Mehr als 100.000 ziehen durch Berlin

  14 Oktober 2018    Gelesen: 860
Mehr als 100.000 ziehen durch Berlin

Die Organisatoren sind selbst überrascht von dem Andrang: Deutlich mehr Teilnehmer als erwartet - mindestens 100.000, laut Veranstaltern sogar rund eine Viertelmillion Menschen - demonstrieren in Berlin für eine offene Gesellschaft. Viele Prominente unterstützen sie.

In Berlin haben sich Zehntausende Menschen für eine offene und solidarische Gesellschaft stark gemacht. Nach Veranstalterangaben gingen mehr als 240.000 Menschen auf die Straße, um gegen Ausgrenzung zu demonstrierern. Das Bündnis "Unteilbar" zeigte sich überwältigt von der unerwartet hohen Teilnehmerzahl. Zunächst hatten die Veranstalter mitgeteilt, dass sich mindestens 150.000 Menschen an der Demonstration beteiligt hätten, im Vorfeld erwartet worden waren 40.000. Die Polizei geht von rund 120.000 Teilnehmern aus, wie ein Sprecher n-tv.de bestätigte.

"Unteilbar" ist ein Bündnis aus tausenden Vereinen, Verbänden und Organisationen. "Wir appellieren hier heute gar nicht so sehr an die Politik, sondern wir appellieren hier heute an die Zivilgesellschaft", sagte Bündnissprecherin Theresa Hartmann. "Die Leute müssen merken: Wir müssen selbst etwas bewegen, damit sich etwas ändert."

"Sagt es laut, sagt es klar, wir sind alle unteilbar", skandierte die Menschenmenge bei der Demonstration. Auf Plakaten war etwa zu lesen "Seenotrettung ist kein Verbrechen", auch an die Opfer der rassistisch motivierten NSU-Morde erinnerten Teilnehmer mit Bannern. Mancherorts wirkte die Veranstaltung aber auch wie eine große Party: Technomusik tönte aus Boxen, mit Glitzer beschmierte Menschen tanzten und tranken Bier. Zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen, sagte ein Polizeisprecher am frühen Abend. Bislang sei die Kundgebung störungsfrei verlaufen.

"Unteilbar" schlossen sich etliche kirchliche Organisationen, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften und Parteien an. Die Demonstration war dementsprechend bunt: Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt und Amnesty International waren vertreten; aber auch Parteien wie die Linke, die Grünen und die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands sowie feministische und von Migranten organisierte Gruppen.

Kipping: "Unglaublich ermutigendes Signal"

Linken-Chefin Katja Kipping sagte, sie sei wegen des "extremen Rechtsrucks" zu der Veranstaltung gekommen. "Es ist ein unglaublich ermutigendes Signal, was von dieser Demonstration ausgeht und das Signal heißt: Die Kämpfe um soziale Gerechtigkeit und die Kämpfe um Flüchtlingssolidarität, für Demokratie gehören unteilbar zusammen." Auch Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kam zur Kundgebung. "Ich bin hier, um ein klares Zeichen zu setzen, dass sowohl die sozialen Rechte als auch die Rechte unserer Lebensgrundlagen unteilbar sind", sagte er.

Zuvor hatte unter anderem auch SPD-Chefin Andrea Nahles zur Teilnahme aufgerufen. "Wir müssen Gesicht zeigen für eine solidarische Gesellschaft, für unseren Sozialstaat, für ein friedliches und respektvolles Miteinander", erklärte sie. Ihr Parteikollege und Bundesaußenminister Heiko Maas brachte seine Unterstützung zum Ausdruck. Es sei "ein großartiges Signal, dass so viele auf die Straße gehen und klare Haltung zeigen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Eine gesellschaftliche Vielfalt bei Herkunft, Hautfarben, Religionen und Lebensstil sei eine Bereicherung, keine Bedrohung.

Unterstützt wurde das Bündnis außerdem von Künstlern, Wissenschaftlern und anderen Intellektuellen wie dem Satiriker Jan Böhmermann und der Band "Die Ärzte". Bei der Abschlusskundgebung traten auch Liedermacher Konstantin Wecker sowie Herbert Grönemeyer auf.

Auch in Frankfurt am Main fand am Samstag eine Demonstration gegen Rassismus und Diskriminierung statt. Dort beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 3500 Menschen.

Quelle: n-tv.de


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