Spritverbrauch bleibt unter Vor-Corona-Niveau

  02 Auqust 2022    Gelesen: 575
Spritverbrauch bleibt unter Vor-Corona-Niveau

In den ersten beiden Corona-Jahren geht der Spritverbrauch in Deutschland deutlich zurück. Inzwischen gibt es keine Mobilitätseinschränkungen mehr, die Nachfrage ist trotzdem noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie angekommen. Ein möglicher Grund: die hohen Preise.

In den ersten Monaten des Ukraine-Krieges lag der Spritverbrauch in Deutschland deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Darauf deutet eine Auswertung der amtlichen Mineralöldaten für die Frühlingsmonate März, April und Mai hin. Sowohl für Diesel als auch für Benzin zeigen die Daten Rückgänge von rund einem Zehntel gegenüber den Jahren 2018 und 2019. Im März waren die Spritpreise in bis dahin nie erreichte Höhen gestiegen.

Gegenüber den ersten beiden Corona-Jahren ist die Entwicklung anders: So ist der Diesel-Verbrauch in den Frühlingsmonaten der Jahre 2020 bis 2022 zwar klar unter den Vor-Pandemie-Werten, aber von Jahr zu Jahr relativ konstant. Bei Benzin liegen 2021 und 2022 eng beisammen, 2020 fällt aber deutlich ab. Hier dürfte sich der erste Lockdown besonders stark niederschlagen: Benzinmotoren werden häufig von Privatpersonen genutzt.

Die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gemeldeten Daten zeigen zwar nicht direkt die getankte Menge, sondern nur die Auslieferungen von Kraftstoff an die Tankstellen. Eine grobe Aussage über das Tankverhalten erlauben sie dennoch, da dieses ja die Nachbestellungen durch die Tankstellen beeinflusst. Konkret wurden von März bis Mai 2022 gut 4 Millionen Tonnen Benzin und knapp 8,4 Millionen Tonnen Diesel ausgeliefert. 2019 waren es im gleichen Zeitraum noch 4,5 Millionen und 9,5 Millionen Tonnen. 2021 dagegen knapp 4 Millionen und gut 8,4 Millionen Tonnen.

Warum die Kraftstoffnachfrage im laufenden Jahr trotz deutlich geringerer Corona-Beschränkungen nicht wieder anzog, geht aus den Daten nicht hervor. Allerdings liegt insbesondere bei Benzin ein Zusammenhang mit den hohen Preisen nahe. Bei Diesel könnte sich dagegen auch der Teilemangel in der Wirtschaft niederschlagen.

Zudem gibt es für den Mai einen Sondereffekt durch die Senkung der Kraftstoffsteuer ab dem 1. Juni. Weil dafür die Auslieferung des Sprits entscheidend war, dürften Ende Mai viele Lieferungen in den Juni verschoben worden sein. Dementsprechend liegt der Mai sowohl bei Benzin als auch bei Diesel unter den Werten von April. In den Jahren davor war die Benzinnachfrage vom April zum Mai stets gestiegen, die Dieselnachfrage meist etwa gleich geblieben. Der Effekt ist aber nicht groß genug, um den Rückgang zum Vor-Corona-Niveau insgesamt zu erklären. Auch die gestiegene Anzahl an Elektroautos ist im Vergleich zum deutschen Fahrzeugbestand bei weitem zu klein, um die Änderungen zu erklären.

Eine klare Entwicklung sieht man dagegen bei der Wahl des Benzins: Der Anteil von E10 hat zuletzt kräftig angezogen. Von März bis Mai 2022 waren es 22,8 Prozent, 2021 erst 16,6 Prozent und in den Jahren davor jeweils um die 13 Prozent. Eine mögliche Erklärung: E10 ist meist um die sechs Cent pro Liter billiger als normales Superbenzin. Dennoch wird es sehr viel seltener getankt, obwohl die meisten Motoren den Kraftstoff vertragen. Hier könnte der Preisdruck an der Zapfsäule den ein oder anderen Autofahrer zum Umdenken bewogen haben.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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