AT&T soll an Überwachung seiner Kunden verdienen

  26 Oktober 2016    Gelesen: 372
AT&T soll an Überwachung seiner Kunden verdienen
Der Telekommunikationsanbieter AT&T pflegt eine riesige Anruferdatenbank und durchsucht sie im Auftrag von US-Behörden. Die gewonnenen Informationen gibt er weiter - gegen Geld.
Der Provider AT&T verkauft in den USA offenbar Informationen, die er aus seiner riesigen Anruferdatenbank gewinnt, an amerikanische Ermittler. Das berichtet das Online-Magazin "The Daily Beast".

Die Behörden haben keinen direkten Zugriff auf die gewaltige Datensammlung. Stattdessen hat der Provider eine eigene Software namens "Hemisphere" gebaut, um sie zu durchsuchen. Die Ergebnisse werden an die anfragende Behörde weitergeleitet.

AT&T war vergangene Woche in den Schlagzeilen, weil es den Medienkonzern Time Warner für 85 Milliarden Dollar kauft. Dem Vorhaben müssen noch die Wettbewerbsbehörden zustimmen.

In dieser Größenordnung liegen die Summen, die AT&T mit "Hemisphere" verdient, zwar nicht. Aber die Ermittler machen, finanziert durch Steuergelder, offenbar rege Gebrauch von dem Angebot und lassen sich das durchaus etwas kosten: "The Daily Beast" nennt als ein Beispiel den texanischen Bezirk Harris County, in dem unter anderem die Stadt Houston liegt. Der Kreis habe 2007 erstmals 78.000 Dollar an AT&T gezahlt, heißt es. 2011 seien es schon knapp eine Million Dollar gewesen, rund 917.000 Euro.

Größer als die Metadatenbank der NSA

Die Datenbank des Konzerns soll Informationen zu allen Anrufen enthalten, die seit 1987 über AT&T-Infrastruktur abgewickelt wurden, enthüllte die "New York Times" 2013. Die Erfassung könnte also auch US-Bürger betreffen, die selbst keine AT&T-Kunden sind. Rund drei Viertel der Festnetzleitungen in den USA laufen jedoch über AT&T, auch am Mobilfunkmarkt hält das Unternehmen große Anteile.

Laut "New York Times" ist die AT&T-Datenbank größer als die Sammlung von Telefon-Metadaten der NSA unter dem "Patriot Act". Die Zeitung schrieb damals von einer "Partnerschaft" des Providers mit den Behörden.

Keine richterliche Anordnung nötig

Die Dokumente von AT&T, auf die "The Daily Beast" sich bezieht, legen nun nahe, dass die Behörden AT&T keine richterliche Anordnung für Anfragen vorlegen müssen. Die Ermittler sollen das "Hemisphere"-Programm aber nicht erwähnen, wenn ihre Ermittlungsmethoden vor Gericht thematisiert werden. Andere Ermittlungsschritte könnten die Erkenntnisse ebenfalls nachvollziehbar machen - die Behörden wissen ja, wo sie suchen müssen.

In den USA sind Telekommunikationsunternehmen wie AT&T verpflichtet, bestimmte Daten mit den Behörden zu teilen. Das "Hemisphere"-Programm geht über diese Anforderungen aber weit hinaus. Dennoch betonte ein Sprecher des Konzerns, man erfülle lediglich die gesetzlichen Anforderungen.


Tags:


Newsticker