Höher, schneller, weiter – so lautet wohl das Motto der MiG-31. Bis zu 3400 Stundenkilometer schnell fliegt die Maschine in einer Höhe von 20 und sogar 37 Kilometern (absoluter Rekord). Die Reichweite: 3000 Kilometer bei voller Bewaffnung und mit Außentanks. Dabei ist das Flugzeug ein echtes Schwergewicht in seiner Klasse: Die 46 Tonnen Startmasse übertrifft jene der F-22 der Amis um acht Tonnen.
Der Abfangjäger aus Sowjetzeiten hat ein paar Merkmale, die ihn auch heute noch zu einem hervorstechenden Kämpfer machen. Die Überschallgeschwindigkeit erreicht er beispielweise ohne Nachbrenner. Zudem erfasst sein Bordradar die Ziele in einer Distanz von 320 Kilometern und kann sie auf 280 Kilometer bekämpfen.
Als Abfangjäger ist die MiG-31 also perfekt: Sie holt jeden Eindringling ein, ob Überschallbomber oder Marschflugkörper – sogar Spionagesatelliten im niedrigen Erdorbit kriegt sie mit ihren Abfangraketen runter.
Aber das ist eigentlich auch schon alles, was die Maschine kann. Besonders manövrierfähig ist die MiG-31 nicht und muss sich von den Abfangjägern der Gegner also tunlichst fernhalten. Für das Radar unsichtbar ist der alte Kampfjet auch nicht. Auch sind die fünf Tonnen Waffenlast bei vollen Treibstofftanks nicht wirklich beeindruckend.
Kurzum: Vielseitig ist die MiG-31 wirklich nicht und für den Luftkampf gegen heutige Kampfjets auch ungeeignet. Die Ziele, zu deren Bekämpfung der Abfangjäger zu Sowjetzeiten entwickelt wurde, sind längst verschrottet worden, die Lockheed SR-71 zum Beispiel. Insofern stellt sich die Frage: Wenn Russland keine Bomberarmadas mehr zu erwarten hat, die vom Nordpol herkämen, wozu soll dann dieses einzigartige, aber eng spezialisierte Flugzeug gut sein?
Diese Frage wurde oft gestellt, besonders zu Beginn der 2000er Jahre. Vorgeschlagen wurde die Ausmusterung der MiG-31 – oder zumindest eine spürbare Verringerung ihrer Anzahl bei der russischen Luftwaffe. Aber dann…
Wird die Hyperschallwaffe Ch-47M2 „Kinschal“ („Der Dolch“) über Sankt Petersburg abgefeuert, braucht sie höchstens neuneinhalb Minuten, um einen US-Zerstörer in der Nordsee zu versenken. Bei der Geschwindigkeit der Rakete würden die Flugabwehrsysteme des Kampfschiffs allerhöchstens feststellen können, aus welcher Richtung der Flugkörper kam. Für eine Abwehr wäre es dann schon zu spät.
Der „Kinschal“ ist kein Marschflugkörper, bei dem die Flügel für Auftrieb sorgen. Der „Dolch“ braucht Tempo, um zu fliegen. Um dieses Tempo zu erreichen, muss die Hyperschallrakete oberhalb dichter Atmosphärenschichten starten. Dafür wiederrum wird ein Trägerflugzeug benötigt: Ein schnelles, das nach Möglichkeit auch über einen großen Einsatzradius verfügt, um die Reichweite der Rakete maximal ausschöpfen zu können.
Diesen Auftrag könnten viele Flugzeuge erfüllen, vom Langstreckenbomber bis zum Mehrzweckjäger. Später wird auch die Su-57 diese Aufgabe übernehmen können. Doch am passendsten dafür ist immer noch die MiG-31: Zusammen mit dem „Kinschal“ bildet sie ein tödliches Tandem, dessen beide Komponenten ihre Schwächen jeweils ausgleichen.
Das zeigt, wie das russische Verteidigungsministerium aus seinem Sowjeterbe das Maximum herausholt. Da wird ehemals sowjetische Technik, die beinahe 50 Jahre auf dem Buckel hat, durch Kombination mit neuen Waffenmustern für neue Einsatzszenarien fit gemacht.
Klar ist, dass nicht alle gegenwärtig verfügbaren MiGs zur Trägerplattform der neuen Hyperschallwaffe ausgebaut werden. Die anderen Abfangjäger müssen dann doch als altes Eisen die russische Luftwaffe verlassen, zumal die Entwickler dem Vernehmen nach bereits an der MiG-41 arbeiten. Aber das ist eine andere Geschichte.
sputnik.de
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