Warum Apple und Microsoft auf die neuesten Chips verzichten

  29 Oktober 2016    Gelesen: 562
Warum Apple und Microsoft auf die neuesten Chips verzichten
Ein wichtiges Detail der jüngsten Notebooks von Apple und Microsoft verwirrt: Beide Unternehmen bauen nicht die neuesten Prozessoren ein, die Intel liefern könnte. Das scheint absurd, hat aber gute Gründe.
Was im Nachgang von Apples Präsentation am Donnerstagabend für viel Verwirrung und falsche Interpretationen sorgt ist, dass in den neuen MacBook Pro nicht Intels neueste Prozessorgeneration eingebaut ist. Statt der aktuellen siebten Generation, Codename Kaby Lake, steckt in Apples neuen Top-Notebooks deren Vorgängergeneration, Skylake.

Damit ist der kalifornische Konzern nicht allein. Auch die Konkurrenz macht das so. Microsoft jedenfalls baut in die am Mittwoch präsentierte neue Version seines Surface Book auch Skylake-Chips ein. Sogar Microsofts erster Desktop-PC, der elegante Surface Studio, wird von "der sechsten Generation von Intels Core Prozessoren" angetrieben, schreibt der Windows-Konzern.

Woran liegt es also, dass die beiden Unternehmen so an einer scheinbar veralteten Technologie hängen?

Zum einen dürfte es der ersten Tests zufolge überschaubare Leistungszuwachs der Kaby-Lake-Chips sein. Verschiedene PC-Magazine attestieren den aktuellen Intel-Chips ein Leistungsplus von etwas mehr als zehn Prozent. Eine solche Verbesserung ist messbar, aber für Anwender nicht spürbar.

Für einen wirklich erfahrbaren Mehrwert muss ein neuer Prozessor deutlich mehr zusätzliche Leistung bieten. Die aber ist meist nur erreichbar, wenn der Herstellungsprozess der Chips verändert wird, die Bauteile kleiner werden, sodass mehr Komponenten auf dem Chip Platz finden. Genau das ist bei Kaby Lake nicht der Fall. Die siebte Generation der Core-i-Chips wird von Intel auf Basis derselben Produktionstechnik hergestellt wie die sechste.

Noch wichtiger dürfte aber sein, dass Intel die Mobilvarianten der Kaby-Lake-Prozessoren bisher nur mit zwei Rechenkernen ausliefert, Highend-Laptops aber erst mit vier Kernen richtig in Schwung kommen. Vor allem beim Multitasking hilft viel viel. Kaby-Lake-Chips für Desktop-PC sind bei Intel noch gar nicht im Angebot. Sie sollen, wie die Vierkern-Mobilchips, erst nächstes Jahre kommen.

Darin zeigt sich das eigentliche Dilemma: Sicher gibt es PC-Hersteller, die jetzt schon Mobilrechner auf Basis der aktuellen Intel-Technik bauen, doch Highend sind die nicht. Top-of-the-Line-Computer mit Kaby Lake wird es erst 2017 geben.

Ob es sich lohnt, auf die zu warten, sei dahingestellt. Denn Experten von PC-Fachmagazinen bezeichnen Kaby Lake bereits als Zwischenschritt. Die "PC Welt" etwa schreibt, "Kaby Lake ist eigentlich Skylake 2.0", so gering seien die Unterschiede. Deshalb seien Intels neue Chips auch kein Grund, etwa von einem Skylake-System auf eines mit Kaby Lake umzusteigen.

Ein solcher Schritt dürfte sich tatsächlich erst 2017 lohnen, aber so lange wollten offenbar weder Microsoft noch Apple mit ihren neuen Produkten warten. Gegenüber dem US-Technologieportal "Cnet" etwa erklärten Apples Top-Manager, sie hätten mehr als vier Jahre Entwicklungszeit in die neuen MacBook Pro gesteckt. Da scheint es nur logisch, diese auch auf den Markt zu bringen, wenn sie endlich fertig sind.

Dafür gibt es mindestens zwei gewichtige Argumente: Zum einen lässt das Interesse an neuen Notebooks immer stärker nach. Mit neuer Technologie, wie dem Touch Bar, könnte man diesen Trend aufhalten oder zumindest bremsen. Zum anderen steht das Weihnachtsgeschäft bevor. Für IT-Unternehmen beginnt damit die einträglichste Zeit des Jahres. Deren Ergebnisse sind ausschlaggebend für die nächste Jahresbilanz, an der der Erfolg eines Unternehmens und seiner Manager gemessen wird.

Dass sowohl Microsoft als auch Apple im kommenden Frühjahr Updates ihrer jetzt neuen Notebooks mit den dann neuen Versionen der Kaby-Lake-Chips bringen werden, ist wahrscheinlich. Aber das ist der Lauf der Dinge in der Hightechbranche: Egal, was man sich kauft, es wird schon bald durch ein besseres Modell abgelöst. Damit muss man sich abfinden, so tickt die Welt.

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