Nun soll es angeblich am 17. April in Doha, der Hauptstadt Katars, zu einem Treffen der Opec-Länder mit ihren Konkurrenten kommen. Ob es tatsächlich zu einem Treffen und dabei zu einer Einigung kommen wird, bleibt allerdings mehr als fraglich, denn die Interessen der einzelnen Länder sind sehr unterschiedlich. Daher dürfte das enorme Überangebot am Markt anhalten, weshalb die Erholung beim Ölpreis allmählich auslaufen könnte.
Wie schwierig das Umfeld in der Branche ist, zeigen die Daten aus den USA. Die US-Öllagervorräte sind zuletzt auf 521,9 Millionen Barrel gestiegen. Damit liegen sie in der Nähe des Rekordhochs und um mehr als ein Drittel über dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Der jüngste Preisanstieg des Energieträgers könnte dazu führen, dass entgegen den Erwartungen der Experten viele US-Fracking-Unternehmen ihre Ölfelder wieder in Betrieb nehmen, weshalb sich die Lager weiter füllen dürften.
Zuletzt hatte das Opec-Mitglied Iran klargemacht, dass es bei einer Kürzung der Förderung nicht mitmachen wird. Iran will die Förderung bis zum Jahresende um weitere 500.000 Barrel pro Tag auf rund vier Millionen Barrel aufstocken. Damit dürften die weltweiten Lager zunehmend volllaufen. Dabei liegen die Vorräte in den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bereits bei 3,1 Milliarden Barrel und damit meilenweit über dem Schnitt der vergangenen Jahre.
Starke Erinnerungen an Frühjahr 2015
Für einen baldigen Höhepunkt und eine anschließende Trendwende nach unten beim Ölpreis könnte nicht nur das sehr hohe Angebot, sondern auch die schwächelnde Nachfrage sorgen. Zuletzt gab es etliche enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA, etwa bei den Einzelhandelsumsätzen. Gleichzeitig schwächt sich das Wirtschaftswachstum in China trotz der zunehmenden Maßnahmen der Notenbank weiter ab. Die jüngste Rally beim Ölpreis erinnert daher an das Frühjahr 2015, als die Notierung der US-Sorte WTI zwischen Mitte März und Mitte Mai 2015 um 35 Prozent auf 62 Dollar nach oben schoss, ehe der Preis auf Talfahrt ging und sich dabei mehr als halbierte.
Viele Ölförderer trauen der aktuellen Rally selbst nicht. Sie haben die Erholung der Preise zum Hedgen genutzt, also zum Verkauf von Öl auf Termin. "Damit ist die Ölpreiskurve am Terminmarkt deutlich flacher als noch zu Jahresanfang", erklärt Matthias Hüppe, Derivateexperte von HSBC, die aktuelle Veränderung bei den Erwartungen an die künftige Ölpreisentwicklung. Das heißt, dass der Preisaufschlag für die Folgejahre gegenüber dem aktuellen Kurs deutlich geringer ist als noch vor wenigen Wochen. "Die aktuelle Rally erinnert stark an Frühjahr 2015, nur dass die Produzenten diesmal bereit sind, sich zu deutlich niedrigeren Preisen zu hedgen", schreiben die Analysten von Morgan Stanley. Sollte sich die Geschichte wiederholen, könnte die jüngste Rally beim Ölpreis bald auslaufen.
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