Konkurrenz für Apple und Google: Volkswagen will eigene Software schaffen

  22 November 2019    Gelesen: 1163
Konkurrenz für Apple und Google: Volkswagen will eigene Software schaffen

Bei dem steigenden Softwareanteil in Autos will Volkswagen nun seine Abhängigkeit von US-Software-Profis wie Apple oder Google lösen und fasst daher seine Aktivitäten auf diesem Gebiet in einer eigenen Geschäftseinheit zusammen. Dies meldet die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag.

Rund 10.000 Entwickler sollen bis 2025 dafür eingestellt werden.  Ziel sei eine eigene Software-Marke des Konzerns, die ihre Dienste später auch anderen Abnehmern anbieten könnte.

Das Projekt soll Anfang 2020 unter dem Namen „Car.Software-Organisation“ starten, wie Volkswagen am Donnerstag mitteilte. In einem ersten Schritt sollen unter dem Dach rund 3000 Digitalexperten aus den verschiedenen Beteiligungen und Tochterunternehmen zusammenarbeiten.

Insgesamt will die neue Software-Einheit bis 2025 mehr als sieben Milliarden Euro investieren. Dann sollen alle neuen Fahrzeugmodelle auf einem einheitlichen Betriebssystem laufen. Dank der einheitlichen Software könne Volkswagen Größeneffekte nutzen, um die Kosten für die Software pro Fahrzeug für alle Marken des Konzerns zu senken. Die Größenordnung werde klar, wenn man von einem jährlichen Absatz von Volkswagen von mehr als zehn Millionen Fahrzeugen ausgehe. Dann wären es bereits nach fünf Jahren mehr als 50 Millionen Fahrzeuge mit der gleichen Software-Plattform.

Über das eigene Betriebssystem „vw.os“ sollen alle Fahrzeuge in eine Cloud eingebunden werden, die alle Dienste umfasse, von Fahrer-Assistenzsystemen über hochautomatisiertes Fahren und Parken, die Ladetechnologie bis hin zu Systemen für Mobilitätsdienste und digitale Geschäftsmodelle der einzelnen Marken.

„Wir werden unsere Wettbewerbsfähigkeit im Volkswagen-Konzern stärken, indem wir in Zukunft einen deutlich höheren Teil der Wertschöpfung in der Digitalisierung unserer Fahrzeuge beherrschen“, sagte VW-Markenvorstand Christian Senger, der die digitalen Aktivitäten inklusive Software des gesamten Konzerns steuert. Er soll auch für die neue Softwaretochter zuständig sein. Deren Gründung hatte Volkswagen schon im Sommer angekündigt.

Noch sind einige Fragen offen

Beim Aufbau der neuen Gesellschaft blieben allerdings noch einige Fragen offen, die in den nächsten Monaten geklärt werden sollen. Dazu zähle etwa die Ausgestaltung der betrieblichen Mitbestimmung, die bei VW ausgeprägt sei. Beim Wechsel in die Software-Gesellschaft würden die Mitarbeiter langfristig einen neuen Arbeitgeber bekommen, einen eigenen Betriebsrat habe die Organisation aber noch nicht. Auch die Modalitäten für einen Wechsel in die neue Einheit sowie tarifliche Fragen müssen noch ausgehandelt werden. Betriebsratschef  Bernd Osterloh nenne die Gründung einen Meilenstein. Die neue Gesellschaft sei der zentrale Schlüssel bei der strategischen Weiterentwicklung zu einem Software-Konzern. Bei der Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen müsse jedoch Qualität vor Schnelligkeit gehen. Für die Arbeitnehmer sei wichtig, dass niemand Verschlechterungen befürchten müsse, weder beim Wechsel in die neue Software-Einheit noch zurück in seine alte Gesellschaft. „Bei der Klärung aller offenen Fragen gefährden wir lieber eine Frist, als dass Beschäftigte sich überfahren fühlen“, schrieb Osterloh in einem Brief an die Belegschaft.

sm/gs


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