Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne würde den Hamburger Hafenbetrieb HHLA gerne im Schulterschluss mit der Container-Reederei Hapag-Lloyd übernehmen. "Sollte ein Erwerb der HHLA realisierbar sein, wäre es möglich, Hapag-Lloyd darin einzubeziehen oder die Beteiligung auch ganz Hapag-Lloyd zu überlassen", sagte der Milliardär im Gespräch mit der "FAZ".
Kühnes Vorstoß ist noch nicht mit der Reederei abgestimmt, an der er mit 30 Prozent beteiligt ist. Aber er gab sich überzeugt, dass sich Hapag-Lloyd im Ernstfall beteiligen oder gleich selbst voranmarschieren würde. Konkurrenten wie MSC oder CMA CGM, die sich durch eine solche Transaktion vor den Kopf gestoßen fühlen könnten, würde Kühne Terminalbeteiligungen anbieten, "um sie an Hamburg zu binden und ihnen gleichzeitig ein Mitspracherecht zu geben".
Hinzu kommt jedoch auch, dass der Hamburger Senat die kriselnde HHLA überhaupt nicht verkaufen will. Darauf antwortete Kühne der "FAZ": "Der ganze Vorgang ist kein Selbstläufer. Es hängt viel von der Hamburger Politik ab, die zurzeit sehr linkslastig ist. Aber sobald frische Kräfte aus dem bürgerlichen Lager an Gewicht gewinnen, könnte sich der Wind drehen. Ich weiß, dass es viele Befürworter meiner Ideen gibt." In Hamburg regiert die SPD unter Bürgermeister Peter Tschentscher zusammen mit den Grünen. Die Koalition ist im Vergleich zu anderen Bundesländern wenig skandalträchtig und genießt Rückhalt in der Stadt. Die nächste Bürgerschaftswahl findet voraussichtlich 2025 statt.
Hamburger Senat erteilt Absage
In einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" sagte Kühne zuvor, er habe bereits zwei erfolglose Anläufe unternommen. Angeblich geht es ihm nicht um Rendite, sondern darum, der Stadt zu helfen, so Kühne in dem Interview. Der 86-Jährige gibt sich immer wieder als "Gönner" der Hansestadt. So pumpte er unter anderem aus Verbundenheit mit dem Club immer wieder hohe Millionen-Beträge in den Hamburger SV. Als das Geld jedoch nicht den gewünschten sportlichen Erfolg brachte, sorgte Kühne zeitweise immer wieder mit harschen Tönen in Interviews für Unruhe. Bereits vor längerer Zeit versprach er zudem, der Hansestadt eine Oper zu spendieren.
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion in Hamburg, Dirk Kienscherf, schrieb kürzlich beim Kurznachrichtendienst X: "Kühne und HHLA: Danke für das 'Angebot', Herr Kühne, aber einen Ausverkauf der HHLA wird es nicht geben. Thema durch. Wo bleibt eigentlich unter anderem die Oper? Wenn Herr Kühne wirklich etwas für Hamburg tun möchte, gibt es sicherlich viele andere sinnvolle Möglichkeiten." Senatssprecher Marcel Schweitzer sagte gegenüber NDR 90,3: "Der Senat beabsichtigt nicht, die Mehrheit der HHLA an Investoren zur Verfolgung privater Geschäftsinteressen zu verkaufen." Zudem sehe man davon ab, die politischen Einschätzungen von Herrn Kühne zu kommentieren.
Kühne sieht den Hamburger Hafen und die HHLA auf dem absteigenden Ast: "Das besorgt mich. Daher will ich den Hamburger Senat aufrütteln. Ich bin halt so mutig zu sagen: Wenn Ihr die HHLA uns überlasst, werden wir schon dafür sorgen, Hamburg wieder voranzubringen." Der 86-Jährige wäre nach eigenem Bekunden bereit, rund eine halbe Milliarde Euro für die Aktienmehrheit der HHLA zu berappen und darüber hinaus in die Modernisierung der Anlagen zu investieren.
Quelle: ntv.de, rog
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