Die islamistische Hamas hat insgesamt 16 weitere Geiseln freigelassen. Es handelte sich wie schon in den Tagen zuvor um zehn Israelis, teilte die israelische Armee mit. Darunter seien drei Deutsche, die auch den israelischen Pass haben, sowie jeweils ein Doppelstaatler aus den USA und aus den Niederlanden, erklärte Madschid al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bestätigte die Angaben zu den drei Deutschen. Zusätzlich kamen auch vier Thailänder und etwas früher schon zwei Russinnen frei. Letztere haben ebenfalls die israelische Staatsbürgerschaft. Baerbock dankte dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, Ägypten und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). "Während somit einige Familien heute aufatmen können, halten gleichzeitig jedoch noch viele andere weiter den Atem an und hoffen auf die Freilassung ihrer Lieben. Wir lassen in unseren Bemühungen nicht nach, alle Geiseln in Sicherheit zu bekommen", schrieb sie auf X.
Sieben der freigelassenen israelischen Geiseln waren aus dem Kibbutz Be'eri verschleppt worden, drei aus Nir Oz, darunter die beiden russisch-israelischen Doppelstaatlerinnen. Eine 40-Jährige und ein 18-Jähriger waren beim Massaker auf dem Supernova-Festival entführt worden. Die russischen Geiseln hatte die Hamas nach eigenen Angaben schon früher am Tag an das Rote Kreuz überstellt, sie seien aufgrund von Bemühungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin freigekommen. Sie sollten an Vertreter des russischen Außenministeriums übergeben werden. Diese Freilassungen sowie die eines Russen bereits am Sonntag und der vier Thailänder am Mittwoch sind nicht Teil der Vereinbarung zum Austausch zwischen Israel und der Hamas.
Katar zuversichtlich über Verlängerung der Kampfpause
Ob die Feuerpause, die nach bisherigen Vereinbarungen am heutigen Donnerstag endet, ein zweites Mal verlängert wird und somit weitere Austausche ermöglicht werden, ist zur Stunde unklar. Katar äußerte sich zuversichtlich, dass die Fortschritte der vergangenen Tage aufrechterhalten werden könnten und dass eine weitere Verlängerung möglich sei. Hamas-Sprecher Ghasi Hamad sagte dem Nachrichtensender Al-Dschasira, man arbeite "sehr hart" mit den Vermittlern Katar und Ägypten, um einen "Kompromiss" zu schließen und die Feuerpause zu verlängern. Die Lage sei kompliziert und ändere sich laufend, er sei mit Blick auf eine mögliche Verlängerung aber optimistisch. "Wir sind bereit, mehr Geiseln zu befreien für eine Verlängerung der Feuerpause" für weitere Tage. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte in einer Mitteilung an, die Kämpfe wiederaufzunehmen, wenn "diese Phase der Rückkehr unserer Geiseln vollendet ist".
US- Außenminister Antony Blinken sagte zu, "alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Pause zu verlängern". Er äußerte sich überzeugt, dass die Fortsetzung der Feuerpause auch im Interesse der Israelis sei. "Sie konzentrieren sich ebenfalls intensiv darauf, ihre Leute nach Hause zu bringen", sagte der Amerikaner. Blinken wird nach eigenen Angaben an diesem Donnerstag erneut in Israel sein und dort Gespräche mit der Regierung führen. Nach der ursprünglichen Übereinkunft der Kriegsgegner soll die Feuerpause auf maximal bis zu zehn Tage verlängert werden können, um die weitere Freilassung von Geiseln und palästinensischen Häftlingen zu ermöglichen. Die Kampfpause begann am Freitagmorgen und könnte somit bis Montagmorgen andauern.
Seit Beginn der Waffenruhe am Freitag kamen insgesamt 97 Geiseln frei. Davon waren 73 Israelis, von denen 14 auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Im Gegenzug kamen 210 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei, die letzte 30-köpfige Gruppe wurde in der Nacht auf freien Fuß gesetzt. Alle 30 Häftlinge seien aus verschiedenen Gefängnissen entlassen worden, teilte die israelische Gefängnisbehörde mit.
Quelle: ntv.de, jpe/ino/dpa
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