Bei Angriffen bewaffneter Nomaden auf Bauerndörfer in Nigeria sind am Wochenende deutlich mehr Menschen getötet worden als zunächst berichtet.
"Der schmerzhafte Verlust von mehr als 200 Menschen" sei zu beklagen, sagte der Gouverneur des Bundesstaats Plateau, Simon Lalong, am Mittwoch in einer an den Präsidenten des Landes gerichteten Rede. Die Polizei hatte am Wochenende zunächst von mindestens 86 Tote gesprochen.
Die Angriffe seien aufgrund der hohen Opferzahl "sehr beunruhigend und alarmierend", sagte Lalong. Staatschef Muhammadu Buhari hatte den betroffenen Bundesstaat besucht und sich mit Lalong getroffen.
Fernsehbilder zeigten Dorfbewohner, die zahlreiche Leichen abtransportierten und diese teils in Massengräbern beerdigten. Bereits am Montag sprach Präsident Buhari von "sehr bedauerlichen Morden in mehreren Gemeinden". Es werde nun seitens des Militärs und der Polizei "nichts unversucht gelassen", um Vergeltungsangriffe zu verhindern.
Gewalt und Gegengewalt forderten schon tausende Tote
Vergeltungsangriffe sind leider wahrscheinlich: Der Konflikt um Land und Ressourcen in der Region schwelt seit Jahrzehnten. Zusätzlich angefacht wird die Gewalt durch ethnische, religiöse und politische Konflikte. Tausende Menschen wurden in den vergangenen Jahren bei ähnlichen Überfällen und Kämpfen getötet.
Im Bundesstaat Plateau kommt es immer wieder zu Spannungen und Gewalt zwischen primär muslimischen Nomaden und christlichen Bauerngemeinden. In den vergangenen Jahren sind wegen der zunehmenden Trockenheit im Norden des Landes zahlreiche Nomaden mit ihren Kuhherden in die südlicheren Regionen des Landes ausgewichen.
Die aktuellen Attacke war offenbar eine Vergeltungstat, der ein Angriff von Bauern der Berom-Volksgruppe auf Viehzüchter der Fulani-Volksgruppe voraus gegangen sein soll. Angesichts der eskalierenden Gewaltspirale wurde am Sonntag eine Ausgangssperre in der Region verhängt, Fernsehbilder vom Samstag zeigten wütende Männergruppen in den Straßen und vor allem Frauen und Kinder auf der Flucht.
spiegel
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