Bund drosselt Windkraft-Ausbau im Norden

  11 Oktober 2016    Gelesen: 482
Bund drosselt Windkraft-Ausbau im Norden
Die Stromnetze sind überlastet: Schon heute können sie die Mengen an Windstrom, die im Norden produziert werden, nicht in den Süden transportieren. Jetzt greift offenbar die Bundesregierung ein - und bremst den Ausbaunoch stärker.
Die Bundesregierung will offenbar den Windkraft-Ausbau in Norddeutschland stark drosseln. Grund dafür seien Verzögerungen beim Ausbau der Stromnetze, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf einen Verordnungsentwurf der Bundesnetzagentur. So sollen in Teilen Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns nur noch jährlich Windräder mit einer Gesamtleistung von 902 Megawatt installiert werden. Die Regelung solle bis Ende 2020 gelten und dann automatisch außer Kraft treten. In den betroffenen Regionen wurden zuletzt die meisten neuen Windparks errichtet. Insgesamt sollten jährlich bundesweit Windräder mit einer Leistung von 2500 Megawatt per Ausschreibung vergeben werden.

Hintergrund des Eingriffs ist offenbar die Überlastung der Stromnetze. Insbesondere die großen Nord-Süd-Trassen sind für den Transport großer Mengen Windstrom nicht ausgelegt. Wenn die Netze den überschüssigen Strom nicht aufnehmen können, müssen die Windräder abgeregelt werden und die Betreiber werden für den Ausfall kompensiert. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ in Berufung auf die Bundesnetzagentur schreibt, wurden im vergangenen Jahr 4100 Gigawattstunden Strom aus Windkraftanlagen nicht in die Netze aufgenommen. Das waren dreimal so viel wie im Jahr zuvor.

Rainer Baake, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sagte der Zeitung, die Drosselung solle nur „vorübergehend“ gelten, „bis die Netzengpässe beseitigt sind“. Ende 2020 solle die Regelung wieder außer Kraft treten.

Bund und Länder hatten im Sommer die Ökostrom-Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz auf Ausschreibungen umgestellt. Die Regelung macht es möglich, den Windkraft-Ausbau in bestimmten Regionen zu begrenzen. An der Börse kam der Bericht bei Anlegern schlecht an: Die Aktien des Windturbinenbauers Nordex gaben zu Handelsbeginn 1,7 Prozent nach.


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