Die drei dicksten Fragezeichen der Formel 1

  03 Juli 2022    Gelesen: 1430
  Die drei dicksten Fragezeichen der Formel 1

Wer fährt nächstes Jahr wo? Das F1-Puzzle für 2023 setzt sich langsam, aber sicher zusammen. Ein paar Teile liegen aber noch herum und warten darauf, eingesetzt zu werden. Die entscheidende Rolle kommt dabei den deutschen Fahrern und einem Altmeister zu.

Die Gerüchteküche zur Silly Season – sie brodelte in den vergangenen Wochen schon gewaltig. Pierre Gasly zu Mercedes, weil Lewis Hamilton zurücktritt? Nix dran, Hamilton fährt auch nächstes Jahr für die Silberpfeile, Gasly verlängerte seinen Vertrag bei AlphaTauri. Daniel Ricciardo raus bei McLaren? Eine Frage, die mehrere britische Medien und auch Sky-Experte Ralf Schumacher immer wieder hartnäckig aufwarfen, ist auch beantwortet: Nein, der Australier bleibt, wie McLaren-Boss Zak Brown in Silverstone im RTL/ntv-Interview klarstellte.

Der Fahrermarkt sortiert sichlangsam. Offen sind für kommende Saison noch Cockpits bei Alpine, AlphaTauri, Aston Martin, Alfa Romeo, Williams und Haas. Oder anders gesagt: Fernando Alonso, Yuki Tsunoda, Sebastian Vettel, Zhou Guanyu, Nicholas Latifi und Mick Schumacher haben für 2023 noch keinen Vertrag in der Tasche. Fangen wir mit den beiden Asiaten an. Dass Tsunoda bei AlphaTauri bleibt, gilt im Fahrerlager als sicher. Nach einem schwierigen Rookie-Jahr überzeugt der Japaner in der laufenden Saison, fährt konstant, ist zumeist auf Augenhöhe mit seinem starken Kollegen Gasly. Teamchef Franz Tost ist zufrieden – das will was heißen.

Auch Zhou ist dabei, sich sein Alfa-Sauber-Cockpit für nächstes Jahr zu verdienen. Teamchef Frédéric Vasseur ist mit seiner Fahrerpaarung sehr zufrieden, wie er im RTL/ntv-Interview betonte. Die Zusammenarbeit zwischen dem erfahrenen Valtteri Bottas und dem jungen Zhou sei "bisher perfekt", sagte er. Sollte der Chinese wie zuletzt starke Leistungen zeigen und sich weiter verbessern, sei es das "beste für unser Unternehmen, wenn wir mit ihm weitermachen", so der Franzose. Klingt stark nach Vertragsverlängerung, zumal Zhou für die Vermarktung der F1 im Reich der Mitte von enormer Bedeutung ist und Alfa Sponsoren-Millionen in die Teamkasse spült.

Alonso hat Zukunft selbst in der Hand

Unklar ist, wie es bei Alpine, Aston Martin, Haas und Williams weitergeht. Wer hier welchen Sitz bekommt, hängt vor allem von zwei Fahrern ab: Den Altmeistern Fernando Alonso und Sebastian Vettel. Alonso hatte Anfang des Jahres betont, er habe Spaß und wolle auch 2023 in der Formel 1 fahren. Verlängert hat der Spanier bei Alpine aber noch nicht. Hört man Teamchef Otmar Szafnauer zu, hat Alonso seine Zukunft praktisch selbst in der Hand. Alpine sei mit dem 40-Jährigen sehr zufrieden, das Werksteam werde in den kommenden Wochen Gespräche mit Alonso führen, sagte Szafnauer. Eine Entscheidung erwarte er nach der Sommerpause.

Alonsos Lust und Laune entscheidet auch über die Zukunft von Alpines Edeltalent Oscar Piastri. Hört Alonso auf (oder sieht für sich eine andere Option), fährt der Australier nächstes Jahr neben Esteban Ocon. Bleibt Alonso bei Alpine, könnten die Franzosen Piastri an Williams "ausleihen". Er sei sicher, dass Piastri 2023 in der Königsklasse fahre, sagte Szafnauer und empfahl augenzwinkernd doch einmal bei Williams-Chef Jost Capito nachzuhören.

Gesagt, getan. Und ja, Capito macht keinen Hehl daraus, dass Williams Piastri auf dem Zettel hat. "George Russell war ja in einer ähnlichen Situation wie jetzt Oscar, dass er als Mercedes-Fahrer einen Sitz gebraucht hat und Mercedes ein Team für ihn gesucht hat, damit er Erfahrung sammeln kann, damit er zu Mercedes gehen kann. Ich denke, Alpine will das gleiche machen mit Piastri", sagte der 63-Jährige im RTL/ntv-Interview. Eine "Ausleihe" von Piastri zu Williams sei "sicher eine Möglichkeit, keine Frage", so Capito. "Wir müssen für die Zukunft aber auch sehen: Wenn man wirklich nach vorne kommen will, muss man eigene Fahrer haben." Der Teamchef verwies auf die Williams-Akademie für Nachwuchspiloten und Formel-2-Fahrer Logan Sargeant. Der Amerikaner habe nächstes Jahr seine Superlizenz, sagte Capito: "Er ist sicher auch eine Option, weil er unser Fahrer ist."

Aston Martin muss für Vettel liefern

Klar ist angesichts dieser Kommentare: Die Zeit von Nicholas Latifi beim britischen Traditionsrennstall läuft ab, der Kanadier selbst macht sich diesbezüglich auch keine Illusionen wie er in Silverstone erfrischend ehrlich einräumte, trotz seines überragenden zehnten Rangs im Qualifying. Bleiben noch die Schlüsselfiguren Sebastian Vettel und Mick Schumacher. Aston Martin, so viel ist sicher, will unbedingt mit dem Routinier verlängern, wie Mike Krack im Gespräch mit unserer Redaktion abermals betonte.

Ob Vettel weitermacht wird neben dessen Lebensplanung vor allem von der Performance des britischen Teams in den nächsten Rennen abhängen. "Wir müssen ihm zeigen, dass wir in der Lage sind, nach unserem schwachen Saisonstart dieses Fahrzeug zu verbessern in einen Bereich, dass Sebastian wieder Licht am Ende des Tunnels sieht. Wenn er merkt, das Paket funktioniert, es gibt Fortschritt, dann fällt ihm die Entscheidung auch viel leichter", sagte Krack in Silverstone. Auch Vettel sagte vor dem Großbritannien-GP, er wolle schauen, wie es die nächsten Rennen laufe und dann entscheiden. "Ich glaube nicht, dass wir ewig brauchen werden."

Was aber, wenn Vettel aufhört? Mick Schumacher wurde medial mehrfach als Nachfolger ins Spiel gebracht, was allerdings schwer vorstellbar ist. Aston Martin braucht neben dem farblosen Dauer-Cockpit-Inhaber Lance Stroll einen erfahrenen Fahrer, der das Team mit seinem Feedback füttern und nach vorne treiben kann. Was Spekulationen nährt, Alonso könne sich den Briten anschließen, sollte Vettel genug haben. Rennstall-Eigner Lawrence Stroll soll ein großer Fan des zweimaligen Weltmeisters sein.

Mick Schumacher hat für 2023 somit wohl nur eine realistische Option: Eine Vertragsverlängerung bei Haas. Trotz durchwachsener Leistungen in der bisherigen Saison hat Schumacher als Ferrari-Junior gute Chancen, dass es beim US-Team weitergeht. Als Motoren- und Teilelieferant können die Roten ein gewichtiges Wort mitsprechen, wenn der Platz neben Kevin Magnussen vergeben wird. Voraussetzung dafür bleibt allerdings, dass Schumi jr. bis zur Sommerpause auf der Strecke überzeugt.

Quelle: ntv.de


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