Als ich erstmalig auf den komplett neuen Panamera zugelaufen komme, muss ich grübeln: echt jetzt? Das ist das neue Modell? Ich habe Schwierigkeiten, die dritte Panamera-Generation zu identifizieren, dann haben es die Nachbarn potenzieller Neukunden auch, und das ist gut so. Thema Neid und so. Selbst die Abmessungen bleiben weitgehend gleich mit 5,05 respektive 5,20 Metern ("Executive" mit langem Radstand) Außenlänge.
Aber Porsche jetzt die Notwendigkeit des neuen Modells abzusprechen, wäre ein bisschen gemein. Wenn man dann jedoch im Auto sitzt, merkt man den Unterschied natürlich deutlich. Denn Porsche wäre nicht Porsche, wenn der Panamera ab sofort nicht auch das nobel gebogene Display (klassisch mit Drehzahlmesser in der Mitte) hätte. Ach ja, und den optionalen Beifahrer-Monitor (knapp elf Zoll) gibt es natürlich auch - dem Co-Driver soll ja nicht langweilig werden. Er kann dann nämlich nicht nur den Fahrer maßregeln, wenn dieser zu schnell fährt (die Performance-Daten lassen sich hier minutiös darstellen), sondern auch Videos während der Fahrt abspielen, die dem Fahrer wegen des abweichenden Blickwinkels verborgen bleiben.
Und weiterhin bleibt die Oberklasse-Limousine ein feiner Hort der automobilen Glückseligkeit. Ob es jetzt die grazilen Ledersessel sind mit optionalen doppelten Ziernähten in kräftiger Farbe für Fans fein gearbeiteter Nähkunst oder schmückende Dekors. Insgesamt macht das Interieur einen cleanen Eindruck - kein Wunder, die physischen Tasten beschränken sich auf lediglich fünf Stück zum Steuern der Klimaanlage sowie einen Drehregler. Eine mechanische Analoganzeige rettet Porsche allerdings in die nächste Panamera-Ära: Es handelt sich um die Sport-Chrono-Einheit auf der Mittelkonsole. Um den Eindruck einer geordneten Architektur zu vollenden, rutscht der Automatik-Wählhebel hinter das Lenkrad, wo er sich auch bei anderen Modellen bewährt hat.
Ich verzichte jetzt mal auf Spekulationen, ob der frisch enthüllte Panamera in irgendeiner Hinsicht der letzte sein könnte. Genießen wir doch einfach das Jetzt und lassen uns überraschen, was in einigen Jahren kommt oder eben auch nicht. Und nun steht da eine begehrenswerte Limousine (man kann diesen Zuffenhausener natürlich gerne auch doof finden) mit Sechs- und zum Glück (die einen sagen so, die anderen so) auch Achtzylindern unter der Haube.
Meiste Panamera-Ausführungen kommen als Hybrid
Der reine Verbrenner bleibt hingegen eine Minderheitsofferte, wenn man so will. Er kommt in Form eines doppelt aufgeladenen V6-Motors mit 2,9 Litern Hubraum sowie 353 PS (Allrad- und Hinterradantrieb), wie auch bereits bekannt aus dem Cayenne. Die restlichen vier Varianten hingegen präsentieren sich kräftig hybridisiert. Im Mittelpunkt des PHEV-Strangs steht bei sämtlichen Versionen die 190 PS starke E-Maschine, deren Energiehunger aus einem rund 26 kWh großen Akku gespeist wird. Damit vermag der Stuttgarter rund 90 Kilometer rein elektrisch zu fahren - ein properer Wert mit hoher Alltagstauglichkeit. Auf die Möglichkeit, mit Gleichstrom schnell laden zu können, verzichtet Porsche bewusst mit dem Hinweis, dies sei ohnehin kein häufig vorkommender Anwendungsfall. Mit elf Kilowatt Ladeleistung dauert das Befüllen der Batterie rund drei Stunden.
Bisher bleibt Porsche die Leistungswerte der meisten Hybride schuldig bis auf den neuen V8-Strang, bei dem das "S" ausdrücklich fehlt. Hier gibt es 680 PS Systemleistung sowie 930 Newtonmeter Drehmoment. Die restlichen Ausbaustufen lassen sich vom Cayenne ableiten - das könnten dann also 470 sowie 519 PS sein für die beiden Sechszylinder (bald sollten wir Genaueres wissen).
Ein bisschen geheimnisvoll tut Porsche noch bezüglich eines möglichen Topmodells mit dem "S". Denn beim Cayenne hat der Turbo E-Hybrid (also ohne "S") ja bereits 739 PS - wird Porsche mit einer potenziellen Spitzenversion, die von den Verantwortlichen nicht dementiert wird, darüber hinausgehen? Die vorläufige Topausgabe muss sich jedenfalls schon nicht verstecken mit 3,2 Sekunden für den Standardsprint (von 0 auf 100 km/h) sowie 315 km/h Topspeed. Die Basis ist mit 5,1 Sekunden aber auch nicht gerade phlegmatisch und rennt 270 km/h in der Spitze.
Nur die feinsten Fahrwerks-Gadgets
Unter dem Blech verbergen sich noch ein paar weitere Neuigkeiten. Stolz ist Porsche auf das modifizierte Luftfahrwerk. Da ist nicht nur die aus dem Cayenne bekannte sogenannte Zweikammer-Zweiventil-Luftfederung mit getrennt regelbarer Druck- und Zugstufe (was die Bandbreite zwischen komfortabler und sportlicher Abstimmung vergrößert) - beim SUV leistet sie auch recht gute Arbeit insbesondere auf kurzweiligen Straßenverwerfungen.
Erstmals hinzu kommt eine allerdings ausschließlich für die PHEV-Modelle lieferbare aktive Funktion mit je einer Hydraulikpumpe pro Rad. Auf diese Weise soll der Panamera künftig viel präziser und wirkungsvoller Nick- und Wankbewegungen ausgleichen können. Porsche verspricht, das System in einer Weise zu nutzen, dass Bodenwellen vollständig absorbiert werden. Dieser großen Ankündigung wird ntv.de demnächst natürlich auf den Zahl fühlen.
Digital Natives erwartet übrigens auch das eine oder andere Bonbon. So zeigt der Panamera einen QR-Code im Display, um das Smartphone einfacher anzumelden mit der Porsche-ID. Und mit Apple CarPlay beispielsweise lassen sich Ambientelicht, Klima-Funktionalitäten und gar die Sitzmassage per Siri steuern. Geladen wird das Telefon auch weiterhin induktiv. Und weil diese Technologie bisher bloß viel Wärme produziert, aber wenig Strom ins Device bringt, verfügt das System künftig über eine Kühlung. Aufgerüstete Scheinwerfer halten jetzt HD-Matrix-Einheiten mit 32.000 Pixeln bereit, um neue Lichtfunktionen zu ermöglichen. Porsche spricht von 600 Metern Leuchtweite. Und als Krönung lässt sich der Panamera künftig per Smartphone-App von außen in Parklücken manövrieren, ohne dass ein Fahrer am Steuer sitzen müsste.
Der neue Porsche Panamera ist ab sofort bestellbar und wird ab März 2024 zu den Kunden rollen. Es bleibt diesmal allerdings bei der Limousine in den beiden Radstand-Offerten - für weitere Derivate sieht Porsche offenbar keine wirtschaftliche Grundlage, der bisherige Sport Turismo ist demnach Geschichte. Die meisten Panamera wird Porsche in China absetzen und dort werden voraussichtlich 50 Prozent als Langversion laufen. Hierzulande wird der Oberklässler eher ein Exot bleiben, aber eine feine alternative zum restlichen Oberklasse-Angebot.
Quelle: ntv.de
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