Hollande: Auslieferung von Abdeslam “so schnell wie möglich“
Die beiden Männer waren bei dem Polizeieinsatz angeschossen und über Nacht medizinisch versorgt worden. Sie dürften nun verhört werden, anschließend soll über ihre Auslieferung nach Frankreich entschieden werden. Der französische Staatschef Francois Hollande hatte am Freitag angekündigt, sein Land werde umgehend einen Auslieferungsantrag für Abdeslam stellen.
Anwalt: Abdeslam gegen Auslieferung
Salah Abdeslam will sich nach Angaben seines Anwalts gegen die Auslieferung nach Frankreich wehren. Verteidiger Sven Mary sagte am Samstag nach einer Anhörung am Sitz der Bundespolizei in Brüssel, sein Mandant kooperiere mit der belgischen Justiz.
Demnach wurde er offiziell wegen der Pariser Anschläge beschuldigt und in vorläufige Haft genommen.
Frankreich bitte nun um die Auslieferung von Abdeslam, sagte der Anwalt vor Journalisten weiter. "Ich kann Ihnen bereits jetzt ankündigen, dass wir seine Auslieferung nach Frankreich ablehnen werden." Abdeslam war am Freitag in Brüssel aufgespürt und festgenommen worden. Noch am Abend sagte Frankreichs Präsident Francois Hollande, Abdeslam müsse "so schnell wie möglich" ausgeliefert werden.
Am Freitag in Molenbeek gefasst
Der Islamist wurde am Freitag im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst. Zudem wurden drei Mitglieder der Familie, die ihm Unterschlupf gewährten, sowie der nun mit ihm aus der Klinik entlassene Verdächtige festgenommen.
Abdeslam, ein 26-jähriger Franzose marokkanischer Abstammung, soll eine Schlüsselrolle bei der Ausführung der Pariser Attentate gespielt haben. So soll er Mietautos und Zimmer für die Kommandos organisiert und mehrere Attentäter zum Anschlagsort gefahren haben. Nach den Attentaten mit 130 Toten floh er offenbar mit Komplizen nach Belgien.
Abdeslam soll in Ulm Komplizen abgeholt haben
Im vergangenen Herbst soll Abdeslam in Ulm mögliche Komplizen abgeholt haben. Wie der Südwestrundfunk am Samstag unter Berufung auf polizeiliche Ermittlungen berichtete, fuhr er in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober mit einem auf seinen Namen angemieteten Wagen nach Ulm und offenbar nach nur rund einer Stunde wieder zurück. Er könnte dabei drei Männer, die sich als Syrer ausgegeben hatten, aus einer Flüchtlingsunterkunft abgeholt haben, in deren Nähe er geparkt hatte. Die drei Männer fehlten dort seither. Ihre Identität werde vom Bundeskriminalamt (BKA) gemeinsam mit französischen und belgischen Sicherheitsbehörden geprüft, hieß es. Die deutschen Behörden wollten sich demnach nicht zu dem Vorgang äußern.
Über den mutmaßlichen Aufenthalt des 26-jährigen Islamisten in Ulm hatte es schon zuvor Berichte gegeben. Auch sollen er und zwei mögliche Komplizen am 9. September unter Flüchtlingen an der österreichisch-ungarischen Grenze aufgetaucht und kontrolliert worden sein - obwohl Abdeslam kein Flüchtling war und sich als Franzose frei in Europa bewegen konnte.