Nach einer groß angelegten Razzia gegen Clankriminalität im Ruhrgebiet wollen die Sicherheitsbehörden heute Ergebnisse und Details des Einsatzes nennen. Etwa 1300 Polizisten hatten am Samstagabend zeitgleich unter anderem in Dortmund, Essen, Duisburg, Recklinghausen, Bochum und Gelsenkirchen zugeschlagen, um Shisha-Bars, Wettbüros, Cafés und Teestuben zu kontrollieren. In einigen Städten liefen die Durchsuchungen bis in die frühen Morgenstunden. Nach Angaben des NRW-Innenministeriums handelte es sich um die größte Razzia gegen Clankriminalität in der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Eine Bilanz des Einsatzes sollte es am Sonntagmittag geben.
Es gehe um den Verdacht der Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit, hatten die Sicherheitsbehörden erklärt. "Die heutige Razzia liegt voll auf unserer Nulltoleranz-Linie. Diese verfolgen wir sehr konsequent und sehr kontinuierlich. Die kriminellen Clanmitglieder sollen merken, wir lassen sie nicht in Ruhe - zu keiner Zeit und an keinem Ort", sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur.
Die Polizei war um 21.00 Uhr in den Revierstädten ausgerückt. Die Beamten wurden von Zoll, Finanzbehörden und Ordnungsamt unterstützt. Zudem gab es Verkehrs- und Personenkontrollen. In Essen wurde laut Polizei eine Person festgenommen. Der Mann hatte 9000 Euro in bar und mehrere EC-Karten bei sich. Zudem stellten Beamte unverzollten Tabak sicher. Shisha-Bars wurden wegen zu hoher Belastung mit Kohlenmonoxid geschlossen. "Wir verfolgen konsequent Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, die von einzelnen Mitgliedern der 'Familienclans' begangen werden", twitterte die Polizei. Auch in anderen Städten wie Mülheim, Witten und Herne liefen Maßnahmen.
Reul hatte die Bekämpfung der Clankriminalität zuletzt als große Herausforderung für die Sicherheitsbehörden bezeichnet. Das Treiben von rund 50 Clans in NRW besorge ihn "extrem", sagte Reul im Dezember. "Sie erheben den Anspruch, zu bestimmen, was auf der Straße passiert. Das ist ein frontaler Angriff auf den Rechtsstaat."
Mehrere Einsätze im letzten Jahr
Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizei in Deutschland gegen kriminelle Clans und Mafia-Organisationen vorgeht. Erst Anfang Dezember hatten Ermittler bei groß angelegten Razzien gegen die italienische Mafia-Organisation 'Ndrangheta in Deutschland und anderen Staaten fast 90 Verdächtige festgenommen. Bei den Vorwürfen geht es um Drogenhandel, vor allem mit Kokain, und Geldwäsche. In Deutschland werde im Rahmen der Operation gegen 47 Beschuldigte ermittelt.
Nach Behördenangaben wurden damals Vermögenswerte von mehreren Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt, vor allem in Nordrhein-Westfalen. An den Durchsuchungsaktionen in Deutschland waren rund 440 Beamte beteiligt, es gab 14 Festnahmen. Im vergangenen Juli und August war die Berliner Polizei mit einem Großaufgebot gegen kriminelle Mitglieder arabischer Großfamilien vorgegangen. Beamte durchsuchten Wohnungen und andere Objekte. Vier Menschen wurden in der Hauptstadt festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Bei der Razzia ging es um den Verdacht des Drogenhandels im großen Stil.
Quelle: n-tv.de
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