Am Jahrestag des Hamas-Angriffs kämpft Israel an allen Fronten

  07 Oktober 2024    Gelesen: 73
  Am Jahrestag des Hamas-Angriffs kämpft Israel an allen Fronten

Der Morgen des ersten Jahrestags des Hamas-Überfalls auf Israel beginnt mit einer Schweigeminute, dann folgen Sirenen und ein Raketenangriff aus dem Gazastreifen. Die Sicherheitskräfte sind in höchster Alarmbereitschaft. Auch Israel beschießt in der Nacht Ziele in Gaza und im Libanon.

Am ersten Jahrestag des Terrorüberfalls der islamistischen Hamas auf Israel heulen im Grenzgebiet zum Gazastreifen erneut die Sirenen. Es seien vier Geschosse aus dem südlichen Gaza abgefeuert worden, drei davon habe das Militär abgefangen, teilte Israels Armee am frühen Morgen mit. Ein Projektil sei auf offenem Gelände niedergegangen. Israelische Kampfflugzeuge hätten den Angriff vereitelt, indem sie kurz zuvor Abschussanlagen und unterirdische Tunnel der Hamas im gesamten Gazastreifen bombardierten, wie die Armee weiter mitteilte.

Ungeachtet aller Aufrufe zu einer Waffenruhe startete Israel am Sonntag eine neue Bodenoffensive im Gazastreifen. Panzerverbände seien seit der Nacht in das Gebiet von Dschabalia im Nordosten des Küstenstreifens vorgerückt, teilte die Armee mit. Außerdem griff Israels Luftwaffe in der Nacht zum Montag das Gelände des Shuhada Al-Aksa-Krankenhauses an, auf dem sich nach Angaben des Militärs eine Kommandozentrale der Hamas befinden soll. Sie habe sich im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens auf dem Gelände des Krankenhauses befunden, hieß es. Al-Dschasira berichtete von 11 Verletzten bei den Angriffen. Diese seien Vertriebene gewesen, die auf dem Krankenhaus-Gelände in Zelten lebten. In demselben Gebiet hatte die Armee am Vortag nach eigenen Angaben eine frühere Schule und eine frühere Moschee beschossen, auch hier sollen sich Kommandozentralen befunden haben. Alle diese Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen, Israel und Ägypten erlauben Berichterstattern keinen ungehinderten Zugang zum Kriegsgeschehen in Gaza.

Libanon und Israel beschießen sich in der Nacht

Israels Armee griff in der Nacht erneut auch Stellungen der Hisbollah im Libanon an. Mit Blick auf die Kämpfe gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi, der Miliz sei ein schwerer Schlag versetzt worden. "Wir hören nicht auf", betonte der Armeechef. "Wir zerstören die Fähigkeiten unserer Feinde und werden sicherstellen, dass diese Fähigkeiten nicht wieder aufgebaut werden, damit sich der 7. Oktober nie wiederholt."

Bei einem israelischen Angriff auf den Ort Kayfun im Libanon-Gebirge wurden nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen getötet. Weitere 13 wurden demnach verletzt.

Zugleich schoss die proiranische Schiiten-Miliz Raketensalven unter anderem auf die Hafenstadt Haifa im Norden Israels ab, wie die Armee mitteilte. Bilder zeigten Schäden auf einer Straße. Weitere Raketen wurden laut der Armee abgefangen. Andere gingen nieder, hieß es. Die Hisbollah gab an, einen Militärstützpunkt nahe Haifa angegriffen zu haben. Auch in der Stadt Tiberias im Norden wurde Berichten zufolge eine Person verletzt. Keine der Angaben konnte unabhängig überprüft werden.

Gedenkveranstaltungen am Jahrestag des Hamas-Massakers

Mit einer Schweigeminute im Kibbuz Reim begann in Israel am Morgen um genau 6.29 Uhr das Gedenken an den Hamas-Überfall vor genau einem Jahr. Am Sonntag waren in Tel Aviv Angehörige der fast 400 auf dem Nova-Musikfestival getöteten Menschen zusammengekommen. "Ich stecke immer noch am 7. Oktober fest", wurde die Mutter einer ermordeten jungen Frau in israelischen Medien zitiert. "Die Welt bewegt sich weiter, aber für mich ist die Zeit stehen geblieben."

Ein Israeli, dessen Neffe vom Nova-Festival entführt wurde und vermutlich immer noch im Gazastreifen festgehalten wird, rief der "Times of Israel" zufolge die Regierung auf, so schnell wie möglich eine Einigung mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln zu erzielen. Angehörige der Geiseln riefen für heute zu einer Demonstration vor dem Amtssitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu auf. Der wollte im Fernsehen eine Ansprache an die Nation halten.

Im ganzen Land werden über den Tag hinweg weitere Veranstaltungen stattfinden. Währenddessen sind die israelischen Truppen verschiedenen Medienberichten zufolge während der Vorbereitungen auf die Veranstaltungen in höchster Alarmbereitschaft. Die Behörden erklärten, dass sie nach Anschlägen Ausschau halten, die zeitlich mit dem Jahrestag zusammenfallen.

Tausende Bewaffnete der Hamas und andere Extremisten aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober die israelische Sperranlage zu dem Küstengebiet durchbrochen, mehr als 1.200 Menschen umgebracht und etwa 250 weitere als Geiseln nach Gaza verschleppt. Seither wurden im darauffolgenden Krieg laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde rund 42.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich kaum überprüfen.

UN-Nothilfe: Jahr im Nahen Osten "unerbittliche Tragödie"

Das UN-Nothilfebüro (OCHA) bezeichnete die vergangenen zwölf Monate im Nahen Osten als "unerbittliche Tragödie". Joyce Msuya, die amtierende UN-Nothilfekoordinatorin, sagte: "Keine Statistiken oder Worte können das Ausmaß der physischen, psychischen und gesellschaftlichen Zerstörung, die stattgefunden hat, vollständig wiedergeben". Ihr Büro verurteilte den Überfall der Hamas. Israels anschließende Militärschläge im Gazastreifen hätten eine Katastrophe ausgelöst. Schulen, in denen vertriebene Familien untergebracht sind, sowie Krankenhäuser seien wiederholt beschossen worden. Die Menschen lebten mit extremen Entbehrungen, ohne ausreichend Essen oder medizinische Versorgung, hieß es. Über 300 humanitäre Helfer sind nach Angaben des Nothilfebüros in Gaza getötet worden.

Quelle: ntv.de, toh/dpa


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