Von der Linkspartei bis hin zur FDP herrscht überraschend Einigkeit: Altersarmut ist ein wachsendes Problem in Deutschland. "Deutschland ist viel ärmer, als ihr denkt, und es betrifft uns alle", schreibt beispielsweise der FDP-Fraktionsvorsitzende von Niedersachsen, Christian Dürr, in einem Beitrag für die Huffington Post. Die Linkspartei fordert die Regierung auf, angesichts der steigenden Zahl von Kindern aus Hartz-IV-Familien die Regelsätze zu erhöhen. Etwa jedes siebte Kind sei in Deutschland inzwischen von Hartz-IV-Leistungen abhängig. Besonders die Mitglieder solcher Familien gelten als gefährdet, irgendwann in der Altersarmut zu landen.
Trotz seiner Vorbehalte gegen übertriebene Panikmache sieht auch der Caritas-Generalsekretär Georg Cremer angesichts dieser Entwicklungen "Handlungsbedarf". "Ich bin dafür, dass wir noch einmal sehr ernsthaft darüber nachdenken, wie wir Menschen, die in zunehmendem Maße im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind, zielgerichtet unterstützen können." Dazu sei ein höheres Rentenniveau beispielsweise nur bedingt geeignet. "Davon würden gerade Menschen mit einer gesetzlichen Rente unter Grundsicherungsniveau kaum profitieren." Sie würden dann vielleicht knapp über Grundsicherungsniveau landen, was die Lebenssituation aber kaum weniger prekär machen würde. Profiteure eines prozentual höheren Rentenniveaus wären vor allem Menschen, die eine ohnehin höhere Rente haben. Cremer sagt, es sei deshalb sinnvoll, Vermögensfreigrenzen für die Empfänger der Grundsicherung im Alter zu erhöhen. Derzeit wird beispielsweise das angesparte Vermögen eines Riestervertrages zu 100 Prozent angerechnet. So gehe die staatliche Riesterförderung gerade an denen vorbei, die sie am dringendsten nötig haben, moniert Cremer.
Arm ist, wer nicht vorsorgen kann
Aber ist man nur altersarm, wenn man auf zusätzliche staatliche Sozialleistungen angewiesen ist? Die Deutsche Rentenversicherung rät: "Wenn Ihr gesamtes monatliches Einkommen durchschnittlich unter 773 Euro liegt, sollten Sie prüfen lassen, ob Sie Anspruch auf Grundsicherung haben." Wenn man also 780 Euro Rente bekommt, ist man schon nicht mehr arm? Für den Paritätischen Wohlfahrtsverband greift dieser Ansatz zu kurz. Die Grundsicherung sei nur als eine vorübergehende Leistung konzipiert, um Notsituationen zu überbrücken. Für eine dauerhafte Unterstützung sei sie zu knapp bemessen, heißt es im jüngsten Armutsberichts des Verbands. Der Paritätische errechnet seine Armutsquote deshalb mit dem relativen Armutsbegriff. Der Verband zählt dabei alle Personen, die in Haushalten leben, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt. Er kommt damit bei über 65-Jährigen auf eine Armutsquote von inzwischen 14,4 Prozent
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