Somit gerieten Angehörige aus 122 verschiedenen Ländern ins Fadenkreuz der deutschen Behörden. Die Gesamtzahl der Ermittlungsverfahren blieb im Vergleich zum Vorjahr aber nahezu unverändert. Demnach gab es in diesem Jahr 566 Verfahren. 2014 lag die Zahl mit 571 auf einem ähnlich hohen Niveau. Mit mehr als 36 Prozent hatten es die Ermittler am meisten mit Drogendelikten zu tun. Danach folgten mit 14,8 Prozent die Eigentumskriminalität, zu der etwa Wohnungseinbrüche gehören, und die Wirtschaftskriminalität mit 11,8 Prozent.
BKA-Präsident Holger Münch hatte in einem Zeitungsinterview in diesem Sommer darauf hingewiesen, dass sich die Russenmafia zunehmend in Westeuropa ausbreite und Schäden in Milliardenhöhe verursache. "Die russisch-eurasische organisierte Kriminalität erleben wir als sehr dynamisch", hatte er gesagt.
Im Rahmen der Ermittlungen wurden laut BKA im vergangenen Jahr 65 Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt. Auf der anderen Seite standen demnach verursachte Schäden in Höhe von 424 Millionen Euro. Durch eine Gesetzesreform will es die Bundesregierung erleichtern, Geldbestände und Besitz von Kriminellen einzuziehen. Die so genannte "Vermögensabschöpfung" solle die Täter dort treffen, "wo es am meisten weh tut", sagte Thomas de Maizière.
Erkenntnisse für Terrorabwehr nutzen
BKA-Präsident Münch gab zudem bekannt, Erkenntnisse aus dem Kampf gegen die organisierte Kriminalität verstärkt in der Terrorabwehr einsetzen zu wollen. Das betreffe etwa die Bereiche Waffenhandel, Schleuserwesen und Dokumentenfälschung, sagte Münch. Viele dieser Straftaten würden über das Darknet abgewickelt. Der BKA-Chef kündigte an, härter gegen die Online-Marktplätze für verbotene Waren vorgehen zu wollen.
Das Darknet ist ein anonymer und damit für die Polizei schwer zu kontrollierender Bereich des Internets. Dort hatte sich etwa der 18-jährige Amokläufer von München, der im Juli am Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschoss, seine Pistole und die zugehörige Munition beschafft.
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