Amris mutmaßlicher Kontaktmann unter falschem Namen verurteilt

  06 Januar 2017    Gelesen: 1088
Amris mutmaßlicher Kontaktmann unter falschem Namen verurteilt
24 Stunden vor seinem Anschlag traf sich Anis Amri mit einem tunesischen Landsmann in Berlin. Dieser war erst im November 2016 zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden - unter falschem Namen.
Bilel A. ist der Mann, der offenbar bis kurz vor dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz mit Anis Amri in Kontakt stand. Am Abend des 18. Dezember, keine 24 Stunden vor dem Attentat, sollen sich die beiden Tunesier in einem Restaurant im Stadtteil Gesundbrunnen getroffen haben. Die Männer hätten sich intensiv unterhalten, so hat es die Bundesanwaltschaft rekonstruiert.

Bilel A. ist für die Justiz kein Unbekannter. Er ist erst am 24. November 2016 vom Amtsgericht Tiergarten zu sieben Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Doch das Gericht hat A. unter einer seiner Tarnidentitäten verurteilt. Das Urteil wurde gegen Abu Bakir M., geboren 1991 in der Stadt Mansoura Ägypten, verhängt - eine Scheinidentität. Sein wahrer Name, Bilel A., geboren 1990 im tunesischen Bizerte, taucht in dem Urteil nur als Aliasname auf.

A. hatte gestanden, am 12. Februar 2016 in einer Karstadt-Filiale in Berlin-Spandau mehrere T-Shirts, Jacken und eine Jeans gestohlen zu haben. Er führte Pfefferspray, eine Nagelzange und Nagelknipser bei sich - somit machte sich der Mann nach Ansicht des Gerichts des Diebstahls mit Waffen schuldig.

Bereits 2015 war A. wegen mehrerer Diebstähle in Sachsen zu Geldstrafen verurteilt worden. Diese Vorstrafen wertete das Gericht in Tiergarten als strafverschärfend. Für den Angeklagten sprachen jedoch sein Geständnis und "die schwierige finanzielle Situation, in der er sich damals befand". Für den weiteren Lebensweg des Mannes äußerte sich das Gericht optimistisch: "Es ist davon auszugehen, dass sich der Angeklagte die Verurteilung allein, ohne deren Vollstreckung, wird zur Warnung dienen lassen und zukünftig keine Straftaten mehr begehen wird."

Seit Dienstagabend sitzt A. in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat Haftbefehl gegen ihn erwirkt, weil er sich von April bis November 2015 als Asylbewerber in Leipzig, Mettmann und Berlin 2500 Euro erschlichen haben soll.

Am 27. November 2015 hatte ein Spezialeinsatzkommando A. in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Spandau festgenommen. Die Ermittler vermuteten damals, er habe sich Sprengstoff für einen Anschlag beschafft. Die Polizei ließ den Mann und zwei weitere Verdächtige wenig später wieder laufen. Der Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erhärtete sich nicht, im Juni 2016 wurde das Verfahren gegen A. eingestellt.

A. und Amri sollen sich spätestens seit Ende 2015 gekannt haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler hat der Attentäter vom Breitscheidplatz gelegentlich bei seinem Landsmann in der Flüchtlingsunterkunft in Spandau übernachtet. Ob A. von Amris Anschlagsplänen wusste, ist noch unklar.

Quelle : spiegel.de

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