Uber hatte damals in China und weiteren Ländern ein Betrugsproblem. Manche Uber-Fahrer besorgten sich damals gestohlene und gelöschte iPhones, auf denen sie sich mit gefälschten E-Mail-Adressen als Uber-Kunden registrierten und Fahrten anforderten. Für die Fahrer waren das lukrative Scheingeschäfte, weil sie besser bezahlt wurden, je mehr Fahrten sie annahmen.
Um des Problems Herr zu werden griffen Ubers Programmierer dem Bericht zufolge zu einem Trick: Sie entwickelten eine Methode, mit der sie iPhones auch dann noch eindeutig erkennen konnten, wenn die Uber-App deinstalliert, das Gerät zurückgesetzt und die App mit neuen Nutzerdaten neu installiert worden ist. Die "New York Times" bezeichnet die Methode als "Fingerprinting", also als eine Art digitalen Fingerabdruck.
Virtuelle Verschleierung
Besonders war der Aufwand dafür offenbar nicht, ein paar Zeilen Programmcode sollen ausgereicht haben. Schwieriger sei es dagegen gewesen, die Überwachungserweiterung vor Apple zu verschleiern. Der Konzern nämlich verbietet es Entwicklern, digitale Fingerabdrücke seiner Geräte anzufertigen.
Dem Bericht zufolge wies Kalanick seine Programmierer deshalb an, in die Uber-App einen virtuellen Grenzzaun um Apples Hauptquartier in Cupertino einzubauen. Diese sogenannte Geofencing-Funktion schaltete Ubers Überwachungsfunktion im Umkreis der Apple-Zentrale ab, sodass sie bei Kontrollen durch Apples Spezialisten nicht entdeckt würde. Uber hatte dabei aber wohl nicht bedacht, dass Apple auch außerhalb seines Hauptquartiers Büros betreibt - und die Entwickler dort die Schummelei entdeckten.
Wenig später wurde Travis Kalanick zu einem Treffen mit Apple-Chef Tim Cook gebeten. Der sagte ihm in ruhigen Worten: "Ich habe gehört, dass Sie einige unserer Regeln brechen." Doch so ruhig Cook bei dem Gespräch auch gewesen sein mag, so deutlich machte er offenbar klar, dass er Ubers App aus dem App Store entfernen lassen würde, wenn das Unternehmen sich nicht an Apples Regeln zur Privatsphäre halten würde. Uber hätte damit auf einen Schlag Millionen Kunden verloren.
Jetzt macht's Uber anders
Welche Methoden Uber benutzt hat, um einzelne Geräte zu identifizieren, ist unklar. Dem Tech-Portal "Techcrunch" gegenüber äußert ein Experte die Vermutung, das Unternehmen habe die Seriennummern der Geräte ausgelesen. Tech-Blogger John Gruber vermutet, es seien die sogenannten UDID-Nummern - ebenfalls einzigartige Erkennungsnummern - verwendet worden. Doch welche dieser Methoden Uber tatsächlich verwendet hat, ist unerheblich, da beide gegen Apples Regeln zum Schutz der Privatsphäre verstoßen.
Offensichtlich falsch sind jedoch Vermutungen, wonach Uber mit dieser Methode Bewegungsmuster seiner Nutzer aufzeichnen konnte, auch wenn diese die App schon gelöscht hatten. Ob so etwas technisch möglich wäre, ist ohnehin zu bezweifeln.
In einer Reaktion auf den Artikel in der "New York Times" gesteht Uber nun ein, immer noch ähnliche Technologien zu verwenden - nun aber offenbar auf Apple-konforme Weise und ohne die Privatsphäre der Nutzer zu verletzen. Man nutze solche Methoden, "um verdächtige Logins zu erkennen und zu blockieren", heißt es in einer Stellungnahme. So können man sich gegen bekannte Betrüger und Betrugsmethoden schützen.
Apple investiert in die Konkurrenz
Der Fahrdienstleister scheint sich damit vorerst aus der Schusslinie ziehen zu können. Doch bleibt ein bitterer Beigeschmack, aus dem Wissen, dass Firmenchef Kalanick durchaus bereit ist, nach fragwürdigen Methoden zu greifen und Regeln und Vorschriften zu umgehen, um sein Unternehmen weiterzubringen.
Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass Uber wegen seines laxen Umgangs mit den Daten seiner Nutzer kritisiert wird. So wurde 2014 bekannt, dass Uber-Angestellte über eine "God-View"-Funktion die Wege aller Passagiere live verfolgen konnten. Wenig später warf ein Sicherheitsexperte der Firma vor, mit seiner Android-App deutlich mehr Daten zu sammeln als nötig. Ein Jahr späte stellte sich Uber selbst bloß, als es in einem Blog-Eintrag eine Analyse vorstellte, die aus dem Fahrverhalten seiner Kunden auf One-Night-Stands schließen ließ.
Kein Wunder also, dass Apple mit Uber nicht viel gemein haben will. In China hat der iPhone-Konzern sich vor einem Jahr mit einer Milliarde Dollar am Uber-Konkurrenten Didi Chuxing beteiligt. Ausgeschlossen wird Uber von Apple deshalb aber noch lange nicht. Wer mit einem Uber-Auto gefahren werden will, kann es sowohl in Apples Karten-App als auch per Siri-Sprachkommando bestellen.
Quelle : spiegel.de
Tags: