„Erst die Analyse von Radionukliden, die nach so einem Bombentest frei werden, kann darüber Aufschluss geben“, hob Schmidt hervor. „Das kann aber noch Tage, bis zwei oder drei Wochen dauern.“
Derartige Tests würden aber dadurch erschwert, dass die Granitgesteinsformationen, in denen Nordkorea diese Tests durchführe, das Entweichen der radioaktiven Partikel deutlich abbremsen würden. Es sei aber trotzdem möglich, sie nachzuweisen, da sie durch Winde vom Testgebiet weggeweht werden können, sowohl in China als auch in Russland oder auf hoher See. Das gäbe dann Aufschluss, welche Bombe tatsächlich getestet wurde.
Nach dem Waffentest hatte US-Präsident Donald Trump den Verbündeten in Südkorea vorgeworfen, deren vermeintliche Beschwichtigungspolitik gegenüber Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un sei gescheitert. Schmidt erklärte allerdings, dass der südkoreanische Präsident Moon Jae-In keine solche Politik betrieben habe. Vielmehr habe der sozialliberale Politiker parallel zur Fortsetzung seiner Aufrüstungspolitik gegenüber Nordkorea auch einen neuen bilateralen Dialog mit dem Norden beginnen wollen. Der sei nur bis heute leider nicht zustande gekommen, weil Pjöngjang ihn verweigere. Der Militärexperte betonte im Interview:
„Trump hat sich mit etlichen seiner Twitter-Botschaften deutlich stärker in die Nesseln gesetzt. Etwa als er behauptete, ein Test mit einer nordkoreanischen Interkontinentalrakete wird es niemals geben und dann sind gleich zwei Tests solcher Raketen im Juli erfolgt. Oder das er erwägt, mit jedem Land den Handel abzubrechen, dass Nordkorea mit Waren beliefert.“
Handelsboykott gegen China schadet Wirtschaft
Das sei vor allen Dingen gegen China gerichtet gewesen. Schließlich würden etwa 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels über das große Nachbarland abgewickelt. Allerdings exportierten die USA 2016 Waren im Wert von 115 Milliarden US-Dollar nach China und importierten gleichzeitig Waren im Wert von 462 Milliarden US-Dollar von dort. Ein Abbruch des Handels hätte auch erhebliche Auswirkungen für die US-Wirtschaft, selbst eine Rezession wäre dann nicht mehr ausgeschlossen. Diese Drohung Trumps stehe daher auf tönernen Füssen, so der Politologe Schmidt.
Er glaubt eher, dass die US-Regierung durch eine bedrohlichere Sprache Nordkorea, China und Russland stärker unter Druck setzen will. Es sei aber unwahrscheinlich, dass sie tatsächlich einen Krieg riskieren würden. Washington würde wissen, was auf dem Spiel stehe.
China wiederum sei mit am stärksten von den Folgen des nordkoreanischen Atomtest betroffen. Das Fazit von Schmidt lautete:
„In China haben noch 200 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt die Lampen an der Decke gewackelt. Die Volksrepublik ist sicherlich bereit, sich an stärkeren Sanktionen zu beteiligen. Es will aber auch genauso wie Russland, mehr Bemühungen der US-Seite sehen, die zu einem Dialog führen könnten. Zugleich wird China auch versuchen, Nordkorea zu mehr Entgegenkommen zu bewegen. Denn ohne Dialog ist der Konflikt nun mal nicht diplomatisch zu regeln und die Spannungen werden nur weiter steigen.“
Quelle:sputnik.de
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