Gehen Sie noch auf Weihnachtsmärkte?

  21 Dezember 2016    Gelesen: 418
Gehen Sie noch auf Weihnachtsmärkte?
Für gewöhnlich weichen Menschen wie der Generalbundesanwalt oder der Chef des Bundeskriminalamtes persönlichen Fragen von Journalisten lieber aus. Der Tag nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin ist eine Ausnahme.
Bei der Pressekonferenz mit Generalbundesanwalt Peter Frank und BKA-Chef Holger Münch hatte ein Journalist "eine persönliche Frage". Wenn sie heute Abend von ihren Kindern oder von nächsten Verwandten gefragt würden, ob sie morgen auf einen Weihnachtsmarkt gehen könnten: "Was sagen Sie denen vor dem Hintergrund der Gefährdungseinschätzung, die Sie heute haben?"

Frank gab eine private Antwort auf diese private Frage. Nach den Bildern, die er gestern Abend gesehen habe, "würde ich heute Abend persönlich nicht auf einen Weihnachtsmarkt gehen, weil mich das einfach zu stark auch persönlich bewegt hat".

Die Frage sei, wie man "mit den allgemeinen Gefahren des Terrorismus" umgehe. "Dass Deutschland seit längerer Zeit im Fokus des internationalen Terrorismus steht, ist Ihnen allgemein bekannt, die Sicherheitsbehörden sagen das seit wahrscheinlich anderthalb oder zwei Jahren." Die Behörden wiesen auch seit längerer Zeit darauf hin, dass man Opfer eines Anschlags auf "solch weiche Ziele" werden könne.

"Begegnungen in der Öffentlichkeit gehören dazu"

Er wolle nicht zu stark philosophieren, sagte Frank, aber Ziel des Terrorismus sei es, Terror zu verbreiten, Angst und Schrecken. Das Ziel sei es, "eine Bevölkerung, eine Gesellschaft zu verändern, auf sie Einfluss zu nehmen", ihr die eigene Ideologie aufzuzwingen oder wenigstens vor Augen zu führen. "Und wenn sich diese Angriffe gegen eine freiheitliche Gesellschaft richten, wie wir sie hier in Europa, in Westeuropa, seit langer Zeit haben", dann sei das Ziel, aus einer freien Gesellschaft eine unfreie Gesellschaft zu machen. Kurzum: Terrorismus sei erfolgreich, "wenn wir unseren freien Lebenswandel voll und ganz umkrempeln".

BKA-Chef Münch sagte, auch er sei "nicht in der Stimmung, heute auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen". Am Wochenende sei er aber auf mehreren in Berlin gewesen, "und das, obwohl ich die Sicherheitslage kenne, die auch vor dem Ereignis von gestern angespannt war".

Auch er sei der Auffassung, "wir dürfen uns unseren freiheitlichen Lebensstil nicht nehmen lassen". Begegnungen in der Öffentlichkeit gehörten zu einem lebenswerten Leben. Insofern könne er nur "jeden ermuntern, auch weiterhin so zu leben".

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