Fritz von Weizsäcker bei Vortrag in Berliner Klinik erstochen

  20 November 2019    Gelesen: 1137
Fritz von Weizsäcker bei Vortrag in Berliner Klinik erstochen

In einer Berliner Klinik hält der Arzt Fritz von Weizsäcker einen Vortrag, als er unvermittelt von einem Mann angegriffen wird. Der Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker stirbt. Ein Mann, der ihm helfen wollte, wird schwer verletzt.

Ein unauffälliges Plakat lockt zum Fachvortrag in der Schlosspark-Klinik. Um „Fettleber – (K)ein Grund zur Sorge?“ soll es gehen. Gut ein Dutzend Menschen finden an diesem kalten, nassen Novembertag zu dem Krankenhaus am Rande des Schlossgartens in Berlin-Charlottenburg. Beim „Forum 11/2019“ im Tagungsraum Haus H der Abteilung für Psychiatrie spricht Dozent Fritz von Weizsäcker. Der Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ist Chefarzt an der Schlosspark-Klinik. Es geht um sein Fachgebiet, „die Fettleber, eine weitgehend unbekannte, aber zunehmende Volkskrankheit“.

Nach ersten Ermittlungen der Polizei löst sich während des Vortrags plötzlich ein Mann aus der Reihe der Zuhörer. Der bewaffnete Unbekannte stürmt auf den Dozenten zu. Ein Polizist, der zufällig unter den Zuschauern sitzt, versucht noch, den Mann aufzuhalten. Der Beamte in seiner Freizeit wird dabei selbst schwer verletzt. Er wird später in ein anderes Krankenhaus gebracht.

Um 18.59 Uhr geht bei Feuerwehr und Polizei ein Notruf ein, Rettungssanitäter und ein Notarzt eilen zu Hilfe. Sie können dem schwer verletzten Spitzenmediziner nicht mehr helfen. Ein Wiederbelebungsversuch bleibt erfolglos. Der 59 Jahre alte Fritz von Weizsäcker ist tot.

Mehrere Zuhörer aus dem Saal können den Angreifer überwältigen. So kann er kurz darauf der Polizei übergeben werden. Über den Angreifer wird zunächst nichts bekannt, auch Hinweise auf ein Motiv oder die Staatsangehörigkeit fehlen zu diesem Zeitpunkt.

Tatverdächtiger sollte noch in der Nacht verhört werden

Die Ermittlungen der Polizei laufen. Dabei soll auch die Familie von Weizsäckers befragt werden, ob es möglicherweise Hinweise auf eine Bedrohung des Internisten gab. Zudem sollte noch in der Nacht der Tatverdächtige verhört werden. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen. Es gebe noch keinen neuen Stand, hieß es am frühen Mittwochmorgen von einem Sprecher der Berliner Polizei.

Am Tatort werden die Spuren gesichert. Gerichtsmediziner, Kriminaltechniker und Ermittler einer Mordkommission sichern am Tatort mögliche Spuren. Teile der privaten Klinik werden dafür abgesperrt.

Vor dem modernen Gebäude der Klinik stehen überall blau-weiße Wagen von Polizei und Ermittlern. Die Klinikleitung will sich zunächst nicht äußern. Die meisten Fenster der Klinik bleiben an diesem Abend dunkel.

Vater Richard war bis 1994 Bundespräsident

Fritz von Weizsäcker,  1960 in Essen geboren, hatte eine lange Karriere als Mediziner hinter sich. Nach Stationen in Freiburg, Boston und Zürich war er seit 2005 Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I an der Schlosspark-Klinik.

Das Opfer stammte aus einer sehr bekannten Familie. Sein Vater Richard von Weizsäcker (1920-2015) war von 1984 bis 1994 Bundespräsident, zuvor 1981 bis 1984 für die CDU Regierender Bürgermeister von Berlin (West). Seine Mutter ist die frühere deutsche First Lady Marianne von Weizsäcker (87).

Seine Eltern hatten 1953 geheiratet. Richard von Weizsäcker arbeitete damals als Jurist bei Mannesmann. Bis 1962 wohnte die Familie in Essen und Düsseldorf, zog dann nach Ingelheim und 1967 nach Bonn. Fritz von Weizsäcker war das jüngste der vier Kinder. Sein Bruder Andreas starb 2008, es leben noch die Schwester Beatrice (61) und der älteste Robert Klaus (64).

Einer seiner Cousins ist der Umweltwissenschaftler und frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Ulrich von Weizsäcker (80).

Quelle : welt.de


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