Die deutsche Autoindustrie stinkt und trickst weiter

  18 November 2016    Gelesen: 520
Die deutsche Autoindustrie stinkt und trickst weiter
Die Autohersteller hierzulande glauben, sich wirklich fast alles erlauben zu können, kommentiert Theo Geers. Denn die Tricksereien bei den Spritverbrauchsangaben seien nicht die ersten Enthüllungen. Autoindustrie, Verkehrsministerium und Kraftfahrbundesamt seien aufs engste miteinander verfilzt. Hauptsache die Montagebänder liefen weiter.
Man will ja nicht unken. Aber die Autoindustrie ist mit ihren Tricksereien bei den Verbrauchs- und Abgaswerten dabei, auch noch den letzten Rest an klimapolitischer Glaubwürdigkeit zu verlieren. Es ist ja nicht so, als ob mit den heutigen Enthüllungen, wonach die Abweichungen zwischen Werbung und Wahrheit beim Kraftstoffverbrauch immer größer statt kleiner werden, ein einmaliger Ausrutscher aufgedeckt worden wäre.

Entlarvt wird eine Strategie

Es ist anders. Es ist schlimmer. Entlarvt wird eine Strategie: Die negativen Folgen des Autoverkehrs werden mit fragwürdigen Abgastests erst kleingerechnet und dann kleingeredet. Wichtig ist nicht, wie wir leben, sondern was wir kaufen. Hauptsache die Montagebänder laufen weiter. Die Autoindustrie – und übrigens mit ihr auch die meisten Autofahrer – lebt in einer Art Parallelwelt.

Nachhaltigkeit? Nie gehört. Klimaschutz? Das geht diese Branche doch nichts an. Marrakesch, wo auf dem Klimagipfel versucht wird, das Zwei-Grad-Ziel bei der Erderwärmung in praktische Politik umzusetzen? Da kann eh nichts anbrennen, dem deutschen Klimaschutzplan sind ja auch von der Autoindustrie die Zähne gezogen worden.
Elektromobilität? Bitte nur, wenn es staatliche Zuschüsse gibt, die Milliardengewinne von heute sind zu schade, um sie in Autoentwicklungen für morgen zu investieren. Und saubere Luft in den Städten? Sollen die doch selbst sehen, wie sie ihre genau danach japsenden Bürger weiter ruhig stellen. Die deutsche Autoindustrie stinkt und trickst erst mal weiter und gaukelt eine umweltpolitische Unbedenklichkeit vor, die dummerweise durch Fakten wiederlegt wird. Und wenn man dann – so wie heute – entlarvt wird, dann ist auf jeden Fall jemand anderes Schuld.
Aufgedeckt nur von Forschern
Der Staat oder die EU oder beide, egal, in jedem Fall diejenigen, die es nicht geschafft haben, Regeln für realistische Abgas- und Verbrauchsprüfungen aufzustellen. Dass dies am großen Einfluss der Hersteller auf eben diese Politik liegen könnte wird verniedlicht. Dabei hat der Abgasskandal um VW, Opel und Co doch eines gezeigt: Autoindustrie, Verkehrsministerium und Kraftfahrbundesamt sind hierzulande aufs engste miteinander verfilzt. Aufgedeckt wurden die Missstände – auch die von heute – immer nur von unabhängigen Forschern.

Es ist schon grotesk: Wer gegen die Straßenverkehrsregeln verstößt, bekommt in Flensburg völlig zu Recht Punkte oder den Führerschein entzogen. Wer die Umwelt verpestet, darf weitermachen - und das mit Segen von ganz oben. Wer das – etwa im Kraftfahrbundesamt - nicht sofort kapiert, der wird vom Chef dieser Behörde mit industriefreundlichen Grüßen auf Linie gebracht. Kein Wunder, dass die Autohersteller hierzulande glauben, sich wirklich fast alles erlauben zu können. Auch den Beschiss an Kunden, denen die Umwelt nicht egal ist, und den Beschiss an der Umwelt selbst. Es ist Zeit dazwischen zu gehen. Die Abgaskontrollen auf das Umweltbundesamt zu übertragen, wäre da schon ein erster Schritt in die richtige Richtung. Und auf einen solchen ersten Schritt müssten weitere folgen.

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