Tödliches Gift-Öl: USA brechen Einnahmen wegen toxischem Notvorrat weg

  17 April 2019    Gelesen: 775
  Tödliches Gift-Öl: USA brechen Einnahmen wegen toxischem Notvorrat weg

Die strategischen Ölvorräte der USA sind durch Schwefelwasserstoff vergiftet worden, wie Vertreter des Öl- und Gasriesen Exxon Mobil der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg mitteilten. Über die Ursachen des Skandals und seine Folgen für die US-Wirtschaft erfahren Sie mehr in diesem Artikel.

In einem Teil der strategischen Reserven, die im vergangenen Sommer erworben wurden, ist laut Bloomberg der Gehalt des toxischen Schwefelwasserstoff-Gases um das 250-fache höher als die technische Richtlinie und um das Siebenfache höher als das tödliche Niveau.

Toxischer Kraftstoff

1,5 Mio. Barrel Öl, die im August des vergangenen Jahres von Exxon Mobil beim Energieministerium der USA gekauft wurden, wurden vom Speicher Bryan Mound zum Exxon-Werk in Texas City befördert. Dort stellte sich heraus, dass der Gehalt des Schwefelwasserstoffs in dem Rohstoff bei einem Wert von 5000 ppm liegt, obwohl staatliche Standards nicht mehr als 20 ppm erlauben.

In den meisten Pipelines wird der Schwefelwasserstoffgehalt im Öl auf zehn ppm beschränkt, denn eine höhere Konzentration führt zu einer beschleunigten Korrosion der Rohre und Behälter. Doch in diesem Fall handelte es sich nicht einmal um den Schaden für die Anlage, sondern um eine tödliche Gefahr für den Menschen.

Bei einem Schwefelwasserstoffgehalt von 700 ppm verliert der Mensch nach fünf Minuten Einatmen dieser Öldämpfe das Bewusstsein, innerhalb einer Stunde stirbt er. Nur zur Erinnerung: Es geht hier um 5000 ppm! Gemäß US-Gesetzen über Informationsfreiheit benachrichtigte Exxon Mobil die Medien über dieses Problem.

Es stellte sich heraus, dass es früher zu ähnlichen Vorfällen mit Royal Dutch Shell, Macquarie Group und PetroChina gekommen war. Auf Beanstandungen von Shell und Macquarie antwortete das Energieministerium, dass die Ölunternehmer den Rohstoff bei der Beförderung selbst verunreinigt hätten. An die Chinesen zahlte die Regierung eine Million Dollar als Entschädigung für die Ausgaben zur zusätzlichen Reinigung des Rohstoffs.

Bakterien attackieren

Experten zufolge wurde der Kraftstoff wegen der sich in Reservebehältern vermehrenden Bakterien vergiftet, die den Schwefel im Öl in Schwefelwasserstoff verwandeln.

Jedenfalls beschwerten sich Royal Dutch Shell und Macquarie Group über den hohen Schwefelwasserstoffgehalt.

Worüber sich PetroChina genau beklagte, ist nicht bekannt, doch China war offenbar mit denselben Problemen konfrontiert.

Analysten ziehen zwei wichtige Schlussfolgerungen aus dieser Entwicklung. Erstens steigt der Schwefelwasserstoffgehalt in den strategischen Ölreserven der USA rapide nach oben. Das ist logisch – wenn Bakterien in ein günstiges Milieu gelangen, vermehren sie sich und erzeugen mehr Schwefelwasserstoff.

Eine Lösung bei solchen Fällen konnte bis dato nicht gefunden werden  – bislang wurden keine Antibiotika für das Öl entwickelt. Das heißt, dass die Amerikaner in der nächsten Zeit mit sehr ernsthaften Problemen konfrontiert sein werden.

Der Speicher Bryan Mound, aus dem das vergiftete Öl stammt, ist der größte der vier Speicher der strategischen Ölreserven des Landes. In 20 Salzhöhlen befinden sich rund 250 Mio. Barrel.

Zum Vergleich: Das Fassungsvermögen des zweitgrößten Speichers West Hackberry in Louisiana liegt bei 227 Mio. Barrel, in Big Hall in Texas und Bayou Choctaw in Louisiana — bei 160 bzw. 76 Mio. Damit ist rund ein Drittel der amerikanischen strategischen Reserven bakteriell verseucht. Außerdem ist unklar, ob in anderen Speichern alles in Ordnung ist.

Vergiftete Wirtschaft

Washington verband große Hoffnungen mit den Ölvorräten, genauer gesagt mit ihrem Ausverkauf. Ab 1. Mai will das Energieministerium sechs Mio. Barrel verladen, um einen starken Anstieg der Ölpreise nach der Aufhebung der Lockerungen für die Länder, die Öl im Iran kaufen, zu vermeiden.

Nach Angaben des Software-Produktes zur Verfolgung der Tankschiff-Bewegung, Refinitiv Eikon, beliefen sich die iranischen Lieferungen im März auf mehr als 1,7 Mio. Barrel pro Tag. Das Verschwinden solcher Ölmengen vom Markt würde unvermeidlich zum Preisanstieg führen. Donald Trump hatte jedoch versprochen, das nicht zuzulassen.

Allerdings kann der Fall Exxon Mobil den Enthusiasmus der Ankäufer des US-Reserveöls dämpfen. Washington muss nun also entweder auf seinen Plan, den iranischen Ölexport einzudämmen, verzichten oder sich mit dem Preisanstieg abfinden.

Mit dem Öl-Ausverkauf wollte Trump  viele staatliche Programme finanzieren. Um den US-Staatshaushalt zu füllen, müssten fünf Mio. Barrel in diesem Jahr und weitere 221 Mio. Barrel 2020 bis 2027 verkauft werden.

Nun sollen diese Pläne revidiert werden, weil die Nachfrage sicher niedriger als das Angebot sein wird. Jedenfalls wird es keine Einnahmen in dem Ausmaß geben, mit denen das Energieministerium gerechnet hatte.

„Die Haushaltsverwaltung des Kongresses wird anscheinend angesichts der Probleme mit der Ölqualität die Preisrichtlinien der künftigen Verkäufe der Ölreserven massiv nach unten korrigieren müssen“, sagte der Managing Direktor von ClearView Energy Partners, Kevin Book.

sputniknews


Tags:


Newsticker