein. In den kommenden Wochen soll entschieden werden, welche Unternehmen oder Wirtschaftszweige in Belarus von EU-Sanktionen betroffen sein sollen.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa


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